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Deutscher Erdüberlastungstag erreichtAuf Kosten anderer

Für deutsche Margarine und Schokolade werden vor allem in Indonesien riesige Ölpalm-Plantagen gepflanzt. Dafür muss ursprünglicher Regenwald weichen. (Foto: © H Dragon / flickr.com, CC BY 2.0)

Seit heute hätte die Erde ihre regenerierbaren Ressourcen für dieses Jahr verbraucht, wenn die gesamte Weltbevölkerung wie in Deutschland leben und konsumieren würde. Klimaschutzorganisationen fordern die Bundesregierung daher zum Handeln auf.

02.05.2018 – Nachdem Deutschland Ende März bereits sein CO2-Budget für dieses Jahr aufgebraucht hat, ist es nun auch beim Ressourcenverbrauch so weit. Seit heute lebt Deutschland für das restliche Jahr auf Kosten kommender Generationen und den Menschen des globalen Südens, wie Germanwatch und das INKOTA-Netzwerk in einer Pressemitteilung warnen. Würden alle Menschen der Welt so viele Ressourcen verbrauchen wie der Durchschnittsdeutsche, dann wären für dieses Jahr alle regenerierbaren Ressourcen der Erde verbraucht. Für einen nachhaltigen Konsum bräuchte Deutschland drei Erden.

Und es gibt Länder deren Ressourcenverbrauch sogar noch höher ist. Die USA bräuchten 5 Erden, die Vereinigten Arabischen Emirate sogar 9 Erden. In einigen Ländern des Globalen Südens hingegen schöpfen die Menschen nicht das gesamte Budget ihrer regenerierbaren Ressourcen aus. Doch mit dem berechtigten Anspruch auf steigenden Wohlstand werden auch einige dieser Staaten mehr Ressourcen verbrauchen, sollten sie einen ungezügelten Weg des Raubbaukapitalismus einschlagen, wie es der Globale Norden in den letzten Jahrzehnten vorlebte. Bereits heute wird der globale Erdüberlastungstag im August erwartet, wie das Global Footprint Network in einer weltweiten Analyse berechnet hat. 1,7 Erden bräuchte die heutige Weltbevölkerung, um den globalen Bedarf an regenerierbaren Ressourcen nachhaltig zu decken.

Biokapazität zu niedrig, ökologischer Fußabdruck zu hoch

Bei der Berechnung stellten die Autoren hinter dem Global Footprint Network zwei Größen gegenüber: zum einen den ökologischen Fußabdruck des Menschen und seinen gesamten Bedarf und Verbrauch an natürlichen Ressourcen, wie Wälder, Wasserflächen und Orte die zur Produktion von Nahrung, Kleidung und der Bereitstellung von Energie benötigt werden, und zum anderen die biologische Kapazität der Erde, Ressourcen aufzubauen und Abfälle wie CO2-Emissionen aufzunehmen. Zieht man den ökologischen Fußabdruck von der biologischen Kapazität einzelner Staaten ab, lassen sich die Erdüberlastungstage der verschiedenen Länder bestimmen.  

Lena Michelsen vom INKOTA-Netzwerk sieht den enormen Flächenbedarf für die Fleischproduktion und die industrielle Landwirtschaft – mit dem Einsatz chemischer Düngemittel – als einer der zentralen Faktoren für die Überlastung der Erde an. „Die neue Bundesregierung muss die Klima- und die Agrarpolitik zusammen denken", sagt sie. „Die geplante Fusion der Agrarkonzerne Bayer und Monsanto zementiert hingegen das klimaschädliche Modell der industriellen Landwirtschaft.“ Dabei kritisiert sie die Entscheidung des ehemaligen Landwirtschaftsministers Christian Schmidt gegen ein Glyphosat-Verbot im vergangenen Jahr.

Auch Julia Otten von Germanwatch sieht Deutschland in der Pflicht eine Trendwende herbeizuführen. „Der ökologische Fußabdruck der Menschen und der Wirtschaft hierzulande muss deutlich kleiner werden“, so die Referentin für zukunftsfähiges Wirtschaften. Dieser stagniert mit leichten Schwankungen seit Jahren und liegt nach letzten Berechnungen bei 5 Gigahektar pro Person. Dabei ist die biologische Kapazität hierzulande vergleichsweise gering. Während zum Beispiel in Brasilien die Möglichkeiten für Ressourcenaufbau und Aufnahme von Treibhausgasen bei knapp 9 gha pro Person liegen, hat Deutschland gerade einmal eine Biokapazität von 1,8 gha pro Person vorzuweisen. Fehlende Wälder, Monokulturen, Braunkohletagebaue und die dichte Besiedlung tragen dazu bei. mf


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