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Klimaschutz im GebäudesektorEnergetische Sanierung von der Stange

Vorgefertigtes Wandbauelement wird mit einem Kran hochgehoben und in die Fassade eingesetzt
Mit standardisierten Lösungen und industriell vorgefertigten Elementen sollen Kosten und Dauer einer energetischen Sanierung reduziert werden. (Foto: flickr / CC BY 2.0)

Um die Klimaziele im Gebäudebereich zu erreichen, müsste die Sanierungsrate massiv angehoben werden. Einige EU-Länder wollen nun gemeinsam mit dem Prinzip „Energiesprong“ den Weg für einen Breitenmarkt für schnelle Nullenergie-Sanierungen ebnen.

30.04.2019 – Energiesprong ist ein neuartiges Sanierungskonzept, das versucht, einige Hürden bei der energetischen Sanierung abzubauen und dabei einen hohen Energieeffizienzstandard zu erreichen. Ziel ist es, mit einer möglichst kurzen Zeit eine warmmietenneutrale Sanierung mit Nullenergie-Standard (NetZero) zu bewerkstelligen: Dabei erzeugt das Gebäude über das Jahr so viel Energie für Heizung, Warmwasser und Strom, wie benötigt wird. Die Mieter sollten dabei nicht mit langen Bauzeiten belastet werden, ein häufiges Problem. Das Prinzip setzt daher auf standardisierte Lösungen mit industriell vorgefertigten Elementen, maßgeschneidert für Fassaden und Dächer mit vollständig integrierten Energiesystemen, mit denen die Dauer der Sanierungsarbeiten von mehreren Monaten auf wenige Wochen reduziert wird.

Niederlande sind Vorreiter

Das Sanierungsprinzip wurde in den Niederlanden entwickelt und dort bereits in mehr als 4.500 Gebäuden umgesetzt. Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat es gemeinsam mit Wohnungs-, Bau- und Zulieferunternehmen auf den deutschen Markt gebracht. Einige Bundesländer haben die Idee bereits aufgegriffen. Erst vor kurzem hat das Umweltministerium Baden-Württemberg sein Förderprogramm Serielle Sanierung von Wohngebäuden veröffentlicht. Die Landesregierung geht davon aus, dass die industrielle Vorfertigung von Fassaden- und Dachelementen sowie deren Montage an Wohngebäuden die Chance bietet, gute Energiestandards zu erreichen und dabei langfristig die Kosten für die Sanierung zu senken. Die Sanierungsquote in Baden-Württemberg könnte damit deutlich angehoben werden, hofft die Regierung.

Energiesprong verstärkt europaweite Zusammenarbeit

In Europa haben sich Teams aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich und Niederlanden nun zusammengeschlossen, um gemeinsam Nullenergie-Sanierungslösungen für Mehrfamilienhäuser in Nordwesteuropa zu entwickeln. Gemeinsam mit Wohnungsunternehmen im Rahmen des EU-Förderprogramms Interreg NWE - Mustbe0 sollen mehrere Prototypen mit insgesamt 415 Wohneinheiten daraus entstehen –  und so den Weg für einen Breitenmarkt für schnelle Nullenergie-Sanierungen ebnen. In Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden gebe es rund 43 Millionen Wohnungen, die in den nächsten 30 Jahren saniert werden müssten, um die EU-Klimaziele für 2050 zu erreichen. Die aktuelle Sanierungsquote in den Ländern reiche bei Weitem nicht aus.

Kostensenkung durch große Verbreitung

Bei der Markteinführung für entsprechende Einfamilienhauslösungen in den Niederlanden und später auch in Frankreich und Großbritannien sei bereits deutlich geworden, berichtet die dena weiter, dass sich mit steigenden Stückzahlen ein enormes Kostensenkungspotenzial ergibt. Das Geld, das ohne energetische Sanierung weiterhin für Energiekosten und Instandhaltung ausgegeben worden wäre, fließe in die Refinanzierung der Sanierung. Die Lebenshaltungskosten für die Bewohner sollten dabei nicht steigen und die energetische Qualität sowie der Innenraumkomfort für bis zu 30 Jahre garantiert werden – so das Ziel der Projektierer. Über Europa hinaus sind Marktentwicklungsteams von Energiesprong mittlerweile auch schon in Kanada und dem Bundesstaat New York aktiv. na


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