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Öl- und GasindustrieKurzfristige Klimaziele müssen kommen

Ölraffinerie vor einem Wald
Schon in Raffinerien, die etwa Erdöl in Kraftstoffe umwandeln, entstehen viele Treibhausgasemissionen. Dazu kommt noch die Verwendung der Kraftstoffe in Fahrzeugen. (Bild von michaelmep auf Pixabay)

Klimaneutralität 2050 ist ein fernes Ziel fast aller führenden Öl- und Gasfirmen. Dringend nötige kurzfristige Ziele und Maßnahmen hingegen sind noch zu wenig vorhanden. Doch die Chancen stehen gut, dass sich dies bald ändert.

02.06.2021 – Lediglich die italienische Eni, die französische Total und das britische Unternehmen BP haben laut einer Analyse von Carbon-Tracker nachvollziehbare Emissionsminderungsziele für 2030. Fünf weitere von Carbon Tracker untersuchte Öl- und Gasfirmen erklären zwar 2050 klimaneutral wirtschaften zu wollen, für den Klimaschutz elementare Emissionsminderungsziele bis 2030 fehlen hingegen. Zwei weitere – Chevron und Exxon Mobil – haben noch nicht einmal das Ziel Klimaneutralität 2050 verkündet.

Allein die Verkündung von Netto-Null sei dabei nicht genug, sagt Mike Coffin, Senior Analyst von Carbon Tracker. Es sei der Pfad, der zählt. „Um mit den Pariser Klimazielen in Einklang zu kommen, müssen die Unternehmen sich zu absoluten Reduktionszielen bei den CO2-Emissionen ihrer Öl- und Gasprodukte verpflichten, mit starken internen Zielen und nachvollziehbaren Plänen zur Umsetzung“, so Coffin.

Laut der Analyse von Carbon Tracker fährt die italienische Eni dabei noch die überzeugendste Strategie. Über alle Geschäftsaktivitäten hinweg wird ein Emissionsminderungsziel bis 2030 von 25 Prozent angegeben. Zwar liegen Total und BP mit ihren Zielmarken von 30 bis 40 Prozent darüber, dies betrifft aber jeweils nur bestimmte Geschäftsbereiche. Bei Total beschränken sich die Ziele auf das europäische Geschäft, bei BP sind die Geschäfte von Rosneft, wo die BP Großaktionär ist, nicht Teil der Rechnung.

Pariser Klimaziele verfehlt

Im Einklang mit den Pariser Klimazielen ist indes auch Eni nicht, auch wenn das Unternehmen wie Total und BP in Teilbereichen ein endgültiges CO2-Budget in seine Agenda mit aufnimmt und damit anerkennt, dass Staaten und Unternehmen nur noch ein bestimmtes Maß an Kohlendioxidemissionen zusteht.

Den drei Unternehmen folgen Shell, Equinor, Repsol und Occidental, die bis 2050 Klimaneutralität für ihre Energiegewinnung versprechen. Dabei lassen die Firmen aber offen, ihre fossile Energiegewinnung sogar zu erhöhen, wenn dies durch Erneuerbare Energien und Abscheidung von CO2 kompensiert wird. Alle Öl- und Gasunternehmen setzen hierbei auch auf Technologien zur CO2-Abscheidung, die noch in der Entwicklung und deren Nutzen noch nicht sicher sind.

Die Unternehmen Conoco Philipps, Chevron und Exxon Mobil versprechen derweil nur ihre Emissionen im operativen Geschäft zu reduzieren, also die Emissionen, die bei der Förderung von Öl und Gas anfallen. Das macht laut Carbon Tracker aber nur einen sehr geringen Anteil an den gesamten Emissionen der Firmenaus. .

Zeiten ändern sich

Doch bei Chevron und Exxon Mobil hat sich der Wind seit letzter Woche gedreht. Die Aktionäre von Exxon Mobil wählten zwei Kandidaten eines Aktivisten-Fonds, der gerade einmal 0,02 Prozent an Exxon Mobil hält, in den Vorstand. Große Investoren, wie Blackrock hatten sich dafür stark gemacht - gegen den Widerstand des Vorstandschefs des Ölkonzerns, Darren Woods.

Am selben Tag nahmen die Aktionäre von Chevron mit einer 61-prozentigen Mehrheit einen Antrag für höhere Klimaschutzverpflichtungen an. Demnach muss das Unternehmen künftig auch jene Emissionen in seine Minderungsziele einpreisen, die bei der Verbrennung der geförderten Rohstoffe anfallen. So weit gehen Eni, Total und BP bereits.

Shell wurde derweil von einem niederländischen Gericht zu mehr Klimaschutz verurteilt. Umweltschützer hatten geklagt und gewonnen. Der Ölkonzern ist nun verpflichtet seine CO2-Emissionen bis 2030 (im Vergleich zu 2019) um 45 Prozent zu reduzieren. Dabei muss es sich laut Urteil um die absolute Reduzierung der Kohlendioxidemissionen handeln, eine theoretische Produktionssteigerung fossiler Energien ist damit nicht mehr möglich. mf


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