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Great Barrier ReefUNESCO knickt vor australischer Regierungslobby ein

Farblose Korallen am Great Barrier Reef
Steigende Meerestemperaturen zerstören artenreiche Ökosysteme in den Ozeanen, absterbende Korallen sind ein sichtbares Zeichen. (Foto: James Gilmour/Australian Institute of Marine Science)

Weil die Umweltschäden am Great Barrier Reef immer größer werden, sollte das Korallenriff auf die Liste des gefährdeten Weltnaturerbes gesetzt werden. Die australische Regierung intervenierte. Das UNESCO-Komitee lenkte daraufhin ein.

11.08.2021 – Das Ökosystem des Great Barrier Riffs leidet schon länger unter dem Klimawandel. Drei heftige Korallenbleichen in den letzten fünf Jahren und starke Wirbelstürme setzten der einzigartigen Meereslandschaft nochmals heftig zu. Wissenschaftler warnen, dass die Hälfte des weltweit größten Korallenriffs unwiderruflich zerstört ist. Die Ursache dafür sind steigende Meerestemperaturen. Bei Hitzestress verlieren Korallen ihre symbiotischen Algen und Pigmente, sie werden weiß und können sterben. Nahrungsketten werden unterbrochen, Fischreichtum und Biodiversität nehmen rapide ab.

Die UNESCO selbst wollte das seit 40 Jahren als Welterbe gelistete Naturparadies an der Nordostküste Australiens als bedroht einstufen, auch Wissenschaftler und Umweltschützer hatten sich dafür eingesetzt. Mit der Herabstufung wäre die australische Regierung in der Pflicht gewesen, mehr für den Schutz der Region zu tun, aber auch insgesamt ihre minimalen und wenig konkreten Klimaschutzziele zu konkretisieren. Die milliardenschwere Tourismus-Industrie rund um das Riff befürchtete Einbußen durch strengere Vorschriften.

Die australische Regierung reagierte prompt. Sie startete eine große Lobbykampagne und lud unter anderem gezielt Botschafter zu Tauchgängen ein. Die australische Umweltministerin Susan Ley besuchte mehr als ein Dutzend Länder, um Unterstützung für den Regierungskurs zu gewinnen.

Ein Schlag ins Gesicht aller Australier, die das Riff lieben

Ende Juli entschied das Welterbekomitee, das Korallenriff nicht auf die Rote Liste der gefährdeten Welterbestätten zu setzen. Australien hat nun noch ein weiteres Jahr Zeit, die Schutzmaßnahmen für das Great Barrier Reef zu verbessern. Greenpeace Australien kritisierte die Entscheidung. David Ritter von Greenpeace Australia Pacific sagte, die Morrison-Regierung habe ihre Verpflichtungen zum Schutz des Riffs aufgegeben. Die Entscheidung sei kein Erfolg, sondern ein Tag der Schande für die australische Regierung.

Die australische Regierung habe keinen glaubwürdigen Plan zur Senkung der Emissionen, kein Klimaziel und fördere und subventioniere weiterhin den Abbau und die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas, die die Hauptursachen für die globale Erwärmung sind.

„Auf Kosten der Steuerzahler um die Welt zu jetten, um eine Entscheidung zu blockieren, die Klimaschutzmaßnahmen erfordern würde, ist ein Schlag ins Gesicht aller Australier, die unser schönes Riff lieben und sich um es sorgen“, sagte Ritter weiter.

Vertane Chance für den Klimaschutz

Australien ist einer der größten Exporteure fossiler Brennstoffe, vor allem von Kohle und Flüssiggas, und rangiert auch bei den CO2-Emissionen pro Kopf im internationalen Vergleich weit vorn. Noch 2018 hatte der australische Vizepremier anlässlich des Sonderberichtes des Weltklimarates gesagt, die Politik in Australien werde sich nicht aufgrund irgendeines Berichts ändern. Erneuerbare Energien könnten den Grundlastkohlestrom nicht ersetzen. Wenn die UNESCO das Absterben des Korallenriffs offiziell mit der mangelhaften Klimapolitik Australiens verknüpft hätte, stünde die Regierung unter stärkerem Druck, ihre Energiepolitik zu überdenken.

Als Beleg dafür sei an eine andere Entscheidung des UNESCO-Welterbekomitees erinnert: Auch dem zweitgrößten Korallenriff der Welt, dem Belize Barrier Reef in der Karibik, hatte die Korallenbleiche stark zugesetzt. Zudem wurden dort Mangrovenwälder abgeholzt. Das Riff wurde als gefährdet eingestuft, das Land aufgefordert, seine Ölbohrungen im Meer einzustellen. Belize verbot daraufhin die Erkundung und Ausbeutung von Ölvorkommen im Meer. 2018 wurde das Riff von der Roten Liste der gefährdeten Welterbestätten gestrichen.

Russland, Ungarn, Saudi-Arabien und Spanien gehörten zu den Staaten, die gegen die Einstufung des Great Barrier Reef als gefährdet stimmten. Ungarn dürfte aus aktuellem Eigeninteresse gehandelt haben. Das Budapester Burgviertel und die Gebäude entlang der Donau, die seit 34 Jahren als herausragende Stadtlandschaften auf der UNESCO-Welterbe-Liste stehen, sollten ebenfalls auf die Gefahrenliste gesetzt werden. Die historische Burg und das Burggelände werden seit Jahren umfangreich umgebaut. Russland und Saudi Arabien sind ebenfalls große Exporteure fossiler Energien. pf


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