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KohleausstiegDer CO2-Preis muss es richten

Industrie und Kohlekraftwerk in der Abendsonne
Um den Kollaps des Planeten zu vermeiden, müssen die Treibhausgas-Emissionen rasch sinken. (Bild von Burkhard Lüling auf Pixabay)

Mit dem aktuellen Kohleausstiegsplan läuft Deutschland Gefahr, fast die Hälfte des deutschen CO2-Budgets zur Erreichung der Pariser Klimaziele durch die Kohleverstromung zu verbrauchen. Ein deutlich höherer CO2-Preis könnte das verhindern.

16.08.2021 –Will Deutschland seinen Beitrag zu einer Begrenzung der Erderwärmung von nicht mehr als 1,5 Grad leisten, darf hierzulande – gemessen am Bevölkerungsanteil und konservativ geschätzt – nur noch 4,4 Milliarden Tonnen CO2 emittiert werden. Weltweit dürften nicht mehr als 400 Milliarden Tonnen Kohlendioxid mehr in die Atmosphäre gelangen, dann könnte, laut Weltklimarat, das 1,5 Grad Ziel noch mit einer 67-prozentigen Wahrscheinlichkeit erreicht werden.

Auf Grundlage des aktuellen Berichts des Weltklimarats hat das Analyseinstitut Energy Brainpool im Auftrag von Greenpeace Energy gerechnet und kommt zu dem Ergebnis, dass Deutschland Gefahr läuft, fast die Hälfte des deutschen CO2-Budgets zur Erreichung der Pariser Klimaziele durch die Kohleverstromung zu verbrauchen.

Dabei gingen die Experten von einem Szenario aus, bei dem am Kohleausstiegsplan bis 2038 festgehalten wird, der CO2-Preis im europäischen Emissionshandel für Strom und Industrie stagniert und der Ausbau Erneuerbarer Energien, wie bislang geplant, vorangeht. Braun- und Steinkohlekraftwerke würden dann noch 1.989 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausstoßen. Das wären 45 Prozent des deutschen CO2-Budgets.

Hoher CO2-Preis nur vorübergehend?   

In diesem Szenario würde der CO2-Preis nach dem aktuellen Markthochlauf auf fast 60 Euro pro Tonne CO2 in den kommenden Jahren zunächst wieder sinken, da der aktuell hohe Preis ein vorübergehender Effekt sei, zurückzuführen auf die situativ starke Nachfrage nach fossilen Energieträgern, so die Analysten von Energy Brainpool. Der ab 2025 nur leicht wieder steigende Preis auf etwa 40 Euro im Jahr 2038, würde demnach zu einem hohen Verbrauch fossiler Brennstoffe führen.

Dieses Szenario könnte eintreten, da auch eine kürzlich verkündete Reform des Emissionshandels keinen Mindestpreis für die Tonne CO2 vorsieht. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der CO2-Preis deutlich steigt. Dazu wird wohl eine verschärfte Vorgabe der EU-Kommission beitragen, die künftig eine Minderung des Kohlendioxidausstoßes von 61 Prozent bis 2030 vorsieht, statt bislang 43 Prozent. Grundlage ist dabei das Referenzjahr 2005. Auch soll die Menge der ausgegebenen Emissionszertifikate schneller sinken – um 4,2 Prozent statt wie bisher 2,2 Prozent jährlich.

Noch bis 2036 jedoch soll es kostenlose Zertifikate für die Industrie geben, was neben dem fehlenden Mindestpreis Kritik hervorruft. Die Grünen im Europaparlament fordern einen Mindestpreis von 60 Euro. Dieser könnte den europäischen Kohleausstieg bis 2030 deutlich vorantreiben. Nach Plänen der Grünen könnte der Preis pro Tonne CO2 2030 schon bei 150 Euro liegen.

Das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung und sein Direktor Ottmar Edenhofer gehen indes auch mit den aktuellen Reformen von einem CO2-Preis von 100 bis 130 Euro im Jahr 2030 aus. Ein Kohleausstieg bis Ende des Jahrzehnts in der EU sei damit realistisch. Fabian Huneke von Energy Brainpool sagt dazu: „Hohe CO2-Preise leisten einen messbaren Beitrag zum Klimaschutz, zumal sie noch indirekte Effekte wie zusätzliche Ökostrom-Investitionen nach sich ziehen.“ mf


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