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Zubau bei Wind- und SolarkraftDie Photovoltaik hat die Nase vorn

Solaranlage auf dem Flachdach eines Wohnhauses
Dachanlagen machen den größten Teil der neu installierten Solaranlagen aus. (Foto: Solarimo auf Pixabay)

Der Zubau Erneuerbarer Energien wird weiterhin von der Photovoltaik dominiert, die Windkraft verliert den Anschluss. Die meisten Solaranlagen werden auf Dächern realisiert. Doch die geplante Anhebung der Ausbauziele lässt weiter auf sich warten.

06.04.2021 – Die Photovoltaik dominiert in Deutschland weiterhin den Zubau Erneuerbarer Energien. Allerdings meldete die Bundesnetzagentur für Februar 2021 einen niedrigeren PV-Zubau als für Januar. Rund 351 Megawatt Solarleistung ging im Februar ans Netz, im Januar waren es noch rund 529 Megawatt. Damit wurden seit Jahresbeginn 880 Megawatt neue Photovoltaikleistung gebaut, im Vergleich zu den beiden Monaten des Vorjahres bedeutet das eine Steigerung. Dabei war auch das letzte Jahr für die Photovoltaik ein gutes gewesen. Am Ende waren insgesamt knapp fünf Gigawatt neue Leistung hinzugekommen.

Von den im Februar angemeldeten 351 Megawatt wurden 270 Megawatt außerhalb von Ausschreibungen realisiert. Im Januar waren es in diesem Segment 486 Megawatt. Das Gros dieser Leistung ist auf Dächern verbaut. Freiflächenanlagen außerhalb der EEG-Vergütung schlagen mit 26 Megawatt zu Buche, im Januar waren es 87 Megawatt. Weiterhin verhalten bleibt der Zubau von Mieterstromanlagen: 3 Megawatt im Februar und 2,6 Megawatt im Januar wurden gemeldet. In diesem Segment rechnet die Branche jedoch mit einem Aufwärtstrend, weil das EEG 2021 einige Hürden für Mieterstromprojekte abgebaut hat.

Im Windkraftausbau steckt wenig Dynamik, denn aufgrund der Ausschreibungsergebnisse ist absehbar, dass der Ausbau in naher Zukunft keine großen Sprünge machen wird. Im Januar gingen an Land Windenergieanlagen mit 161 Megawatt ans Netz, im Februar 200 Megawatt. Windkraftanlagen auf See wurden in diesem Jahr bisher nicht in Betrieb genommen.

Bundesregierung hat nicht geliefert – Ausbaupfade wurden nicht angehoben

Unterdessen herrscht in vielen Verbänden, Organisationen und Unternehmen Unmut darüber, dass die Bundesregierung nicht wie versprochen die Ausbaupfade für Erneuerbare Energien erhöht hat. Mit dem EEG 2021 wurden Ausbaumengen bis 2030 definiert, die von den Branchenexperten als viel zu niedrig eingeschätzt werden. Zum einen berücksichtigen sie nicht den erhöhten Stromverbrauch durch Sektorenkopplung und zum anderen auch nicht die ambitionierteren Klimaziele der Europäischen Union.

In einem Entschließungsantrag hatte der Bundestag von der Bundesregierung gefordert, die zukünftigen Ausbaupfade noch im ersten Quartal dieses Jahres kräftig nach oben anzuheben.  Auch andere angekündigte Nachbesserungen sind bisher nicht erfolgt. Zudem stehen für die neu beschlossenen Regeln noch die beihilferechtlichen Zustimmungen der EU aus, sodass viele der neuen Anlagen von Rechtsunsicherheit betroffen sind.

So mahnt beispielsweise der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) nachdrücklich, die noch offenen Punkte des entsprechenden EEG-Entschließungsantrags umgehend zu bearbeiten. Die Bundesregierung hatte sich selbst eine Frist bis Ende März gesetzt und verschleppe nun abermals eine zentrale Entscheidung für mehr Klimaschutz.

