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KohleindustrieWie ein Milliardär Staaten in die Kohle-Abhängigkeit treibt

Bild eines Kraftwerks im Sonnenuntergang im Hintergrund. Im Vordergrund verbrannte Erde.
Adanis Kohleindustrie, wie hier in Mundra, verpestet Luft und Erde in der Umgebung. (Foto: Stop Adani / flickr.com, CC BY 2.0)   

Der indische Unternehmer Gautam Adani kontrolliert nicht nur die Kohleindustrie in seinem Heimatland, auch in Australien und Bangladesch prägt er diese entscheidend mit. Wie er das schafft? Mit Skrupellosigkeit und viel Geld.

24.08.2019 – Kohle aus australischen Minen wird nach Indien verschifft, wo sie in einem neuen zwei Milliarden Dollar teuren Kraftwerk verstromt und der Strom schließlich ins benachbarte Bangladesch verkauft wird. Das ist der Plan von Gautam Adani – mit einem geschätzten Vermögen von 11,7 Milliarden US-Dollar einer der reichsten und einflussreichsten Personen Indiens. Und diese Pläne sind bereits weit fortgeschritten, wie die New York Times recherchiert hat.

Entscheidend für die Umsetzung dieser internationalen Kohlestrategie war demnach Adanis Eingriff in die lokalen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse von Queensland, Australien. Ausgestattet mit Geld und angehäuften Wissen über die lokalen Verhältnisse, ging Adani mit seinem Team im Vorfeld nationaler Wahlen nach Queensland, um für den Bau von Australiens größtem Steinkohlebergbau zu werben, der einmal über und unter Tage 60 Millionen Tonnen Kohle im Jahr produzieren soll.

In Queensland angekommen spendete Adani viel Geld an lokale Organisationen, Sportvereine und Politiker, für ihre Kampagnen im australischen Wahlkampf. Darüber hinaus versuchten Adanis Leute auf eigens organisierten öffentlichen Veranstaltungen, die Landbevölkerung vom Bau der sogenannten Carmichael coal mine zu überzeugen. Auf Jahrzehnte hinaus könne die Region und deren Menschen von der Mine wirtschaftlich profitieren, so Adanis Leute, denn Indiens Hunger auf Kohle sei ungebremst. Und sollten sich die Menschen von Queensland nicht für die Mine entscheiden, käme die Kohle halt aus anderen Regionen Australiens.

Die öffentliche Meinung teilte sich

Adanis Streben kam bei vielen in Queensland gut an. Doch gebaut werden soll die Carmichael coal mine auf weitläufigen Naturlandschaften, dem Galilee Basin. Und im Vorfeld der Wahlen im Mai dieses Jahres wurde auch Australien von den Folgen des Klimawandels heimgesucht, wie Hitzewellen, Dürre und Buschfeuer. Die öffentliche Meinung teilte sich entsprechend. Auf der einen Seite die, die vor den Gefahren des weiteren Kohleabbaus und -verstromung warnten, und auf der anderen Seite die, die an den Wirtschaftsfaktor der fossilen Energie glaubten.

Befeuert durch Lobbyisten, meist ehemalige Politiker, von Adani bezahlt, schlugen sich vor allem konservative Politiker auf die Seite der Kohlebefürworter und entschieden die Wahl schließlich für sich. Schon zuvor an der Macht, gewann das konservative Koalitionsbündnis die Wahlen. Bereits vor den Wahlen hatten diese den Grundwasserplan von Adanis Leuten für die Carmichael mine genehmigt, trotz starken Bedenken seitens anerkannter Wissenschaftler in Australien.

Und nach den Wahlen machten die Konservativen gleich weiter, ganz im Sinne Adanis. So stampften sie eine Klage ein, die einem von Adani kontrollierten Hafen an der australischen Küste vorwarf, giftige Stoffe ins Wasser zu entlassen. Auch wurden Regularien zurückgenommen, die zuvor die Flora und Fauna im Galilee Basin schützte. Dem Bau der Carmichael coal mine steht nun nicht mehr im Wege.

Gegenüber seinen Landsleuten ging Adani rigoros vor

Und während Adani in Australien mit Versprechungen und Geldern an die Einwohner aufwartete, ging er beim Bau des neuen Kohlekraftwerks in Indien rigoros vor. Kleinbauern wurden für das zwei Milliarden Dollar Projekt, ohne Entschädigung, gewaltsam vertrieben. Einzig die Politiker in den zuständigen Behörden durften sich die Taschen vollstopfen.

Darüber hinaus werden die Anwohner des künftigen Kraftwerks in keiner Weise von dem dort produzierten Strom profitieren. Denn der Strom aus 1.600 Megawatt Leistung wird komplett exportiert, nach Bangladesch. Ein Deal, den Adani bereits 2015 im Zuge einer Wirtschaftsreise indischer Unternehmer einfädelte und der Bangladesch ebenfalls auf Jahrzehnte hinaus abhängig von Adanis indischer Kohleindustrie macht. mf


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