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Klimaschutz-IndexSkandinavische Länder nähern sich 1,5 Grad kompatiblen Pfad

Windenergieanlagen hinter einer Düne und einem Leuchtturm
Windenergieanlagen an der Küste Dänemarks. (Bild: piqsels. Public Domain)

Noch befindet sich keines der 60 Länder mit den höchsten Emissionen weltweit auf einem Pfad, ihren Anteil am 1,5 Grad Ziel einzuhalten. Doch Dänemark, Norwegen und Schweden nähern sich diesem Ziel. In Deutschland hingegen bleibt noch viel zu tun.

09.11.2021 – Traditionell bleiben die ersten drei Plätze beim Klimaschutz-Index auch in diesem Jahr wieder unbesetzt, da sich keines der untersuchten Länder auf einem 1,5 Grad kompatiblen Pfad befindet. Germanwatch und das New Climate Institute haben im Rahmen der COP26 in Glasgow ihre diesjährige Untersuchung der 60 größten globalen Emittenten plus der Europäischen Union hinsichtlich deren Ambitionen für mehr Klimaschutz veröffentlicht. Vor allem skandinavische Länder schneiden demnach gut ab. Die Plätze vier bis sechs belegen Dänemark, Norwegen und Schweden.

Die Autoren des Index bescheinigen den Ländern große Fortschritte bei den Erneuerbaren Energien und eine gute Klimapolitik. „Wir stehen am Anfang des Jahrzehnts, in dem es vor allem um die Umsetzung der gesetzten Klimaziele geht. Dänemark, Schweden und Norwegen machen da ähnlich wie Großbritannien und Marokko vieles besser als der Rest der Welt“, sagt Niklas Höhne vom NewClimate Institute.

Die Autoren haben die Bewertung der Länder in vier Kategorien eingeteilt und diese unterschiedlich gewichtet. Den Ausstoß von Treibhausgasemissionen mit einer Gewichtung von 40 Prozent, sowie Erneuerbare Energien, Energieverbrauch und Klimapolitik mit einer Gewichtung von jeweils 20 Prozent. Bei den ersten drei Kategorien fließen auch künftige Maßnahmen für mehr Klimaschutz mit ein. Die Kategorie Klimapolitik basiert auf Experteneinschätzungen.

Skandinavien teilweise „sehr gut“

Dänemark werden dabei gute Bewertungen in fast allen Kategorien bescheinigt. Das 70-Prozent-Emissionsminderungsziel für 2030 führt in dieser Teilkategorie demnach sogar zu einem „sehr gut“. Doch die mittelmäßige Energieeffizienz und Maßnahmen zur Erreichung des 2030er Ziels, vor allem im Verkehr und Agrarbereich sorgen dafür, dass Dänemark nicht den Sprung auf die ersten drei Plätze schafft.

Norwegen kommt bei der Kategorie Erneuerbare Energien als einziges Land auf ein „sehr gut“. Honoriert wird der hohe Anteil an Wasserkraft und die zugleich ehrgeizigen Ziel beim Ausbau von Wind- und Solarenergie. Zugleich kritisieren die Autoren des Klimaschutz-Index die fortgesetzte Ausbeutung und den Export von Öl- und Gasressourcen.

„Wenn Norwegen seine Erschließung von Öl- und Gasfeldern in der Arktis einstellen sollte, könnte das Land als erstes überhaupt einen der bisher unbesetzten ersten drei Plätze in der Gesamtwertung des Index belegen. Dann wäre es wahrscheinlich auf einem tatsächlich Paris-kompatiblen Pfad“, so Jan Burck von Germanwatch.

Deutschland zum Teil mäßig bis schwach

Deutschland hingegen stehe zwar mit Platz 13 so gut wie seit acht Jahren nicht mehr da, doch wie das Land tatsächlich seine Klimaziele erreichen will, darauf habe die Politik noch keine Antwort gegeben, kritisiert Burck. „Alle Prognosen für dieses Jahr sagen voraus, dass wir uns nach dem Rückgang der Corona-Einschränkungen wieder deutlich unterhalb des Klimaziels für 2020 befinden“, so Burck. Die AG Energiebilanzen geht etwa davon aus, dass allein die energiebedingten CO2-Emissionen in diesem Jahr um vier Prozent gegenüber 2020 steigen werden.

Zudem zeige der gerade vorgelegte Projektionsbericht für die Bundesregierung, dass Deutschland mit den bisher beschlossenen Klimaschutzmaßnahmen seine gesetzlich vorgeschriebenen Ziele für 2030 krachend verfehlen wird. Burck fordert die neue Bundesregierung auf ein Sofortprogramm zu erarbeiten, um die Weichen auf Zielerreichung zu stellen. Vor allem beim Ausbau Erneuerbarer Energien und der nationalen Klimapolitik, als Folge der fehlenden Umsetzungspläne für die Klimaziele, schneidet Deutschland im Klimaschutz-Index mäßig bis schwach ab.

Und sonst?

Neben den drei skandinavischen Ländern befinden sich auch Großbritannien und Marokko laut den Autoren des Index auf einem guten Weg. Indien hingegen, aufgrund seiner niedrigen Pro-Kopf-Emissionen noch auf Platz zehn gelistet, befinde sich auf einem „Wendepunkt“. Doch die Emissionen steigen und nur starke Klimaziele mit ambitionierter Umsetzung würden das Land vor einem drohenden Absturz im Ranking bewahren. Diese fehlen bislang.

Die USA verbessert sich im ersten Jahr unter Joe Biden spürbar. Im Vorjahr noch Schlusslicht, ging es für die Vereinigten Staaten in diesem Jahr um sechs Plätze, auf Rang 55, rauf. „Die Verbesserung im Index ist bisher ausschließlich auf die deutlich bessere Politikbewertung und das neue Klimaziel für 2030 zurückzuführen. Es wird sich in den kommenden Jahren zeigen müssen, ob Bidens Politik auch tatsächlich bei Erneuerbaren, Energieeffizienz und letztlich Emissionen Früchte trägt“, sagt Höhne.

Einen Absturz um vier Plätze auf Rang 58 dagegen erlebte Australien. Zwar erklärte das Land kürzlich 2050 klimaneutral seien zu wollen, doch die Autoren des Index kritisieren, dass dazu bislang keine Maßnahmen vorliegen, dieses Ziel auch zu erreichen. Kohle und Gas sollen noch auf Jahre bis Jahrzehnte wichtiger Bestandteil der australischen Energieversorgung bleiben. Zwar geht der Ausbau Erneuerbarer Energien voran, doch gemessen an ihrem Potenzial hinke Australien weit hinterher. Stattdessen würden fossile Energien weiterhin großzügig subventioniert. mf  


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