Die Koalition verheddert sich, der Klimaschutz bleibt auf der Strecke

Zuletzt waren die Verhandlungen um das EEG aufgrund der Diskussionen um Joachim Pfeiffer (CDU) gestoppt worden. Ihm wird vorgeworfen, sein Wahlkreisbüro in seine Nebentätigkeiten eingespannt zu haben. Pfeiffer war im Verhandlungsgremium auf Georg Nüßlein (CDU)gefolgt, der wegen der Maskenaffäre die Union verlassen hatte und ebenfalls ein Klimaschutzgegner war.

Hermann Albers, Präsident des Bundesverbands Windenergie (BWE), kritisiert: „Die Koalition verheddert sich in Streitigkeiten, liefert nicht und gefährdet damit die Glaubwürdigkeit der Politik und die Erreichung der Klimaschutzziele.“ Der BEW vermisst einen deutlichen Nachdruck der Bundesregierung, gegenüber der EU-Kommission die beihilferechtliche Genehmigung schnell zu erreichen. Das zuständige Ministerium tauche ab, statt gemeinsam mit der Branche Lösungen zu erreichen. Die nicht erfolgten Zuschläge in der Ausschreibungsrunde zum 1. Februar führten direkt in den Stopp von Projekten. Die Situation könne sich nach der Ausschreibungsrunde im Mai weiter verschärfen.

Handwerkliche Fehler müssen nachgebessert werden

Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) fordert neben der Anhebung der Ausbauziele handwerkliche Nachbesserungen. Bei der Photovoltaik wird für Dachanlagen zwischen 300 und 750 Kilowatt Leistung eine Klarstellung gebaucht, auf welchen Zeitraum sich der Vergütungsanaspruch bezieht, wenn die Betreiber solcher Anlagen sich entscheiden, nur für 50 Prozent der erzeugten Strommenge eine Vergütung zu erhalten. Außerdem müsse korrigiert werden, dass nach Paragraph 51a PV-Anlagen von 500 bis 750 Kilowatt keine Verlängerung des Vergütungszeitraums für die auftretenden negativen Stunden erhalten.

Bei der Windenergie sind Anpassungen bei den Ausschreibungen notwendig. Sie sollten gleichmäßig übers Jahr Verteilt werden, sodass Genehmigungen auch noch im letzten Quartal erteilt werden können. Die vorgesehen nachträgliche Ausschreibung von Mengen greift zu spät. Ungefähr 3 Gigawatt Leistung, die in den letzten Jahren nicht gebaut wurden, drohen nach Aussage von BEE-Präsidentin Simone Peter zu verfallen. Auch die endogene Mengensteuerung müsse beseitigt werden. Dieser Mechanismus sorgt dafür, dass bei zu wenig Geboten in einer Ausschreibung das Volumen in der nächsten Ausschreibung nach unten angepasst wird. So soll auch bei wenigen Geboten Wettbewerb erhalten bleiben. De facto wird eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, wenn nicht andere Maßnahmen, die den Windkraftausbau hemmen, endlich in Angriff genommen werden.

Trotz schlechtem Wetter im ersten Quartal großer Anteil Strom aus Erneuerbaren

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) haben bereits eine erste Aussage zur Stromproduktion aus erneuerbaren Energien im ersten Quartal 2021 getroffen. Demnach wurden trotz der ungünstigen Wetterbedingungen – wenig Wind und Sonne – 40 Prozent des Stromverbrauchs aus Erneuerbaren Energien gedeckt. Insgesamt wurden rund 58 Terawattstunden (TWh) Strom aus Sonne, Wind und anderen regenerativen Quellen erzeugt. Davon stammten gut 27 TWh aus Wind an Land, gut 11 TWh aus Biomasse, rund 7 TWh aus Wind auf See, knapp 7 TWh aus Photovoltaik und 4 TWh aus Wasserkraft. Aus konventionellen Energieträgern wurden etwa 94 TWh erzeugt. pf


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