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Murray EnergyAmerikas Kohlekonzerne rutschen reihenweise in die Insolvenz

Paradise power plant in Kentucky war mal das größte Kohlekraftwerk der USA. Ende 2020 soll endgültig Schluss sein, hat der Betreiber Tennessee Valley Authority beschlossen.
Paradise power plant in Kentucky war mal das größte Kohlekraftwerk der USA. Ende 2020 soll endgültig Schluss sein, hat der Betreiber Tennessee Valley Authority beschlossen. (Foto: © Tennessee Valley Authority, CC BY 2.0 via flickr.com)

Das Sterben der US-Kohleindustrie schreitet voran: Mit Murray Energy ist nun der größte Kohlekonzern der USA und zugleich der achte seit zwölf Monate insolvent. Auch Präsident Trump kann den Niedergang mit seinen schmutzigen Tricks nicht aufhalten.

04.11.2019 – Eigentlich helfen sie sich gegenseitig, wo sie nur können. Robert Murray, der selbst ernannte König der Kohleindustrie, und US-Präsident Donald Trump, der selbst ernannte Fan der „sauberen Kohle“. All die Wahlkampfhilfen und Spenden, die Murray für seinen Freund sammelte, und all die Umwelt- und Gesundheitsgesetze, die Trump zum Schutz der Kohleindustrie strich, halfen am Ende nicht.

Murray Energy, dessen Gründer und Chef Robert Murray ist, meldete am Dienstagmorgen Insolvenz an. Gläubigerschutz-Verfahren heißt das in den USA, schlicht „Chapter 11“ genannt. 1,7 Milliarden US-Dollar Schulden kann der größte Kohlekonzern des Landes nicht mehr bezahlen. Es ist ein Niedergang mit jahrelanger Ansage und wahrlich nicht einzigartig.

Der langsame Abschied der Kohleindustrie

In den vergangenen 12 Monaten sind acht Kohleunternehmen in die Insolvenz gerutscht. Der arbeits- und kostenintensive Kohleabbau kann mit dem im großen Stil verfügbarem Fracking-Gas nicht mithalten, das kostengünstiger gefördert und flexibler in Kraftwerken eingesetzt wird. Zudem setzen auch große Energieversorger verstärkt auf Windparks und Solarkraftwerke, die vielerorts günstiger sind als alte Kohlemeiler weiter laufen zu lassen.

Bereits vor Jahren schlossen die ersten großen Kohlekraftwerke, trotz der zahlreichen Erleichterungen für Bergbaukonzerne und Kraftwerksbetreiber. US-Präsident Donald Trump drehte Umweltgesetze seines Vorgängers Barack Obama zurück: Er hob beispielsweise eine Wasserschutzrichtlinie für Kohleförderer auf, sagte den Clean Power Plan ab und stieg auch auf Druck der Kohleindustrie aus dem Pariser Klimaabkommen aus.

Kohle ist wirtschaftlich nicht mehr überlebensfähig

Genutzt hat diese Arbeit für die „großartige und saubere Kohle“, wie Trump den klimaschädlichsten aller fossilen Energieträger nennt, nicht. Und das war schon bei seinem Amtsantritt erkennbar. Denn der Umbruch im amerikanischen Energiemarkt ist längst wirtschaftlicher Natur.

Im vergangenen Jahr rechnete die New York Times vor, von 580 Kohlekraftwerken im Jahr 2010 waren 2018 nur noch 350 aktiv. Lieferte die Kohle vor zehn Jahren noch fast 50 Prozent des Stroms waren es gerade noch 28 Prozent, 2020 könnten es dann nur noch 22 sein. Der US-Kohleverbrauch erreichte den niedrigsten Wert seit 39 Jahren – und wird weiter sinken. cw


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Kommentare

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Denkender Bürger 04.11.2019, 08:54:52

Die Realität ist im Artikel leider verzerrt dargestellt:

Es sind nicht Wind- und PV-Anlagen, welche die Kohleverstromung in den USA ins Hintertreffen geraten lassen, sondern die hoffnungslos veraltete Technik der US-Kohlekraftwerke.

Diese stammen zu einem Ganzteil noch aus den 60-er und 70-er Jahren, ohne das sie mal modernisiert wurden, sind dadurch technisch hoffnungslos veraltet und im Vergleich mit modernen europäischen Anlagen mit einem immensen Personalaufwand verbunden.

Nachdem die Anlagen abgeschrieben waren, haben sie eine Weile extrem wirtschaftlich gearbeitet - aber irgendwann ist die technik eben mal so desolat, daß da nichts mehr zu retten ist und der Personalaufwand frißt sämtliche Gewinne auf. Hinzu kommen noch die steigenden Rohstoffpreise.

Bei den modernen europäishen Anlagen werden diese durch die höhere Energie-Effizienz kompensiert - nicht bei den veralteten US-Anlagen.

Und wenn jetzt einer fragt, woher ich das weiß:

Ich habe also Technologe im Rahmen eines geplanten (und nicht ausgeführten) Projektes mal ein US-Kohlekraftwerk von innen gesehen. Ich dachte, ich komme in ein Industrie-Museum !!!

Genau wie ich in den USA mit allem gerechnet hatte, nur nicht damit, daß ich in ein Entwicklungsland komme !!!


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