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BundesnetzagenturEnergiewende-Regionen von Netzentgelten entlasten

Windrad und Strommast im Abendrot
Windrad und Stromleitung in der Nähe von Limburg, Deutschland (Bild: GerritR, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0)

Für neue Wind- und Solarparks braucht es neue Netze. Die Kosten dafür trägt die lokale Bevölkerung. Die Bundesnetzagentur schlägt vor die Mehrkosten in den Regionen bundesweit zu verteilen und damit die Energiewende-Vorreiter zu entlasten.

04.12.2023 – Der Anteil der Netzgebühren an den Stromkosten in Deutschland liegt aktuell im Durchschnitt bei 21,5 Prozent. Dieser erhebliche Beitrag an den gesamten Kosten ist regional sehr unterschiedlich verteilt. Besonders hoch sind die Netzentgelte dort, wo zum einen die Bevölkerungsdichte gering ist und es langer Leitungen zu vergleichsweise wenigen Endkund:innen bedarf, und zum anderen, wo die Netzbetreiber investieren müssen. Denn die Investitionen werden auf die lokale Bevölkerung umgelegt.

Investieren müssen die Netzbetreiber aktuell vor allem in Regionen, wo der Ausbau Erneuerbarer Energien voranschreitet und etwa Wind- und Solarparks an das Netz angeschlossen werden müssen. Die Menschen zahlen also besonders dort hohe Netzgebühren innerhalb ihrer Stromrechnung, wo die Energiewende voranschreitet. Vor allem in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg ist das aktuell der Fall. Neben einer dünnen Siedlungsstruktur sind diese Länder besonders weit beim Ausbau Erneuerbarer Energien. Der Anteil Erneuerbarer Energien an der Bruttostromerzeugung ist vergleichsweise hoch – Mecklenburg Vorpommern ist hier mit 77,8 Prozent bundesweit führend. Zudem exportieren die Bundesländer häufig Erneuerbaren Strom in andere Bundesländer. Die Kosten für den Netzausbau werden trotzdem regional umgelegt.

Die Folge: in Mecklenburg-Vorpommern betragen die anteiligen Ausgaben fürs Stromnetz bei Privathaushalten bald 11 Cent pro Kilowattstunde, ebenso teuer sind diese in Brandenburg. In Schleswig-Holstein sind es bald sogar 13 Cent je kWh. Wobei es je nach Region in den einzelnen Bundesländern noch einmal erhebliche Unterschiede gibt. Zum Vergleich: am günstigsten sind die Netzentgelte pro Haushalt im Durchschnitt in Bremen, mit 7 Cent je kWh. Die Bundesnetzagentur schlägt nun in einem Eckpunktepapier vor, Netzbetreiber mit besonderen hohen Kosten durch den Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung zu entlasten, indem die Mehrkosten bundesweit verteilt werden.

10,5 Millionen Nutzer:innen würden profitieren

Die Netzentgelte in diesen Regionen sollen sinken. Dies führe auf der anderen Seite zu überschaubaren zusätzlichen Kosten für alle Stromverbraucher:innen in Deutschland, so die Bundesnetzagentur, die Entlastungen und Mehrkosten durchgerechnet hat. Demnach wären aktuell 17 Netzbetreiber in Zuständigkeit der Bundesnetzagentur berechtigt ihre Mehrkosten abzuwälzen. Profitieren würden rund 10,5 Millionen Netznutzer:innen, bei denen die Netzentgelte um 25 Prozent sinken und deren Abgaben sich dann im Bundesdurchschnitt bewegen. Bezogen auf 2023 würden vor allem Brandenburg, mit einer Bruttoentlastung von 217 Millionen Euro, und Schleswig-Holstein – Entlastung von 184 Millionen Euro – profitieren.

Auf der anderen Seite würden alle Stromverbraucher:innen in Deutschland im Durchschnitt nur 0,24 Cent pro Kilowattstunde mehr zahlen. Bei einem Haushalt mit einem Verbrauch von 3.500 kWh wären das zusätzliche Kosten von 8,40 Euro pro Jahr. Konkret beabsichtigt die Bundesnetzagentur, den Mechanismus der Umlage nach der Stromnetzverordnung zu nutzen. Die Umlage ist Bestandteil des Strompreises. Sie dient dazu, entgangene Erlöse eines Netzbetreibers auszugleichen, die entstehen, weil bestimmte Verbraucher ein reduziertes Netzentgelt zahlen. Diese würde von 0,4 Cent je kWh (für 2024) auf 0,64 cent je kWh steigen.

Die 17 Netzbetreiber sind indes nur ein Bruchteil der bundesweit mehr als 800, die zum Teil in staatlicher teils in privatwirtschaftlicher Hand sind. Wie schwierig schon der Netzanschluss vor Ort ist, können Projektierer bezeugen. Große Übertragungsnetzbetreiber wie 50Hertz investieren aktuell Milliarden in leistungsstarke Stromleitungen, die Wind- und Solarkraft überall in Deutschland zugänglich machen soll. Im Süden Deutschlands ist nur die Solarkraft gut ausgebaut. Aktuell müssen vor allem im Winter und bei wenig Sonnenschein im Süden Gas- und Kohlekraftwerke aus der Reserve geholt werden, um den Strombedarf zu decken, während gleichzeitig die Windräder im Norden zu viel Strom für das Netz produzieren und abgeregelt werden. Ende August hatte Bundesnetzagentur-Chef Klaus Müller die Debatte über die Reform der Netzentgelte angestoßen. Nun legte sein Haus das Eckpunktepapier vor. Ab 2025 soll die Reform in Kraft treten. Stellungnahmen, etwa von Umweltverbänden und der Politik, nimmt die Bundesnetzagentur ab sofort entgegen. mg


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