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StickstoffdioxidbelastungTempo 30 funktioniert bislang nicht

Die meisten Autos auf der Leipziger Straße halten das Tempolimit ein. Jedoch fahren sie im dichten Verkehr häufig im Stop-and-Go Modus, bei dem vermehrt Schadstoffe ausgestoßen werden. (Foto: © Manuel Först)

Eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h soll die Schadstoffbelastung auf der stark frequentierten Leipziger Straße in Berlin senken. Doch erste Messungen zeigen nicht die gewünschte Wirkung. Grenzwerte werden weiterhin deutlich überschritten.

15.06.2018 – Seit dem 09. April gilt mitten in Berlin auf einem 1,2 Kilometer langen Abschnitt der Leipziger Straße Tempo 30. Der Berliner Senat mit Verkehrs- und Umweltsenatorin Regine Günther will damit ein Jahr lang testen, ob bei Tempo 30 mit einer angepassten Ampelschaltung die Autos seltener abbremsen und beschleunigen und weniger Schadstoffe ausstoßen. "Die Verstetigung des Verkehrs kann ein Mittel sein, um die Stickoxid-Grenzwerte einzuhalten", sagte Günther zum Start des Versuchs. Doch Messungen der Technischen Universität Berlin und dem rbb zeigen bislang nicht die gewünschte Wirkung.

Zwar sei im ersten Monat nach der Einführung von Tempo 30 die Belastung zurückgegangen - allerdings nur geringfügig. Mit 8 Passivsammlern wurden an verschiedenen Punkten des Tempo 30 Abschnitts Messungen über die Stickoxidbelastung durchgeführt, mit Ausreißern nach unten (43,8 µg/m3 nahe des Leipziger Platzes) und nach oben (90,7 µg/m3 in der engen Straßenschlucht im Bereich der Leipziger Straße 127). Im Schnitt wurden 65,9 Mikrogramm in der gesamten Zone gemessen.

Fahrverbote könnten kommen

Nach EU-Richtlinie liegt der zulässige Grenzwert für Stickstoffdioxid bei 40 µg/m3. Dabei handelt es sich jedoch um einen Grenzwert im Jahresmittel, der von den EU-Staaten seit 2010 eingehalten werden soll. Seit das Umweltbundesamt im Februar die Rechtmäßigkeit von Dieselfahrverboten vor dem Bundesverwaltungsgericht einklagte und gewann, versuchen Städte wie Berlin und Hamburg mit verschiedensten Mitteln die Einhaltung der Grenzwerte zu erreichen. Das Bundesverwaltungsgericht räumte dabei jedoch Übergangsfristen ein.  

Auch der Berliner Senat will eigene Messungen abwarten, bevor weitere Entscheidungen getroffen werden. Matthias Tang, Sprecher der Senatsverwaltung Umwelt, Verkehr und Klimaschutz, kritisiert die bereits vorliegende Messung von TU-Berlin und rbb, sie sei "aus methodischen und messtechnischen Gründen nicht geeignet, den grenzwertrelevanten NO2-Jahresmittelwert oder die Wirksamkeit der Einführung von Tempo 30 an der Leipziger Straße zu beurteilen." Gleichzeitig gibt auch Tang einen pessimistischen Ausblick. „Dass an der Leipziger Straße die Verstetigung des Verkehrs dazu führt, den Grenzwert einzuhalten, ist unwahrscheinlich", führt er weiter aus.

Kein gut gewählter Ort um Tempo 30 zu demonstrieren

Dr. Wolfgang Frenzel von der TU Berlin hält bereits die vorliegenden Messungen für aussagekräftig und meint, dass Tempo 30 gerade in der Rush Hour nicht einzuhalten sei. „Ich behaupte nicht, dass die Leute schneller fahren - ich Da ist Stop-and-Go und da bleibt Stop-and-Go denke, man kann nicht mal Tempo 30 fahren. Da ist Stop-and-Go und da bleibt Stop-and-Go. Ich glaube, das war nicht der beste Ort, um die Minderungsmöglichkeiten zu demonstrieren“, so Frenzel. Zuversichtlich hingegen ist er für andere Berliner Straßenabschnitte, die noch auf Tempo 30 gesetzt werden sollen.

Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf einigen Straßen ist Teil eines 10 Punkte Plans gegen zu hohe Stickstoffdioxidwerte in Berlin. Weitere Maßnahmen sind unter anderen Abwrackprämien für alte Diesel-Taxis, mehr Elektrobusse, der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und Investitionen in die Radinfrastruktur. Der Berliner Senat würde auch flächendeckende Hardwarenachrüstungen und die blaue Plakette begrüßen, doch bei diesen Themen liegt die Entscheidungsgewalt beim Bund. mf


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