Menü öffnen

Klimaneutrale QuartiereDas Quartier muss besser definiert werden

Paris
Das Quartier braucht einen klaren regulatorischen Rahmen. (Bild: Jacques Gaimard / pixabay)

Quartiere sind ein wichtiger Baustein der lokalen Energiewende. Doch die Rahmenbedingungen sind schwammig. Herausforderungen und Lösungsansätze für Klimaquartiere wurden diese Woche auf den Berliner Energietagen diskutiert.

05.05.2022 – 05.05.2022 – In klimaneutralen Quartieren oder Positive Energy Districts könnten viele Versorgungsfragen effizienter gelöst werden als in einzelnen Gebäuden. Doch Quartiere stellen alle Beteiligten vor Herausforderungen. Experten diskutierten auf den diesjährigen Berliner Energietagen über die Zukunft des klimaneutralen Quartiers.

Die Grenzen des Quartiers verschwimmen

Der Quartiersbegriff ist schwer zu fassen. Grundsätzlich könnte ein Stadtteil ebenso als Quartier bezeichnet werden wie ein gemeinsamer Wirtschafts- oder Versorgungsraum. Die Ebene Quartier ist also weder eindeutig definiert noch gibt es klare Verantwortliche für die Organisation von Quartieren, kritisieren Experten auf den Energietagen.

Ähnliche Probleme ergeben sich bei dem Begriff der Klimaneutralität. Um die Klimabilanz von Quartieren vergleichen zu können, müsste zunächst der dafür geltende Rahmen geklärt werden, meint Susanne Schmelcher von der Deutschen Energie-Agentur (dena).

Die Politik tut sich schwer mit dem Quartier

Bisher werden Quartiere eher unter städtebaulichen Gesichtspunkten errichtet. Strom und Wärme werden meist in anderen Grenzen als denen eines Quartiers optimiert, so Gerhard Stryi-Hipp vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE. Das hat mit dem regulatorischen Rahmen des Stromsektors zu tun. Jeder Bürger hat das Recht, sich seinen Stromanbieter selbst auszusuchen. Eine Energielösung in einem Quartier zu bündeln und ausschließlich diesen Strom anzubieten, sei hingegen rechtlich kompliziert. Dies erschwere auch die Erprobung von Geschäftsmodellen, meint Stryi-Hipp.

Klimaneutrale Energiesysteme brauchen lokale Sektorenkopplung, und hierfür sind Quartiere unumgänglich. Für viele Akteure seien die Vorteile von Quartierslösungen jedoch noch immer schwer ersichtlich und die Umsetzung zu kompliziert, erklärt Stryi-Hipp. Dabei sei die energetische Quartiersoptimierung deutlich kostengünstiger als die von einzelnen Gebäuden. Dies habe eine Studie erst kürzlich wieder belegt.

So könnten Quartiere sich mit Strom versorgen

Auf Quartiersebene könnte die Stromversorgung entweder durch eine sogenannte Vor-Ort-Versorgung gelöst werden oder über Erneuerbare Energien-Gemeinschaften, schlägt Stryi-Hipp vor. Während bei der Vor-Ort Versorgung Prosumer Strom in einem eigenen, vom Hauptnetz separaten Netz miteinander teilen, speisen Erneuerbare Energien-Gemeinschaften ihren Strom ins Netz ein und erhalten ihn dafür zu günstigeren Konditionen. Hierzu sei besonders eine Verankerung von Erneuerbare Energien Gemeinschaften in Deutschem Recht notwendig. Diese wird kommen, da sie im Europarecht und der RED II bereits angelegt ist, doch Deutschland hat es bisher versäumt, einen rechtlichen Rahmen für Erneuerbare Energien-Gemeinschaften und das sogenannte Energy Sharing zu schaffen. Die Schaffung eines regulatorischen Rahmens, klaren Verantwortungen und Förderung sind entscheidende Schritte auf dem Weg in Klimaneutrale Quartiere mit Erneuerbaren Energien, ordnet Stryi-Hipp ein. jb


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft