Menü öffnen

Historisches UrteilÖlkonzern Shell zu mehr Klimaschutz verurteilt

Drei Männer in einem Gerichtssaal in Den Haag
Donald Pols (Mi.), Direktor von Milieudefensies und Anwalt Roger Cox (re.) beim Prozessauftakt 2020 im Gerichtssaal in Den Haag. Sie erstritten ein historisches Urteil: Shell muss mehr für den Klimaschutz tun. (Foto: Marten van Dijl / Friends of the Earth)

Der Ölkonzern Shell muss seine CO2-Emissionen bis 2030 drastisch reduzieren. Das entschied ein niederländisches Gericht. Der Richterspruch ist wegweisend, erstmals wird ein Unternehmen zu mehr Klimaschutz verurteilt. Shell will Berufung einlegen.

28.05.2021 – Im Dezember 2020 hatte der Prozess begonnen, in dieser Woche endete er mit einem Sieg für die klagenden Umweltschützer. Um 45 Prozent muss der Ölkonzern Shell seine CO2-Emissionen bis 2030 im Vergleich zu 2019 reduzieren. Die Verpflichtung zu mehr Klimaschutz gilt für die eigenen Unternehmen, aber auch für Lieferanten und Kunden.

Das Urteil sieht vor, dass Shell seine absoluten Kohlenstoffemissionen reduzieren muss, während die selbstgesteckten Klimaschutzziele des Unternehmens theoretisch eine weitere Produktionssteigerung erlauben. An diesem Punkt hat das Gericht sehr klar formuliert. Die Argumente des Unternehmens, bereits weitreichende Klimaschutzmaßnahmen ergriffen zu haben, beurteilt das Gericht als zu wenig konkret und voller Vorbehalte. Shell zeigte sich enttäuscht und will gegen das Urteil Berufung einlegen.

Urteil lässt keinen Raum für Zweifel

Der Prozess fand vor dem Bezirksgericht am Hauptsitz des niederländischen Ölkonzerns Royal Dutch Shell in Den Haag statt. Bereits 2019 hatten insgesamt sieben Umweltschutzorganisationen die Klage gegen den Konzern eingereicht. Mehrere Tausend niederländische Bürger hatten die Klage unterstützt. Im Dezember 2020 hatte der Prozess begonnen.

Federführend auf Seiten der Kläger war die niederländische Umweltorganisation Milieudefensies. Sie vertritt die Niederlande im internationalen Zusammenschluss Friends of the Earth. Donald Pols, Direktor von Milieudefensies, bezeichnete das Urteil als monumentalen Sieg für unseren Planeten: Das Gericht habe keinen Raum für Zweifel gelassen. Shell sei ein Verursacher des Klimawandels und müsse sein zerstörerisches Verhalten jetzt stoppen.

Roger Cox, Anwalt von Milieudefensies, sieht in dem Urteil einen Wendepunkt in der Geschichte: „Dieser Fall ist einzigartig, weil es das erste Mal ist, dass eine Richterin ein großes umweltverschmutzendes Unternehmen zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens verurteilt. Dieses Urteil kann auch für andere große Umweltverschmutzer große Konsequenzen haben."

Das Urteil ist auch ein klares Signal an alle fossilen Unternehmen und deren Investoren, dass sich das fossile Zeitalter dem Ende zuneigt. Geschäfte auf Kosten von Natur und Umwelt haben keine Zukunft.

Mit dem Urteil schließt sich ein Kreis: Bereits in den 80er Jahren hatte Shell eine Studie erstellt, die den Treibhausgaseffekt seiner Geschäftsaktivitäten aufzeigte. Die Studie wurde jedoch unter Verschluss gehalten und stattdessen jahrelang Klimawandelleugner unterstützt. Obwohl die Konzernverantwortlichen also zu den ersten gehörten, die die Fakten zum Klimawandel, seine Ursachen und Folgen wissenschaftlich unterlegt vor Augen hatten, entschieden sie sich, diese zu ignorieren und zu verleugnen. Nun ist der Konzern das erste Unternehmen weltweit, das gerichtlich zum Klimaschutz verurteilt wird. pf


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft