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Global Coal Exit List476 Gigawatt Kohlekraft in Planung

karge Landschaft mit rauchenden Schornsteinen im Dämmerlicht
Kohlekraftwerk im chinesischen Jiangsu. (Bild: Kristoferb, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0)

Für die Einhaltung der Pariser Klimaziele müssten Kohlekraftwerke abgeschaltet werden. Doch viele Unternehmen befinden sich weiter auf Kohleexpansionskurs. Trotz gegenteiliger Ankündigungen, treibt vor allem ein Land den Bau neuer Kraftwerke voran.

07.10.2022 – In Deutschland sollen Kohlekraftwerke dem Wunsch der Bundesregierung nach „idealerweise“ bis 2030 abgeschaltet werden. Für das Rheinische Revier erzielten die politisch Verantwortlichen mit dem Kraftwerksbetreiber RWE diesbezüglich eine erste Einigung. Für Kohlemeiler im Osten Deutschlands müssen Politik und Betreiber noch verhandeln. In Sachsen und Brandenburg sieht der Plan für einige Meiler nach wie vor eine Abschaltung erst im Jahr 2038 vor.

Während es für deutsche Kohlekraftwerke immerhin einen Ausstiegsplan gibt, werden global sogar neue Kohlekraftwerkskapazitäten geplant. Auf 476 Gigawatt (GW) zusätzlich kommen die Autor:innen der Global Coal Exit List (GCEL), die am gestrigen Donnerstag ihr jährliches Update veröffentlichten. Beteiligt ist die deutsche Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald, gemeinsam mit 40 Partnerorganisationen weltweit.

Die GCEL umfasst detaillierte Daten über mehr als 1.000 Unternehmen und über 2.000 Tochtergesellschaften, die entlang der Wertschöpfungskette der thermischen Kohle tätig sind. Als umfassendste öffentliche Datenbank, deckt diese 90 Prozent der globalen Kohleproduktion ab und richtet sich in erster Linie an die Finanzindustrie, um diese zum Ausstieg aus Investitionen und Krediten an die entsprechenden Unternehmen zu bewegen.

Sollten die 476 GW realisiert werden, steigt die globale Kraftwerkskapazität um 23 Prozent. Negativer Vorreiter: chinesische Unternehmen, auf die 61 Prozent der Expansionspläne entfallen. die vier größten Kohlekraftwerksentwickler auf der GCEL sind chinesische Unternehmen (Platz 1: China Huaneng Group, Platz 2: China Energy Investment Corporation, Platz 3: China Datang Corporation und Platz 4: China Huadian Corporation).

Lidy Nacpil, Koordinatorin der Asian Peoples’ Movement on Debt and Development, weist daraufhin, dass Chinas Präsident Xi Jinping letztes Jahr ankündigte den Bau neuer Kohlekraftwerke durch chinesische Unternehmen im Ausland zu stoppen. „Aber China muss nun ähnliche Schritte für sein heimisches Energiesystem gehen, wenn es ein Akteur für eine 1,5 °C-Welt werden will“, sagt Nacpil.

Auch beim Bergbau auf Expansionskurs

Recherchen der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald zeigen, dass seit der Ankündigung von Präsident Xi Jinping rund 13 GW an geplanten Übersee-Projekten gestoppt wurden. Zugleich haben jedoch mehrere chinesische Unternehmen neue Vereinbarungen über die Beteiligung an ausländischen Kohlekraftwerken unterzeichnet – in Indonesien, Laos und Bangladesch. Nach Berechnungen von urgewald beläuft sich die neue Kohlekraftwerkskapazität dieser Projekte auf 9,7 GW.

Zudem war mit der China Energy Investment Corporation ein chinesisches Unternehmen 2021 der weltweit größte Produzent von Kraftwerkskohle, dicht gefolgt von Coal India mit 557 Millionen Tonnen. Das indische Unternehmen ist wiederum der weltweit größte Entwickler neuer Kohleminen. Das Unternehmen will seine jährliche Kohleproduktion bis 2025 auf 1 Milliarde Tonnen steigern.

Insgesamt will die Kohleindustrie laut GCEL neue Projekte zur Förderung von Kraftwerkskohle mit einem Volumen von über 2.500 Millionen Tonnen pro Jahr entwickeln. Das wäre eine Steigerung von mehr als 37% im Vergleich zur derzeitigen jährlichen globalen Kohleproduktion für Kraftwerke. Ein Großteil der geplanten Projekte befindet sich in China. Der deutsche Energiekonzern RWE erweitert in der Fläche im übrigen ebenfalls seine Bergbauaktivitäten. Für den Tagebau Garzweiler II soll das Dorf Lützerath abgebaggert werden. Klimaaktivist:innen kündigten an, sich dem entgegen zu stellen.

„Neue Kohleprojekte inmitten eines Klimanotstands zu verfolgen ist rücksichtslos und unverantwortlich. Investoren, Banken und Versicherer sollten diese Unternehmen sofort aus ihren Portfolios verbannen“, sagt Heffa Schücking, Geschäftsführerin von urgewald. Insgesamt 46 Prozent der Kohleindustrie ist laut Daten der GCEL weiter auf Expansionskurs. mg


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