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Klimaschutz-ReförmchenFrankreich reduziert kurze Inlandsflüge

Inlandsflüge sollen in Frankreich per Gesetz reduziert werden, wenn man alternativ auch umweltfreundlicher mit der Bahn reisen kann. (Foto: Eric Salard, Wikimedia Commons / CC BY-SA 2.0)

Die französische Nationalversammlung hat das geforderte Verbot von Inlandsflügen zugunsten des Klimaschutzes bestätigt. Jedoch nur, sofern das Ziel alternativ in zweieinhalb Stunden mit dem Zug erreicht werden kann. Der Bürgerkonvent wollte mehr.

14.04.2021 – Schon seit dem ersten Corona-Jahr 2020 stützt Frankreich die Fluggesellschaft Air France mit Milliardenbeträgen. Dabei gab es – anders als in Deutschland – immerhin ein paar Auflagen hinsichtlich Klimaschutz: Air France sollte nicht mehr gegen die Bahn antreten und den CO2-Ausstoß langfristig gesehen bedeutend verringern. Zu diesen Forderungen gehörte auch, dass Air France kurze inländische Routen aufgeben muss, sofern es eine Bahnalternative mit dem Hochgeschwindigkeitszug TGV gibt.

Der Staat hatte seine finanzielle Unterstützung also schon vor einem Jahr von der Abschaffung dieser Inlandsflüge abhängig gemacht. Diese Forderung wurde nun von der Nationalversammlung bestätigt und soll in Zukunft auch für alle anderen Airlines innerhalb Frankreichs gelten, etwa die Billigflieger.

Nutzen für den Klimaschutz zu gering

Nach einer hitzigen Debatte in der Nationalversammlung wurde einer der Hauptpunkte auf der Liste des Bürgerkonvents für Klimaschutz nun also offiziell verabschiedet. Beschlossen wurde allerdings nur die Mindestmaßnahme: Denn die neue Verordnung gilt nur für Flüge, die alternativ innerhalb von max. zwei bis drei Stunden mit dem TGV zurückgelegt werden könnten. Um eine echte Klimaschutz-Wirkung zu erzielen, forderte der Bürgerrat Convention Citoyenne pour le Climat zuletzt die Abschaffung aller Flüge zu Zielen innerhalb Frankreichs, die alternativ mit der Bahn erreichbar sind.

Die Forderung war Teil eines 500-seitigen Bürgergutachtens mit Vorschlägen zu mehr Klimaschutz und um den CO2-Ausstoß des Landes bis 2030 um 40 Prozent zu reduzieren. Zu den Empfehlungen zählt auch der nachhaltige Umbau des Verkehrssektors. Generell soll darin möglichst viel Verkehr von der Luft auf die Schiene verlegt werden. Der Bau neuer Flughäfen und Ausbau bestehender soll nicht weiterverfolgt und Inlandsflüge abgeschafft werden, solange es Alternativen gibt, hieß es in der Empfehlung.

Zwei Argumente wurden gegen die Forderung ins Feld geführt: Einmal die Bedrohung von Arbeitsplätzen bei Air France, zumal das Unternehmen bereits stark von der Covid-19-Epidemie betroffen sei (trotz enormer staatlicher Hilfen), und das Risiko, dass bestimmte Destinationen mit schlechten Verbindungen oder abgelegene Regionen ins Abseits geraten könnten. Die Regelung gilt zudem nicht für Kurzstreckenflüge, die zu weiterführenden Flügen führen – also etwa von Paris nach Lyon und dann weiter ins Ausland.

Frankreichs TGV-Netz ist gut ausgebaut und funktioniert. Alle Wege führen nach Paris. Air France dürfte nach der neuen Verordnung also Flüge zwischen Paris Orly und Bordeaux, Lyon, Nantes oder Rennes nur noch Passagieren anbieten, die ins Ausland weiterreisen oder von dort ankommen.

CO2-Emissionen müssen weiter runter, aber wie?

Eine weitere Bedingung für das staatliche Milliarden-Hilfspaket sah zudem vor, dass Air France die Modernisierung seiner Flotte vorantreibt – bis 2030 soll der CO2-Ausstoß pro Passagierkilometer um 50 Prozent gesenkt werden. Mit welchen Maßnahmen solch ein Ziel umgesetzt werden kann, ist noch unklar. Bis 2025 sollte Air France zwei Prozent des Treibstoffverbrauchs über Biokerosin abdecken. Auf Kurzstreckenflügen müsste die Fluglinie laut Forderung bereits bis 2024 die CO2-Emissionen halbieren. Air France plane daher sein Inlandsflugangebot bis 2021 um 40 Prozent zu verringern, berichtete das Unternehmen in den französischen Medien.

Die Maßnahmen im Gesetzesentwurf will die Regierung jetzt zügig umsetzen. Flüge von Paris nach Bordeaux, Lyon oder Nantes sollen bereits ab Sommer 2021 nicht mehr erlaubt sein. Alle anderen Fluggesellschaften müssten entsprechend nachziehen.

Kleiner Wermutstropfen in Frankreich: Der TGV fährt zwar mit Strom und verursacht damit weniger CO2-Emissionen – doch Ökostrom ist das noch lange nicht, sondern vor allem subventionierter Atomstrom. Ein beherzter Ausbau Erneuerbarer Energien wäre also ein entscheidender Baustein, um den Umstieg auf die Bahn langfristig ökologisch zu machen. na


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