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NetzausbauReform soll Netzentgelte gerechter gestalten

Der Stromnetzausbau schreitet voran, doch die entstehenden Kosten sind ungleich verteilt (Bild von Andrey Metelev auf unsplash)

Die Bundesnetzagentur plant gerechtere Netzentgelte und stößt so die überfällige Debatte über die faire Verteilung von Kosten für den Netzausbau an. Laut Branchenverbänden könnte eine Reform Investitionen und Akzeptanz sichern.

24.08.2023 – Wo viele Erneuerbare zugebaut werden, müssen auch die Netze mitwachsen. Das verursacht Kosten, die über höhere lokale Netzentgelte auf die Bürger umgelegt werden. Insbesondere Menschen in windreichen und dünn besiedelten Gebieten in Nord- und Ostdeutschland werden bisweilen spürbar mehr belastet. Und das obwohl genau dort das bundesweite Gemeinschaftsprojekt Energiewende am entschlossensten vorangebracht wird.

Diesem Missverhältnis will Bundesnetzagentur-Chef Müller ein Ende setzen, wie er der Neuen Osnabrücker Zeitung erläuterte. Er könne den Frust vieler Bürger und Regionen über die ungerechte Sachlage gut verstehen. Sobald das dem Bundestag vorliegende Gesetz seiner Behörde die nötige Handlungsfreiheit einräume, würde ein konkreter Reformvorschlag erarbeitet. Bis ein solcher vorliegt, werden allerdings wohl noch Monate vergehen. Nach Bundeskanzler Scholz soll eine Reform jedoch noch dieses Jahr kommen.

Netzentgelte gerecht neuregeln, Akzeptanz schaffen

Bislang machen Netzentgelte mit rund einem Fünftel einen erklecklichen Teil der Stromrechnung aus. Sie sind bundesweit allerdings sehr unterschiedlich hoch. Gerade Bewohner von Regionen, in denen viel Windkraft und die entsprechende Netzinfrastruktur zugebaut wurde, zahlen in der Regel deutlich höhere Entgelte als Menschen in Kommunen oder Städten, in denen weniger Erneuerbare zugebaut werden. „Ich treffe keinen Energieminister in den Bundesländern, der dieses historisch gewachsene System noch gutheißt“, erklärt Müller seinen Vorstoß.

Eine Reform, die die Kosten des Netzausbaus gerechter verteilt, könnte dieses Verhältnis umkehren oder auch mit einem bundesweit einheitlichen Netzentgelt arbeiten. Letzteres ist bei den Kosten der Übertragungsnetze, der sogenannten Stromautobahnen, bereits der Fall. Im Ergebnis könnte dies in manchen Regionen Strompreise reduzieren, anderswo aber zu höheren Kosten führen.

Wolfram Axthelm, Geschäftsführer des Bundesverband Erneuerbare Energien e.V. (BEE) begrüßt die Ankündigung Müllers. Es sei Bürgern nicht zu vermitteln, dass ausgerechnet Regionen, die beim Ausbau voranschreiten, finanziell benachteiligt würden. Eine Netzentgeltreform sei diesbezüglich ein wichtiger Schritt, um Kosten gerechter zu verteilen und sie könne außerdem „den Ausbau der Erneuerbaren Energien beflügeln und für mehr Akzeptanz sorgen“.

Nebendebatte um Strompreiszonen entfacht

In der politischen Debatte hingegen wurden die Vorschläge zur Netzentgelt-Reform zuletzt oft mit der Thematik einer möglichen Einführung neuer Strompreiszonen vermischt. Müller selbst hatte diesen Aspekt zwar nicht erwähnt. Landesregierungen mit nur moderatem Erneuerbaren-Zubau wissen allerdings, dass sowohl von einer Netzentgelt-Reform als auch bei der Einführung von Strompreiszonen steigende Strompreise in ihren Bundesländern zu erwarten sind.

Bei letzterem würde die bislang einheitliche deutsch-luxemburgische Strompreiszone in zwei oder mehr Zonen aufgeteilt, was je nach Stromangebot und -nachfrage sowie Netzausbau zu bundesweit unterschiedlichen Strombörsenpreisen führen könnte. Gegen einen entsprechenden Vorschlag bezogen zuletzt im Mai sechs Ministerpräsidenten südlicher und westlicher Bundesländer Stellung und warnten vor Gefahren für den Industriestandort. Regierungs-Chefs nördlicher Bundesländer begrüßten die Vorschläge hingegen. Finn Rohrbeck


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