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Land Gap Report/COP27Klimaziele nicht mit Landnutzung vereinbar

Lutaufnahme: eine Straße verläuft durch einen Wald. Entlang der Straße sind größere Abscnitte gerodeter Flächen sichtbar.
Rodungen und Landnutzung im Amazonas-Gebiet. Entlang einer geschaffenen Straße, werden immer mehr Abschnitte des Regenwaldes zerstört. (Bild: Planet Labs, Inc., Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0)

Die Natur ist der beste Kohlenstoffspeicher. Die Länder dieser Erde bräuchten über eine Milliarde Hektar an Wald und anderen natürlichen Flächen, um ihre Klimaziele zu erreichen. Doch solch immense Landflächen stehen derzeit gar nicht zur Verfügung.

09.11.2022 – Die globale Staatengemeinschaft bräuchte zusammen 1,2 Milliarden Hektar an Fläche, bewachsen mit Bäumen, Mooren und anderen natürlichen Kohlenstoffspeichern, um ihre bestehenden Klimaziele zu erfüllen. Zu diesem Ergebnis kommt der Bericht einer interdisziplinären Klimaforschungsinitiative der Universität Melbourne, an der über 20 internationale Forscher:innen beteiligt waren. Damit zeigen die Forscher:innen auf, dass die Klimazusagen der Länder, zur natürlichen Speicherung von CO2 auf unrealistischen Annahmen beruhen. Denn solch immense Landflächen stehen derzeit gar nicht zur Verfügung.

Laut Analyse steht über die Hälfte der benötigten Fläche (666 Millionen Hektar) in Konflikt mit anderweitigen Nutzungen, wie Wohnfläche der Menschen und vor allem der Landwirtschaft. Weitere 551 Millionen Hektar benötigte Fläche dagegen wären einfacher als Kohlenstoffspeicher zu nutzen, so die Autor:innen. Dabei handelt es sich laut Bericht um geschädigte Ökosysteme, die wiederhergestellt werden könnten. Daher fordern die Forscher:innen den Fokus auf den Schutz und die Wiederherstellung intakter sowie geschädigter Ökosysteme zu legen.

Heather Keith, von der australischen Griffith University und Co-Autorin der Studie sagt: „Wir können nicht einfach weiter bestehende Wälder roden, wenn wir die globale Erwärmung eindämmen wollen. Primärwälder sind weitaus effektiver zur Speicherung von CO2 als das Pflanzen neuer Baumplantagen. Darüber hinaus ist der Schutz und die Wiederherstellung von Wäldern auch von entscheidender Bedeutung für Biodiversität, gegen zoonotischen Krankheiten und für soziale Gerechtigkeit.“ Soziale Gerechtigkeit auch für Indigene, die zudem mit Stärkung ihrer Rechte entscheidend für den Schutz der Wälder seien können.

Mehr Geld für den Amazonas

Laut dem Bericht ist die indigene Bevölkerung in der Lage Wälder noch besser zu schützen als es die politisch Verantwortlichen vermögen. Die Weltgemeinschaft schöpft nach der Wahl von Luiz Inácio Lula da Silva zum brasilianischen Präsidenten wieder Hoffnung für den Amazonas Regenwald. Aus Kreisen der neuen Regierung ist zu vernehmen, dass man im Amazonas-Gebiet die Fläche von der Größe Frankreichs in indigene Reservate und Naturreservate umwandeln wolle, um der grassierenden illegalen Abholzung entgegenzuwirken, die in der Amtszeit des ehemaligen Präsidenten Bolsonaro, eklatante Ausmaße angenommen hat. Doch politische Gefolgsleute Bolsonaros, die in vielen Landesteilen und ins brasilianische Parlament gewählt wurden, könnten Lulas Agenda torpedieren.

Helfen könnte die internationale Staatengemeinschaft, mit deutlich höheren finanziellen Zusagen zum Schutz und Wiederaufforstung des Amazonas Regenwaldes. Der dafür bestehende sogenannte Amazonasfonds umfasst derzeit 1,3 Milliarden Euro. Deutschland trage dazu lediglich 35 Millionen Euro bei, wie der Spiegel berichtet, der zudem auf eine neue Studie verweist, wonach für das Ziel des Schutzes von 80 Prozent des Regenwaldes jährlich 1,7 bis 2,8 Milliarden Euro benötigt werden. Zum Vergleich: Die Kosten der deutschen Steuerzahler:innen für das Dienstwagenprivileg in Deutschland beziffert das Umweltbundesamt auf über drei Milliarden Euro pro Jahr.

Keine neuen fossilen Infrastrukturen

Beim Auftakt der Klimakonferenz COP27 im ägyptischen Scharm Al-Scheich kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz einen globalen Schutzschirm für besonders von der Klimakrise betroffene Staaten an. Deutschland wolle dafür 170 Millionen Euro bereitstellen. Zudem gab Scholz erneut das Versprechen, dass Deutschland insgesamt sechs Milliarden Euro jährlich für den Klimaschutz in Entwicklungs- und Schwellenländern bereitstelle. Dieses Versprechen hatte bereits Alt-Bundeskanzlerin Angela Merkel gegeben.

Scholz erklärte auf der COP27 des Weiteren, Deutschland werde „ohne Wenn und Aber“ aus Öl, Gas und Kohle aussteigen. Umweltverbände sehen diese Aussage vor dem Hintergrund weiterer fossiler Vorhaben Deutschlands kritisch. Dies sei eine „Täuschung der internationalen Öffentlichkeit“, wenn Scholz gleichzeitig Geld für neue Gasfelder in Afrika bereitstellen wolle, die die Klimakrise anheizen, sagte der geschäftsführende Vorstand von Greenpeace Deutschland, Martin Kaiser gegenüber der taz, am Rande der COP27. Im Mai reiste Scholz in den Senegal. Dort könnten mit Hilfe Deutschlands neue Gasfelder erschlossen werden, um Gas zu importieren.

Dass die globale Staatengemeinschaft und insbesondere viele Industriestaaten weiterhin in fossile Infrastrukturen investieren, kritisieren auch die Autor:innen des Land Gap Reports. Kate Dooley von der Universität Melbourne und Hauptautorin der Studie, sagt: „Offensichtlich überbieten sich die Länder gegenseitig mit Versprechungen zur Wiederaufforstung und Schutz natürlicher Flächen, um die wirklich harte Arbeit von Emissionsminderungen, wie etwa bei fossilen Brennstoffen und in der Landwirtschaft zu vermeiden.“ mg


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