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Klimaklage





Report zur IAAAutoindustrie verursacht mehr Emissionen als die gesamte EU

Luftbild des Platzes vor dem Eingang zur IAA. Dort sind Menschen um ein Auto, mit einem riesigen schwarzen Ballon hintendran zu sehen.
Zur Veröffentlichung des Reports demonstrierten Greenpeace-Aktivisten vor dem Eingang zur IAA mit dem Modell eines Monster-SUVs, an dem ein 1400 Kubikmeter großer schwarzer Ballon mit der Aufschrift „CO2“ hängt. (Foto: © Greenpeace)

Mit Vollgas geht es in die Klimakrise, zeigt ein neuer Report von Greenpeace. Die globale Autoindustrie hatte 2018 einen größeren CO2-Fußbadruck zu verantworten, als alle Mitgliedsstaaten der EU zusammen. Besonders VW und SUVs stehen in der Kritik.

11.09.2019 – Pünktlich zu Beginn der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt am Main zeigt Greenpeace in einem neuen Report, wie es um die Klimabilanz der 12 größten Automobilkonzerne der Welt bestellt ist. Und zwar verheerend. Mit 4,8 Gigatonnen verursachen die Automobilkonzerne weltweit mit ihren 2018 verkauften Pkws mehr Treibhausgase, als alle 28 EU-Mitgliedstaaten zusammen – die in einem Jahr 4,1 Gigatonnen verursachen. Und der klimaschädlichste aller Autokonzerne kommt aus Deutschland. Die 2018 produzierte Autoflotte von Volkswagen übersteigt die jährlichen Treibhausgasemissionen von Australien.

Um die Klimaschädlichkeit der Automobilkonzerne zu errechnen, wurde die Anzahl der verkauften Autos mit den durchschnittlichen Treibhausgasemissionen über die gesamte Lebensdauer eines Autos multipliziert. So liegen die durchschnittlichen Emissionen eines VW-Autos bei 53,8 Tonnen. Bei 10,8 Millionen verkaufter Autos 2018, ist VW für 582 Millionen Tonnen an Emissionen verantwortlich. Da kommt selbst Australien, weltgrößter Kohleexporteur und abhängig von fossiler Energie, mit jährlichen Emissionen von 535 Millionen Tonnen nicht hin.

Wird VW noch entscheidend umsteuern?

In Zukunft muss sich VW indes an den eigenen Ankündigungen messen lassen. So setzte sich der Autokonzern erst Anfang dieser Woche für ein „ambitioniertes Klimaschutzgesetz“ ein. Die Stiftung zwei Grad hatte gemeinsam mit VW und anderen großen deutschen Unternehmen, von Industrie über Gebäude bis Verkehr, Forderungen an die Bundesregierung für einen sektorübergreifenden klimapolitischen Rahmen gestellt.

Im Verkehrsbereich fordert die Unternehmensinitiative, die Elektromobilität allgemein, und die intelligente Mobilität in den Städten, voranzubringen, ebenso wie eine Stärkung der Schiene. Auch eine höhere Besteuerung von Kraftstoffen und Fahrzeugen mit mehr CO2-Ausstoß ist Teil der Forderungen. Eine Maßnahme, die Greenpeace in einer radikaleren Form ebenfalls befürwortet. „Wir brauchen eine schmerzhaft hohe Zulassungssteuer für Klimakiller, damit die Verkehrswende endlich vorankommt“, so ihr Verkehrsexperte Benjamin Stephan.

VW bedient die starke Nachfrage nach SUVs

Doch bislang agiert VW weitab von den selbst gesetzten Ansprüchen. VW bedient aktuell vor allem die starke Nachfrage nach SUVs. Und gerade SUVs sind es, die im Zentrum der Kritik stehen. In Städten sei für die Zunahme an den besonders breiten und schweren Geländewagen kein Platz mehr, erklären die Grünen und fordern eine SUV-Obergrenze in urbanen Räumen.

Auf der IAA will VW zwar vor allem Elektroautos vorstellen und kündigt an in den nächsten zehn Jahren 50 Prozent ihrer Flotte auf Elektrobetrieb umzustellen, doch dabei handelt es sich auch um viele E-Autos der SUV-Klasse. „Ein absolutes Feigenblatt“, nennt Tina Velo, Klimaaktivistin von Sand im Getriebe, die Ankündigungen VWs gegenüber der taz. Ein Umstieg auf Elektroautos löse keineswegs die massiven Verkehrsprobleme. „Wir brauchen weniger Autos“, so Velo. Das Bündnis Sand im Getriebe ruft für den kommenden Sonntag zu Aktionen zivilen Ungehorsams vor der IAA auf. Und am Samstag veranstalten Greenpeace und weitere Umweltverbände eine Fußdemo und Fahrradsternfahrt gegen Politik und Autokonzerne.

Denn mit ihren spritschluckenden SUVs würden die Autobosse zukünftigen Generationen und lebenswerten Städten den Mittelfinger zeigen, so Marion Tiemann von Greenpeace „Wollen die Hersteller nicht länger ein großer Teil des Problems bleiben, müssen sie schleunigst auf kleine, leichte, geteilte E-Autos setzen und Mobilität als Dienstleistung begreifen”, sagt Tiemann. mf