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KlimakriseWeltweiter Strombedarf steigt, Erneuerbare Energien fehlen

Windkraftanlagen und Kohlekraftwerke
Noch dominieren fossile Energien den globalen Energieerzeugungsmarkt – der Ausbau der Erneuerbaren Energien muss deutlich an Tempo zulegen. (Foto: Andrew / Flickr / CC BY 2.0)

Der weltweite Stromverbrauch wird laut IEA-Bericht in diesem Jahr um fünf Prozent steigen. Doch nur die Hälfte des Anstiegs kann dabei durch Erneuerbare Energien gedeckt werden. Entsprechend werden auch die CO2-Emissionen weiter steigen.

22.07.2021 – Als die Internationale Energieagentur (IEA) Ende 2020 ihren Strommarktbericht publizierte, befanden sich weite Teile der Welt mitten in der Corona-Pandemie. Durch die daraus resultierenden Lockdowns ging der Energieverbrauch weltweit entsprechend zurück.

Ein halbes Jahr später steigt die weltweite Stromnachfrage wieder zügig an und könnte sogar das Niveau vor der Pandemie übersteigen, berichtet die IEA in ihrem aktuellen Strommarktbericht – das gelte vor allem für Schwellen- und Entwicklungsländer. Die Situation bleibe jedoch noch volatil, solange die Pandemie noch für Unwägbarkeiten in allen wirtschaftlichen Bereichen sorge.

Größtes Wachstum in China und Indien

Nach einem Rückgang um rund ein Prozent im Jahr 2020 soll die weltweite Stromnachfrage 2021 um knapp fünf Prozent und im Folgejahr 2022 um vier Prozent steigen, prognostiziert der IEA-Strommarktbericht. Mehr als die Hälfte des weltweiten Wachstums im Jahr 2022 werde in China stattfinden, dem größten Stromverbraucher der Welt. Indien als drittgrößter Verbraucher wird laut Prognose neun Prozent des weltweiten Wachstums ausmachen.

Erneuerbare-Energien-Ausbau muss viel schneller wachsen

Trotz eines Rekordzubaus erneuerbarer Erzeugungskapazitäten steigen die fossile Energieerzeugung und die damit verbundenen Treibhausgas-Emissionen zusammen mit der Stromnachfrage.

Nach einem Zuwachs von sieben Prozent im Jahr 2020 soll laut IEA-Report die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien 2021 um acht Prozent und 2022 um mehr als sechs Prozent zunehmen. Trotz dieser voraussichtlichen Steigerung dürften die Erneuerbaren Energien damit jedoch nur etwa die Hälfte des prognostizierten Wachstums abdecken bezüglich der weltweiten Nachfrage in den Jahren 2021 und 2022.

Nukleare und fossile Energieerzeugung dominieren den Markt weiterhin

Die Energieerzeugung aus Atomkraft werde 2021 um rund ein Prozent und 2022 um zwei Prozent wachsen. Der Strom aus fossilen Brennstoffen wird laut Prognose im Jahr 2021 um rund 45 Prozent und 2022 um 40 Prozent des zusätzlichen Bedarfs decken. Die Stromerzeugung aus Kohle werde nach einem Rückgang um 4,6 Prozent im Jahr 2020 um fast fünf Prozent im Jahr 2021 wieder zunehmen – und damit sogar das Niveau vor der Pandemie übertreffen.

Nach einem Rückgang um zwei Prozent im Jahr 2020 wird laut IEA-Report die gasbefeuerte Erzeugung 2021 voraussichtlich um ein Prozent und 2022 um fast zwei Prozent zunehmen. Das Wachstum der Energieerzeugung aus Gas bleibe hinter Kohle zurück, weil es in der schnell wachsenden Region Asien-Pazifik eine geringere Rolle spiele, aber auch wegen der zunehmenden Konkurrenz durch Erneuerbare Energien in den USA und Europa.

CO2-Emissionen im erneuten Höhenflug

Da der Anteil fossiler Energien also weiterhin steigt und der Ausbau Erneuerbarer Energien viel zu langsam vorangeht, werden auch die CO2-Emissionen des Stromsektors in diesem und dem nächsten Jahr wieder steigen. In Zahlen: Nach einem Rückgang um ein Prozent im Jahr 2019 und um 3,5 Prozent im Jahr 2020, werden die CO2-Emissionen des Stromsektors voraussichtlich um 3,5 Prozent im Jahr 2021 und um 2,5 Prozent in 2022 steigen.

