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GaskriseMethan aus der Ölförderung nutzen

Flaring, Mossmorran Natural Gas Liquids (NGL), Öl- und Gasfeld Brent in der Nordsee, Schottland
Das bei der Ölförderung anfallende Methangas wird routinemäßig abgefackelt. Dabei entstehen große Mengen an Emissionen. Das Gas könnte abgefangen und genutzt werden – zum Beispiel um die derzeit herrschende Gaskrise zu mildern. (Bild: Richard Webb / CC BY-SA 2.0 / via Wikimedia Commons)

Bei der Ölförderung entstehen große Mengen an Methangas, das vor Ort ungenutzt verbrannt wird und entsprechend klimaschädliche Emissionen erzeugt. Dabei könnte das Gas abgefangen und genutzt werden, zum Beispiel um die Gaskrise zu mildern.

31.08.2022 – Entlang fossiler Lieferketten entstehen große Mengen an Emissionen. Viele davon dienen bisher keinem Zweck. In der Gaskrise rücken sie als ungenutzte Ressource in den Fokus.

Sinnlose Emissionen

Bei der Ölförderung fällt als Nebenprodukt Methangas in großen Mengen an. Es wird entweder an Ort und Stelle verbrannt, was auch Abfackeln oder Flaring genannt wird, oder direkt abgelassen, das sogenannte Venting. Über beide Methoden gelangen große Mengen des hochgradig klimaschädlichen Methangases in die Atmosphäre. Das Abbrennen des Gases ist dabei noch die weniger schädliche Lösung. Abfackeln ist gängige Praxis bei der Ölförderung weltweit. Genaue Angaben über die dabei entstehenden Mengen an Methanemissionen sind nur über Satellitenbilder oder bestimmte Kameras möglich.

Methan ist ein hochaktives Treibhausgas, das über 20 Jahre rund 80-mal schädlicher in der Atmosphäre wirkt als CO2. Zwar verbleibt es dort insgesamt deutlich kürzer, sorgt aber kurzfristig für eine stärkere Erwärmung der Atmosphäre. Dem IPCC-Bericht zufolge wird davon ausgegangen, dass Methan für etwa 30 bis 50 Prozent des bisherigen weltweiten Temperaturanstiegs von etwas über 1 Grad verantwortlich ist. Der Energiesektor ist nach der Landwirtschaft die zweitgrößte Quelle der von Menschen erzeugten Methanemissionen.

Ungenutzte Ressourcen

Unternehmen lassen das Gas verbrennen, obwohl sie es auch abfangen und verkaufen könnten. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Um das Gas abzufangen, wird entsprechende Infrastruktur benötigt. Diese rechnet sich jedoch nur, wenn das Gas entsprechend teuer verkauft werden kann. Die Gaspreise der vergangenen Jahre boten den Firmen nicht ausreichend wirtschaftliche Anreize, das Gas einzufangen. Das hat sich inzwischen allerdings geändert. In der derzeitigen Gaskrise könnten sich Investitionen in entsprechende Infrastruktur innerhalb von nur wenigen Monaten rechnen, so Jutta Paulus, Mitglied der Fraktion Die Grünen/EFA im Europäischen Parlament, gegenüber dem ARD-Magazin Monitor.

Trotz der großen Klimawirkung wurden Unternehmen zudem nicht zum Abfangen oder Reduzieren der Gase verpflichtet. Dabei gehen jedes Jahr riesige Gasmengen durch Flaring verloren. Der Weltbank zufolge wurden in Tausenden Ölförderstätten weltweit im Jahr 2021 rund 144 Milliarden Kubikmeter Gas verbrannt. Das entspricht fast zwei Drittel der Nettostromerzeugung der Europäischen Union, berichtet die Deutsche Welle. So entstehen vollkommen sinn- und nutzlos tonnenweise an Emissionen.

Methanemissionen reduzieren – und gegebenenfalls sinnvoll nutzen

Ungenutzte Methanemissionen sind ein weltweit bekanntes Problem – und eines, das leicht verringert werden könnte. Der Internationalen Energieagentur (IEA) zufolge erzeugte das ungenutzt verschwendete Gas – inklusive Flaring und Methanlecks bei der fossilen Förderung – im Jahr 2021 rund 2,7 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalenten. Bis 2050 hätte der Wegfall dieser Menge an Emissionen einen vergleichbaren Effekt auf den globalen Temperaturanstieg wie die sofortige Beseitigung der Treibhausgasemissionen aller Autos, Lastwagen und Busse der Welt.

Auf der COP26 in Glasgow schlossen sich im vergangenen Jahr über 100 Länder dem von der EU und den USA initiierten Global Methane Pledge an. Sie verpflichteten sich damit, gemeinsam die weltweiten Methanemissionen systematisch zu analysieren und zu reduzieren. Bis 2030 sollen so Methanemissionen um 30 Prozent verringert werden. Bisher machten jedoch weder die Europäische Union, noch Deutschland oder ein anderes Land Anstalten, die bei der Ölproduktion anfallenden Gase sinnvoll zu nutzen. jb


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