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EnergiemarktKrisengewinner RWE

Gebäude mit "RWE" Schriftzug
Einer der RWE-Standorte in Köln Lindenthal. Bis 2024 soll dieser geschlossen werden. (Bild: Bildausschnitt, HOWI, Wikimedia Commons, CC BY 3.0)

Eine Millarde Euro zusätzlich an Gewinn verzeichnet RWE im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Mehrgewinn stammt laut Unternehmen aus Erneuerbaren Energien. Doch ein erheblicher Teil des Gewinns basiert auf einem fossilen Geschäft.

11.08.2022 – Mit 2,858 Milliarden Euro bereinigtem EBITDA – das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen – konnte der Energiekonzern RWE sein Ergebnis in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gegenüber dem ersten Halbjahr 2021 um über eine Milliarde Euro steigern. Im ersten Halbjahr 2021 lag das Ergebnis bei 1,751 Milliarden Euro. Verantwortlich für den deutlichen Gewinn war nach Aussagen RWEs das neue „Kerngeschäft“ des Energiekonzerns, die grüne Stromerzeugung. Kohle und Kernenergie hingegen, die nicht mehr als Kerngeschäft gelten, mussten gegenüber dem Vorjahr Verluste hinnehmen, mit einem bereinigten EBITDA von 501 Millionen Euro gegenüber 545 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2021.

Deutlich gegenüber dem Vorjahr zulegen konnte die Windkraft, aufgrund eines verbesserten Windaufkommens und weniger Extremwetter, sowie hohen Strompreisen. Das Geschäft mit der Offshore Windkraft legte um 173 Millionen Euro zu gegenüber dem Vorjahreszeitraum, auf 632 Millionen Euro. Die Onshore Windenergie, gemeinsam mit Solarkraft, wies sogar ein Plus von 533 Millionen Euro auf. Während der Konzern im ersten Halbjahr des Vorjahres aufgrund von Wetterextremen in Texas und schlechtem Wind in mehreren Ländern in diesem Segment im Minus war, liegt das bereinigte EBITDA 2022 bei 491 Millionen Euro. Die Solarenergie machte dabei nur einen geringen Anteil der Stromerzeugung aus und lag in den ersten sechs Monaten bei 845 Terrawattstunden (TWh) gegenüber 9.840 TWh Onshore-Windkraft.

Gas als Teil der grünen Stromerzeugung

Als weiteren Teil des Kerngeschäfts mit Erneuerbaren Energien klassifiziert RWE das „Segment Wasser/Biomasse/Gas“. Von 297 Millionen Euro auf 755 Millionen Euro stieg hier das Ergebnis im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum. RWE weist dabei Erdgas als Teil der grünen Stromerzeugung aus, wie die eigene Übersicht über die Stromproduktionsmengen des Energiekonzerns zeigt. Und Gas macht in diesem Segment den Löwenanteil an der Stromerzeugung aus. Erbrachte die Wasserkraft in den ersten sechs Monaten 937 TWh und Biomasse 2.193 TWh, lag die Produktion von Strom mittels Gas bei 26.316 TWh.

Sonja Meister, Energie-Campaignerin bei der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald kritisiert: „Trotz der fortschreitenden Klimakrise investiert RWE in den Kauf des niederländischen Gaskraftwerks Magnum und listet fossiles Gas weiterhin als grüne Erzeugungskapazität. Das ist absurd.“ Anfang Juni übernahm RWE das Gaskraftwerk Magnum von Vattenfall und will es nach eigenen Aussagen zu einem Wasserstoff Hub umbauen. Doch vorerst wird es weiter mit Gas betrieben und beschert RWE angesichts exorbitanter Gaspreise hohe Gewinne. Auch mit Russland gibt es weiterhin Verträge für Gaslieferungen. Zudem strebt der Energiekonzern an, ein wichtiger Player für LNG-Importe nach Deutschland zu werden und ist einer der größten Investoren für Flüssiggasterminals an der Nordseeküste.

Mehrheitlich fossiler Strom

Des Weiteren bleibt die Kohleverstromung ein wichtiges Steckenpferd RWEs. In Lützerath will der Energiekonzern weiter Fakten schaffen und den Ort für den Kohleabbau in Anspruch nehmen. 24.420 TWh Strom produzierten die Braunkohlekraftwerke RWEs im ersten Halbjahr 2022 (Das Atomkraftwerk RWEs im Emsland kam auf 5.555 TWh). Berechnungen der Organisation urgewald zufolge, werden damit inklusive Gas noch immer 68,6 Prozent des Stroms aus fossilen Energieträgern erzeugt. RWE kündigt zwar an im laufenden Jahr fünf Milliarden Euro in Erneuerbare Energien zu investieren, doch darunter fällt auch das Gaskraftwerk Magnum.

Angesichts des zunehmenden Gasmangels will die Bundesregierung in der aktuellen Lage zudem Kohlekraftwerke stärker auslasten und diskutiert über längere Laufzeiten der aktiven Atomkraftwerke. Das wird RWE zusätzliche Gewinne einbringen. Wie für andere Profiteure der Krise steht für RWE die Forderung einer Übergewinnsteuer im Raum. Immerhin erwägt der Energiekonzern, auf die gesetzliche Regelung der Gasumlage zu verzichten und die gestiegenen Gaspreise nicht an die Kund:innen weiterzugeben, festlegen will man sich aber nicht. Manuel Först


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