Klimapolitik korrigieren

Um die Klimaziele zu erreichen, sind stärkere politische Maßnahmen erforderlich, konstatiert auch die IEA. Im IEA-Szenario Net‐Zero Emissions by 2050 finden fast drei Viertel der Emissionsreduktionen zwischen 2020 und 2025 im Stromsektor statt, wo die Emissionen im Durchschnitt um 4,4 Prozent jährlich sinken. Um diesen Rückgang zu erreichen, müsse die Stromerzeugung aus Kohle um mehr als sechs Prozent pro Jahr reduziert werden – jedoch teilweise durch Gas ersetzt werden, das im IEA-Szenario um rund fünf Prozent pro Jahr wachsen würde.

Klimaziele sind nur mit Erneuerbaren Energien erreichbar

Für die Klimaziele ist das laut Energie- und Klimaexperten keine Option – wenn Emissionen aus der Gasverbrennung die Kohleverbrennung ersetzen. Auch hier kann der Weg nur die Substitution durch den zügigen Ausbau Erneuerbarer Energien sein.

Der IEA Wholesale Electricity Market Price Index bildet die Preisbewegungen in den großen Industrieländern ab und zeigt, dass die Preise im ersten Halbjahr 2021 um 54 Prozent höher waren als im gleichen Zeitraum im Jahr 2020 – nachdem die Durchschnittspreise für das Gesamtjahr 2020 um 25 Prozent im Vergleich zu 2019 gesunken waren. Als Grund für diese Schwankungen nennt die IEA starke Schwankungen der Preise für fossile Brennstoffe, die durch die Corona-Krise im Jahr 2020 verursacht wurden – sowie die damit verbundenen Veränderungen der Stromnachfrage.

Die jüngsten Extremwetterereignisse hätten zudem die Versorgungssicherheit bedroht. Im ersten Halbjahr 2021 kam es in mehreren Regionen weltweit zu Versorgungsengpässen aufgrund von extremer Kälte, Hitze und Dürre.

Laut einem kürzlich veröffentlichten Bericht der Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) könnten Erneuerbare Energien den Schwellenländern Kosteneinsparungen in Höhe von 156 Mrd. US-Dollar einbringen. IRENA fordert Länder daher auf, zügig aus der Kohle auszusteigen.

Der Anteil der Erneuerbaren Energien, deren Kosten unter der wettbewerbsfähigsten fossilen Brennstoffoption liegen, verdoppelte sich im Jahr 2020. 162 Gigawatt (GW) bzw. 62 Prozent der gesamten Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien, die im letzten Jahr zugebaut wurden, wiesen niedrigere Kosten als die billigste neue fossile Brennstoffoption auf, hatten die Studienautoren errechnet.

Stromsysteme weltweit anpassen

Höhere Anteile variabler Erneuerbarer Energien haben messbare Auswirkungen auf den Betrieb und die Auslegung von Stromsystemen, stellt der IEA-Bericht fest. Die Analyse ausgewählter Märkte zeige, dass die stündlichen Nachfrageänderungen, die durch flexible Erzeugung und Verbrauch ausgeglichen werden müssen, zunehmen.

Zudem wachse die Kluft zwischen der maximalen und minimalen Menge an täglich benötigter flexibler Erzeugung. Daher werde es immer wichtiger, dass Stromsysteme flexibler werden – um die Erzeugung aus variablen Erneuerbaren Energien wie Wind- und Solarenergie zu ergänzen.

Eine von IRENA vor kurzem veröffentlichte Analyse des Stromsystems, der World Energy Transitions Outlook, macht deutlich, dass die Weltwirtschaft von einer globalen Energiewende profitieren würde. Eine Neuausrichtung des globalen Energiesystems, das auf Erneuerbaren-Energiesysteme setzt, würde nachhaltige, positive Veränderungen für Volkwirtschaften und Gesellschaften mit sich bringen. Anpassungen der Kapitalströme und eine Neuausrichtung der Investitionen wären notwendig, um die Energieversorgung auf einen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Weg zu bringen. na


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