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Kritische RohstoffeDie Produktion von Batterien muss nachhaltiger werden

Das Lithiumwerk Kwinana, Westaustralien, im Besitz von Tianqi Lithium. Der Blick geht von der Rockingham Road aus, direkt südlich der Abzweigung zur Anketell Road.
Der Bedarf an Lithium für die Batterieproduktion wird in den kommenden Jahren stark ansteigen. Recycling und nachhaltige Förderung rücken in den Fokus. (Bild: Calistemon / CC BY-SA 4.0 / via Wikimedia Commons)

Der Bedarf an kritischen Rohstoffen wird besonders im Batteriesektor in den kommenden Jahrzehnten deutlich steigen. Recycling und Wiederverwertung gewinnen an Bedeutung. Die EU plant, Mindestmengen an Sekundärrohstoffen für Batterien vorzuschreiben.

08.08.2022 – Erneuerbare Energien werden endlich schneller ausgebaut. Tempo ist gefragt, Fachkräfte und Rohstoffe. Alle drei sind potenziell knapp und besonders die letzten beiden könnten in Zukunft schwer erhältlich sein. Schon jetzt ist klar, um Umwelt und Klima zu entlasten, Europas Energiewende zu sichern und im Energiesektor möglichst unabhängig zu werden, braucht es eine Rohstoffwende.

Deutschland und Europa sind abhängig vom globalen Rohstoffmarkt

Was genau ein kritischer Rohstoff ist, ist nicht eindeutig definiert. Seit 2011 erstellt die EU eine Liste kritischer Rohstoffe und ihrer Bezugsquellen für den europäischen Markt. Deutschland und die EU importieren den überwiegenden Teil ihrer kritischen Rohstoffe aus dem nicht-europäischen Ausland. Häufig haben einzelne Länder eine Monopolstellung für bestimmte Rohstoffe.

Das kann schnell zum Problem werden, denn Lieferschwierigkeiten einzelner Exporteure können dann ganze Lieferketten lahmlegen. Ende vergangenen Jahres forderte das Europäische Parlament die Kommission auf, die Abhängigkeit im Rohstoffsektor zu verringern. Das gilt besonders für die kritischen Rohstoffe, die für die Umsetzung des European Green Deal und Erneuerbare Energien gebraucht werden.

Daten der Internationalen Energieagentur (IEA) hatten im vergangenen Jahr Statistiken für den Rohstoffbedarf der klimagerechten Transformation der Wirtschaft vorgelegt. Die IEA nimmt an, dass der Anteil von Energietechnologien an der Gesamtnachfrage in den nächsten zwei Jahrzehnten auf über 40 Prozent für Kupfer und Seltene Erden, 60-70 Prozent für Nickel und Kobalt und fast 90 Prozent für Lithium steigen wird. Elektrofahrzeuge und Batteriespeicher verbrauchen bereits heute am meisten Lithium und werden bis 2040 auch zum größten Nickelverbraucher werden.

Batterien für die Verkehrswende

Treiber sind vor allem digitale Technik, der Ausbau Erneuerbarer Energien und die Verkehrswende. Bis 2030 werden Berechnungen der EU zufolge rund 30 Millionen Elektrofahrzeuge in den europäischen Ländern unterwegs sein. Weltweit könnte die Nachfrage nach Batterien bis 2030 um rund das 14-fache steigen. Die EU geht davon aus, dass rund 17 Prozent davon auf den innereuropäischen Verkehr entfallen werden.

Nach Angaben der EU-Kommission werden in der EU bis 2030 bis zu 18-mal mehr Lithium und 5-mal mehr Kobalt benötigt. Lithium ist essenzieller Bestandteil von Lithium-Ionen-Batterien und damit der gängigsten Energiespeicher. Das macht das Leichtmetall zu einem der wichtigsten Rohstoffe der Energiewende. Der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) zufolge wird der Batteriesektor für E-Mobilität im Jahr 2030 für rund 90 Prozent der globalen Lithiumnachfrage verantwortlich sein.

„Die Primärförderung von Lithium stellt ein Oligopol dar. Das Angebot wird aktuell von zwei Ländern bestimmt. So stellten Australien und Chile knapp 75 Prozent der globalen Bergwerksförderung im Jahr 2020“, erläutert Michael Schmidt von der Deutschen Rohstoffagentur. „Selbst wenn alle aktuell geplanten und im Bau befindlichen Projekte im Zeitplan umgesetzt werden und wir von einem mittleren Nachfragewachstum ausgehen, werden wir nicht genug Lithium haben, um die erwartete weltweite Nachfrage 2030 zu decken“.

Fördern und wiederverwenden

Sekundärrohstoffen könnten bald eine Schlüsselrolle zukommen, um den steigenden Bedarf zu decken. Die EU plant unter anderem eine neue Batterien-Verordnung, nach der Mindestanteil an recyceltem Kobalt, Blei, Lithium und Nickel für Batterien festgeschrieben werden sollen.

Zurzeit stammt der überwiegende Anteil an Lithium aus der Primärförderung, die erhebliche ökologische und soziale Auswirkungen hat. In einer Entschließung fordert das Europäische Parlament sowohl eine heimische Recyclingwirtschaft für kritische Rohstoffe aufzubauen als auch die Primärförderung innerhalb der EU auszubauen. Sekundärrohstoffe könnten so zur Unabhängigkeit der EU in Rohstofffragen beitragen, Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen im Bergbau würden zumindest reduziert und die heimische Wirtschaft gestärkt.

Schmidt geht allerdings davon aus, dass das Recycling bis 2030 nur etwa 3 bis 10 Prozent des Bedarfs in Europa decken kann. Er stimmt mit der Erschließung der EU überein, dass Rohstoffvorkommen in der EU gefördert werden sollten, um die europäische Importabhängigkeit zu verringern.

Bergbau in der EU fördern

Bergbauprojekte stoßen innerhalb der EU allerdings häufig auf Widerstand. Erst Anfang des Jahres stoppte eine Bürgerbewegung ein großangelegtes Projekt zur Lithiumförderung in Serbien. In Folge von Probebohrungen war es zu erheblichen Umweltverschmutzungen gekommen.

Dabei ist eine nachhaltige Förderung von Rohstoffen für die Batterienproduktion bei weitem keine Utopie. Doch die Förderung muss vor Ort individuell bewertet, Sicherheitskonzepte erstellt sowie ökologische Standards eingehalten werden. jb


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