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Berliner EnergietageDen Sanierungsstau angehen und die Gebäude fit machen

Älteres Zweifamilienhaus wird mit Wärmebildkamera betrachtet
Alte Gebäude sind meist nicht gut gedämmt und im Keller steht ein fossiler Heizkessel. (Foto: Tim Reckmann auf ccnull / CC-BY 2.0)

Die Wärmeversorgung dekarbonisieren und Gebäude energieeffizient sanieren – das sind große Aufgaben der nächsten Jahre. Wie dieser Weg verbraucherfreundlich gestaltet werden kann, wurde auf den Berliner Energietagen skizziert.

22.04.2021 – Die Ausgangslage ist denkbar schwierig: In Deutschland wurden 63 Prozent der Wohngebäude zwischen 1919 und 1978 errichtet, also noch vor der ersten Wärmeschutzverordnung. Der weitaus größte Anteil dieser Gebäude entspricht nicht dem angestrebten klimaneutralen Gebäudebestand im Jahr 2050. Gleichzeitig stagniert die Sanierungsrate seit Jahren auf zu niedrigem Niveau.

Alte Gebäude energieeffizient zu sanieren ist eine komplexe Aufgabe verschiedener Gewerke, braucht gute Planung und exzellentes Handwerk. Hier gibt es kaum Kostenreduktionen durch Massenfertigung – wie bei den Photovoltaiksystemen, die in den vergangenen Jahren erheblich preiswerter wurden. Im Gegenteil – bei der Sanierung ist eher mit Kostensteigerungen zu rechnen, weil Löhne und Materialien teurer werden.

Hauseigentümer mit hohen Investitionen häufig überfordert

Besitzer von Bestandsgebäuden haben häufig nicht die finanziellen Mittel solch eine Sanierung anzugehen. Es gibt zwar Förderprogramme – wie die seit Januar unter einem einheitlichen Dach zusammengeführte Förderung für energieeffiziente Gebäude – aber sie reichen bei weitem nicht aus, die riesigen Investitionen zu stemmen, die notwendig sind.

Dazu kommt die Notwendigkeit einer flächendeckenden Wärmeversorgung aus Erneuerbaren Energien. In Städten ist hier besonders die Erneuerbare Fernwärme das Zukunftsmodell. Doch regulatorisch werden ihr noch Steine in den Weg gelegt.

Verbraucherschützer im Schulterschluss mit den Hauseigentümern

Auf den Berliner Energietagen stellte der Bundesverband Verbraucherzentralen ein Positionspapier vor, das wichtige Eckpunkte skizziert, die auf dem Weg zu einem klimaneutralen Gebäudebestand zu berücksichtigen sind – die nächste Bundesregierung hat dabei eine große Verantwortung. Die Verbraucherschützer haben drei weitere Verbände an Ihrer Seite: den Bauherren-Schutzbund (BSB), den Verband Haus & Grund und den Verband Wohneigentum (VWE).

Das Verbändebündnis fordert ausreichend finanzielle Unterstützung der Verbraucher, damit ambitioniertere Effizienzstandards umgesetzt werden können. Und: Im Zuge der Wärmewende müssten mehr Anstrengungen zur Dekarbonisierung der Fern- und Nahwärme sowie eine deutliche Stärkung der Verbraucherrechte erfolgen.

Zwei Dinge gleichzeitig tun: Standards erhöhen und mehr fördern

Das Motto lautet Fordern und Fördern. Thomas Engelke, Leiter Energie und Bauen bei der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) erläutert den Gedanken: „Trotz der Maßnahmen, die in den letzten Jahren ergriffen wurden, kommen wir bei der Sanierungsrate nicht weiter. Wir sind überzeugt, dass zwei Dinge parallel geschehen müssen – die Effizienzstandards müssen erhöht werden, aber gleichzeitig auch umsetzbar sein. Wir brauchen beides – höhere Standards und mehr Förderung.“ Eine anspruchsvolle Idee, denn es geht um hohe Geldbeträge.

Gegenwärtig gilt prinzipiell, dass gesetzlich festgelegte energetische Standards im Gebäudebereich nicht gefördert werden. Die Nicht-Förderung erschwere die Einführung höherer Standards und die Umsetzung durch die Verbraucher aufgrund der mangelnden finanziellen Möglichkeiten.

Patrick Biegon, ebenfalls vom vzbv, hatte es zuvor so ausgedrückt: „Wer heute ein neues Niedrigenergiehaus baut oder energetische Sanierungsmaßnahmen durchführt, muss finanziell dazu in die Lage versetzt werden.“ Vor allem bei der Qualität der Sanierungen muss einiges geschehen. Die sogenannte Sanierungstiefe müsse zukünftig signifikant gesteigert werden. Es sei nicht mehr die Zeit, Dinge homöopathisch anzugehen, sondern jetzt müsse in der Tiefe von Grund auf saniert werden, sagte der Leiter Verbraucherpolitik der vzbv Philipp von Bremen.

Die Umsetzung dieser Vorschläge erfordert gesetzliche Änderungen, die dringend von der nächsten Bundesregierung angegangen werden müssen.

Die Berliner Energietage finden zumzweiten Mal online statt – mit einem Besucherrekord von 34.000 Anmeldungen für die einzelnen Veranstaltungen. Der digitale Großkongress erstreckt sich über zwei Wochen – vom 21. bis 23. April und vom 28. bis 30. April. Die Anmeldung ist weiterhin möglich.

Neben dem umfangreichen Kongressprogramm mit mehr als 100 Veranstaltungen und über 400 Referenten und Referentinnen warten auf die Teilnehmenden zahlreiche Networking-Angebote. So ermöglicht das neu entwickelte Networking-Tool, gezielt neue Kontakte im eigenen Interessensgebiet zu finden, sich auszutauschen und langfristig zu vernetzen. pf


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