Menü öffnen

Klimaschutzstrategie GroßbritanniensMethan-Blocker für britische Kühe

Kühe auf einer Straße in einem Dorf in England
Kühe im Ort Minchinhampton, im Südwesten Englands. (© Copyright Stephen McKay and licensed for reuse under this Creative Commons Licence.

Wenn Kühe rülpsen und furzen stoßen sie klimaschädliches Methan aus. Teil der „net-zero-growth“-Strategie der britischen Regierung ist es nun, den Methan-Ausstoß von Kühen zu unterdrücken. Entsprechende Mittel werden erprobt.

12.04.2023 – Rund 9,4 Millionen Kühe und Kälber gibt es in Großbritannien. Millionen wiederkäuende Pflanzenfresser, deren Verdauungstrakt dafür sorgt, dass durchs Ausstoßen Methan in die Atmosphäre entweicht. Die Rülpser und Pupse von Kühen dieses gigantischen Ausmaßes sind mitverantwortlich für die Globalen Erwärmung. Methan hat zwar eine deutlich kürzere Verweildauer in der Atmosphäre im Vergleich zu Kohlendioxid – bis zu 500 Jahre gegenüber etwa 12 Jahren – doch in dieser kurzen Zeitspanne richtet Methan immensen Schaden an. Die klimaschädliche Wirkung ist etwa 83-mal höher als die von CO2.

Weltweit sind die von Menschen gehaltenen Nutztiere für 14 Prozent der menschengemachten Treibhausgasemissionen verantwortlich. 300 Liter Methan produziert eine Kuh im Durchschnitt täglich. In Neuseeland wird eine Abgabe für Farmer auf Treibhausgasproduzierende Nutztiere erwägt.  Auch die britische Regierung will dem nun entgegenwirken und erklärt in ihrer „net-zero-growth“-Strategie, man erwarte bis 2025 die Marktreife von „hoch effizienten Methan-Unterdrückungs-Produkten“ für Nutztiere. Sollten sich diese als effektiv erweisen, will die britische Regierung Farmer dazu verpflichten, entsprechende Methan-Blocker zu nutzen, wie unter anderem der Guardian berichtet.

Seetang oder Knoblauch im Futter

Dabei geht es den Verantwortlichen vor allem um Produkte, die dem Futter der Kühe beigemischt werden sollen. So gibt es Studien, die die Beigabe von Seetang und anderen Algen als probates Mittel zur Unterdrückung des Methan-Ausstoßes ansehen. Ein Schweizer Start-Up experimentiert mit der Beigabe von Knoblauch- und Bitterorange-Extrakten. In Österreich wird die Zugabe von Zitronengas zum Futter erforscht, sowie weiterer Öle und Kräuter. Auch die Umstellung auf eine fettreichere Ernährung könnte helfen. Zudem könnte die Züchtung bestimmter Rassen den Methan-Ausstoß senken.

In Großbritannien wurde kürzlich ein Start-Up für die Entwicklung einer Methan-Maske ausgezeichnet. Prototypen dieser 100 Gramm schweren Gummimasken mit solarbetriebenen Ventilatoren sollen bereits 30 Prozent des ausgestoßenen Methans filtern. Das Start-Up ZELP erhielt dafür letztes Jahr den Klimaschutzpreis „Climate Design Award“, wie Agrarheute berichtete. Doch der Preis ist aktuell recht hoch. mit umgerechnet 41 Euro pro Kuh und Jahr. Auch die Beigabe bestimmter Stoffe zum Futter würde die Haltung der Kühe voraussichtlich teurer machen. Die britische Regierung erwägt daher, entsprechende Methan-Blocker zu subventionieren.

Ein Tropfen auf den heißen Stein?

Britische Farmer begrüßen den Vorstoß der Regierung, der unter anderem aus seit August letzten Jahres laufenden Konsultationen mit den Bauern und Expert:innen hervorging. Klimaaktivsten in Großbritannien hingegen fürchten, dass nicht mehr getan wird. Vicki Hird, von Sustain, einer Allianz von britischen Organisationen, die sich für eine nachhaltige Landwirtschaft einsetzen, erklärte: „Regierungen und die Industrie lieben ihre technischen Lösungen und solche Methan-Unterdrücker helfen möglicherweise ein wenig. Aber sie lösen nicht das große Problem, dass wir mit unserer Fixierung auf die riesige Viehbewirtschaftung verursachen.“

Denn Methan und Kohlendioxid setzen nicht nur die Kühe selbst durchs Pupsen und Furzen frei. Die gesamte Lieferkette der Landwirtschaft ist laut Angaben der Vereinten Nationen für 34 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich, der direkte Ausstoß der Kühe macht dabei nur einen geringen Anteil aus. Auch das Ausbringen von Gülle sorgt für Methan-Emissionen. Und vor allem die immense Landnahme zum Anbau von Futtermittel für die Nutztiere hat immense Treibhausgasemissionen zur Folge.

Nichtregierungsorganisationen und der Club of Rome erklären, dass die 34 Prozent noch deutlich zu niedrig gerechnet sind. Tatsächlich könnten bis zu 71 Prozent der Emissionen auf die Landwirtschaft zurückzuführen sein, was sowohl Anbau von Lebensmitteln, die Viehzucht, Landinanspruchnahme und den Konsum umfasst. Es geht unter anderem um weggeworfene Lebensmittel, fehlende Kühlketten, einen deutlich zu hohen Fleischkonsum und dem durch die Lebensmittelindustrie induzierten Plastikkonsum. mg


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft