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BürgerenergiewendeProjektflaute bei Energiegenossenschaften in Deutschland

Freiflächen-Solaranlage auf Wiese
80 Prozent der Bürgerenergiegenossenschaften in Deutschland betreiben Solarstromanlagen und bringen so die Energiewende maßgeblich voran. (Foto: Pixabay / Free License)

Rund ein Drittel aller Energiegenossenschaften hierzulande plant laut einer Umfrage der DGRV keine neuen Projekte mehr in diesem Jahr. Das liegt an den ungünstigen politischen Rahmenbedingungen für die Bürgerbeteiligung an der Energiewende.

02.07.2021 – Es ist ein weiteres alarmierendes Signal für den Fortschritt der Energiewende: 34 Prozent der 835 Energiegenossenschaften in Deutschland planen 2021 keine neuen Projekte. Das Ergebnis der aktuellen Jahresumfrage des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes (DGRV) unter den Energiegenossenschaften macht einmal mehr deutlich, dass die Voraussetzungen für die Teilhabe an der Energiewende und damit ihrem Erfolg politisch weiter behindert werden. Die fehlende Perspektive zeige sich insbesondere im Hauptbetätigungsfeld Solarstromerzeugung, berichtet der DGRV. Im Vorjahr planten noch 54 Prozent Projekte in diesem Bereich, jetzt sind es nur noch 38 Prozent. 2017 waren es sogar noch 72 Prozent.

„Diese Entwicklung ist besorgniserregend“ kommentiert der Vorstandsvorsitzende des DGRV Eckhard Ott die Umfrageergebnisse. „Schließlich sind es Energiegenossenschaften und andere Bürgerbeteiligungsmodelle, die die Akzeptanz für die Energiewende vor Ort stärken. Ein drohender Stillstand in der Geschäftstätigkeit gefährdet aktuell aber dieses Engagement.“

Der Grund für die Negativentwicklung seien die veränderten Rahmenbedingungen für Photovoltaik – und etwa 80 Prozent der Energiegenossenschaften betreiben Solarstromanlagen. Die Investitionskosten seien vergleichsweise niedrig, so der DGRV, und das Finanzierungsrisiko aufgrund der festgelegten Vergütung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sowie der Marktprämie gut zu handhaben. Doch in den letzten Jahren habe die Ausweitung von Ausschreibungen zur Förderung Erneuerbarer Energien das Engagement zurückgedrängt. Auch der direkte Verkauf des Solarstroms am Strommarkt wäre aufgrund der niedrigen Marktpreise keine Option.

„Erfreulicherweise hat die Bundesregierung die Ziele für den Klimaschutz nachgeschärft. Der Gesetzgeber ist nun weiter gefordert, mit einem verstärkten Ausbau der Erneuerbaren Energien auch die Rahmenbedingungen für die Bürgerbeteiligung zu verbessern“, mahnt Ott.

Denn der Beitrag der Bürgerenergie zum Klimaschutz ist groß. Die 835 Energiegenossenschaften mit ihren 200.000 Mitgliedern haben insgesamt 3,2 Mrd. Euro in Erneuerbare Energien investiert und im Jahr 2020 allein rund 8,8 Terawattstunden (TWh) Ökostrom erzeugt. Damit wurden etwa 3 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente im Strombereich vermieden, rechnet der Verband vor. Hinzu kämen 110.000 Tonnen vermiedener CO2-Äquivalente im Wärmebereich durch die Versorgung von rund 18.000 Haushalten über genossenschaftliche Wärmenetze. Die nächste Bundesregierung muss dringend nachbessern und die gesetzlichen Bürgerenergie-Regulierungen anpassen. na


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Kommentare

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Ulrich Windmüller 02.07.2021, 20:48:30

Der Artikel trifft leider den Nagel auf den Kopf. Während in der Nähe von Gleisanlagen Solarparks bis 749 Kwp möglich sind, baut EnBW nördlich von Berlin drei Solarparks mit zusammen 400 MW. Ich engagiere mich seit mehr als 20 Jahren im Bereich von Bürgerenergieprojekten. So wie in Deutschland das Reden von Politikern wie Peter Altmeier, und das Handeln im Anschluss daran aussehen, hat man keine Chance.


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