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Solarstrom – EnergiespeicherUnverzichtbare Zeitmaschinen des Stromsystems

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Im Forschungsprojekt MELANI wird untersucht, wie sich mehrere Wohnparteien eines Mehrfamilienhauses eine PV-Anlage auf dem Dach und einen Stromspeicher teilen können. (Foto: © naturstrom AG / Simon Thon)

In Deutschland haben sich die insgesamt installierte Anzahl an Solarbatterien als auch deren Speicherkapazität innerhalb des Jahres 2023 verdoppelt. Gut für die dezentrale Energiewende. Die Branche fordert weitere politische Optimierungsmaßnahmen.

18.01.2023 – Der Zubau solarer Stromspeicher hat im letzten Jahr merklich an Fahrt aufgenommen – die Nachfrage nach Solarstromspeichern ist in einem Jahr um 150 Prozent gestiegen.In Deutschland wurden 2023 über eine halbe Million neuer Solarbatterien installiert, geht aus einer vorläufigen Jahresbilanz des Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) auf Basis von Daten der Bundesnetzagentur hervor.

Die nutzbare Speicherkapazität der bereits über eine Million installierten Solarstromspeicher beträgt inzwischen rund 12 Gigawattstunden und reicht rechnerisch aus, um den durchschnittlichen privaten Tagesstromverbrauch von etwa 1,5 Millionen Zwei-Personen-Haushalten in Deutschland zu speichern, berichtet der BSW.

„Beim Einbau neuer Solarstromanlagen auf privaten Gebäuden zählen Stromspeicher inzwischen zum Standard. Auch immer mehr Firmen speichern Solarstrom vom eigenen Dach, um ihn rund um die Uhr nutzen zu können“, erklärt BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Die erfreuliche Entwicklung dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Chancen und Potenziale der Batteriespeicher für das Stromsystem weiterhin politisch stark unterschätzt würden und Marktbarrieren ihre Verbreitung hemmten, so Körnig.

Notwendige Transformation des Energiesystems

In einem Stromsystem, das wesentlich auf den fluktuierenden Erzeugern Wind und Solar basiert, werden Flexibilitäten im Stromnetz immer wichtiger mahnt der Bundesverband in diesem Kontext. Speicher sind nach BSW-Einschätzung jedoch nicht einfach eine von vielen Arten von Flexibilität, wie beispielsweise Laststeuerung oder Einspeisemanagement. Vielmehr würden Speicher die einzigartige Fähigkeit besitzen, Stromüberschüsse aufzunehmen und bei Bedarf zeitlich versetzt wieder ins Netz einzuspeisen. Außerdem könnten sie gleichzeitig das Netz vor Überlastung schützen und weitere Dienstleistungen zur Stabilisierung und Ausfallsicherheit des Netzes bereitstellen.

Stromspeicherstrategie verbessern, Förderung fortsetzen

Vor diesem Hintergrund begrüßt der BSW die jüngste Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) zur Entwicklung einer Stromspeicherstrategie. Der Mitte Dezember veröffentlichte erste Entwurf lasse jedoch zentrale strategische Fragen zur Rolle von Speichern im Stromsystem der Zukunft bislang noch offen, bemängelt der Verband.

In einer nun vorgelegten Stellungnahme empfiehlt die Interessenvertretung der Solartechnik- und Solarspeicher-Branche zahlreiche konkrete Nachbesserungen. Kritik übt der Branchenverband an Plänen des Bundesforschungsministeriums, infolge der Kürzungen am Klima- und Transformationsfonds die staatlichen Fördermittel für ein Großteil der Batterie-Anwendungsforschung für 2024 zu streichen.

Tragende Säulen des Stromsystems

Speicher seien „unverzichtbare Zeitmaschinen des Stromsystems“, formuliert es der BSW ganz anschaulich. Sie sollten künftig eine eigenständige wesentliche Säule im Stromsystem bilden – neben der Erzeugung, dem Netz und dem Stromverbrauch. Dieser Ansatz fehle im Entwurf der BMWK-Stromspeicherstrategie noch und müsse sich auch in der Weiterentwicklung des energiewirtschaftlichen Rechtsrahmens sowie einer angemessenen Ausstattung mit Forschungsmitteln niederschlagen. Nur so sei die von Energieexperten für notwendig erachtete Steigerung der Kapazitäten um den Faktor 25 von Batteriespeichern bis 2050 erreichbar.

Smarte Speicherstrategie gefordert

Batteriespeicher seien „der ideale Partner für Photovoltaikanlagen sind, um den Tag-Nacht-Ausgleich herzustellen und damit die Stromversorgung zu verstetigen“, formuliert es der BSW. Eine intelligente Speicherstrategie sollte nach Einschätzung des Branchenverbandes nun auch daraufsetzen, mit Hilfe von Stromspeichern die vorhandene Netzkapazität effizienter zu nutzen, die Benutzungsstunden des Netzes zu erhöhen und damit die Anschlusskapazitäten sowohl für dezentrale Erzeuger als auch für neue Verbraucher wie Wärmepumpen und E-Autos zu vergrößern.

„Ein schneller Batteriespeicherausbau kann den Netzausbaubedarf verringern und Zeit gewinnen für den darüber hinaus notwendigen, aber langwierigen Ausbau des Stromnetzes“, so Körnig.Der BSW sieht daher politischen Handlungsbedarf, etwa bei der Entfristung der Netzentgeltbefreiung sowie bei der Möglichkeit, Speicher sowohl für vor Ort erzeugten Solarstrom wie auch für Netzstrom zu nutzen, und der Bereitstellung von Systemdienstleistungen durch Speicher. Denn bislang fehlten flexible rechtliche Rahmenbedingungen, damit Speicher ihre technische Flexibilität dem Stromnetz tatsächlich zur Verfügung stellen können. Ziel wäre ein Rechtsrahmen, der insbesondere Batteriespeichern den gleichen Vorrang einräumt, der den erneuerbaren Energieanlagen ebenfalls zugestanden wird.

Die Speicherstrategie von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sieht der BSW positiv – als Auftakt für eine intensive Debatte zur Systemintegration von Speichern.

 

BEE-Stellungnahme zur Speicherstrategie

Auch der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) hat seine Stellungnahme zur geplanten Stromspeicher-Strategie des BMWK eingereicht. „Mit der Speicherstrategie liegt nun ein Papier vor, das die geplanten Maßnahmen der Bundesregierung zum notwendigen Ausbau der Stromspeicherkapazitäten und deren Systemintegration zusammenführt“, kommentierte BEE-Präsidentin Simone Peter die Vorschläge. Sie zeigten grundsätzlich in die richtige Richtung, bedauerlich sei aber, dass vieles im Vagen bliebe. Auch konkrete Zuständigkeiten und Zeitpläne ließe das Dokument vermissen.

Größten Nachbesserungsbedarf sieht der BEE bei Maßnahmen für einen innovativen und vielfältigen Einsatz von Speichern. „Speicher können im Energiesystem als Flexibilitätsoption verschiedene wichtige Aufgaben übernehmen. Dazu zählen beispielsweise die Eigenverbrauchsoptimierung oder die Erbringung von Systemdienstleistungen“, so Peter. „Dabei kann ein Speicher mehrere Funktionen gleichzeitig erfüllen. Die Stromspeicherstrategie muss das anerkennen, Ausschließlichkeitsanforderungen oder andere Beschränkungen sind aufzuheben.“

Betriebswirtschaftlichkeit und Investitionssicherheit seien entscheidend, um den Ausbau der Energiespeicher voranzutreiben. „Die Entfristung der Netzentgeltbefreiung gemäß § 118 Abs. 6 EnWG sowie die Standardisierung von Baukostenzuschüssen sind wesentliche Schritte“, so Peter. „Diese Zuschüsse sollten ausschließlich für solche Speichersysteme geleistet werden müssen, die den Netzausbaubedarf vergrößern.“

Wichtig für den Ausbau von netz- und systemdienlichen PV-Speicher- und Wind-Speicher-Anlagenkombinationen seien ausreichende Höchstwerte bei den Innovationsausschreibungen sowie getrennte Ausschreibungen für Wind und PV: „Unterschiedliche Kostenstrukturen bei Wind-Speicher-Kombinationen erfordern separate Ausschreibungen mit angepassten Volumina und Höchstwerten“, so Peter. „Damit alle EE-Speicher-Kombinationen Systemdienstleistungen erbringen können, sollte außerdem der Strombezug aus dem Netz erleichtert werden.“ Wie der BSW kommt auch der BEE zu dem Schluss, dass die bürokratischen und prozessualen Vereinfachungen, die es für Erneuerbare Energien-Anlagen gibt, automatisch auch für Speicher gelten müssten. na

 


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