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FinanzwirtschaftFossile Bankvorstände

Eingang der 270 Park Avenue in New York City am Abend, mit erleuchteten Räumen. Auf der Straße davr Taxis und Menschen.
Die 270 Park Avenue in New York City beherbergt die US-amerikanische Bank JP Morgan Chase, die als klimaschädlichste Bank der Welt gilt. (Bild: official-ly cool as part of the Commons:Wikipedia Takes Manhattan project, CC BY-SA 3.0)

Verantwortliche der weltweit größten Banken pflegen enge Verbindungen in die fossile Wirtschaft, zeigt eine neue Recherche. Auch in Deutschland sind Vorstände und Aufsichtsräte von Banken eng mit klimaschädlichen Unternehmen verbandelt.

12.04.2021 – Über die Hälfte der wichtigsten Entscheider von Banken weltweit waren oder sind mit klimaschädlichen Unternehmen verbandelt. Das zeigt eine neue Recherche der angesehenen internationalen Journalistenvereinigung DeSmog, die regelmäßig über die Verfehlungen der fossilen Wirtschaft und deren Desinformationskampagnen berichtet.

39 der wichtigsten und größten Banken in den USA, Kanada, Südafrika, China, Japan und mehreren europäischen Ländern nahmen die Journalisten genauer unter die Lupe. 565 Direktoren, Aufsichtsräte und Vorsitzenden der Banken und deren mögliche Verbindungen zu fossilen Unternehmen wurden dabei untersucht. Das Ergebnis: 368 dieser wichtigen Entscheider haben Verbindungen, die mit Klimaschutz im Sinne der Pariser Klimaziele in Konflikt stehen. Das ist eine deutliche Mehrheit von 65 Prozent.

Die Beziehungen sind vielfältig. Neben weiteren fossilen Banken und Investoren, ist es vor allem die umwelt- und klimaschädliche Energiewirtschaft, zu denen die Chefs der Banken Verbindungen pflegen. Des Weiteren gehören dazu unter anderem Bau-, Bergbau-, Industrie- und Agrarwirtschaft mit hohen Treibhausgasemissionen sowie klima- und umweltschädliche Bereiche des Verkehrssektors. Auch bestehen Verbindungen zu Think-Tanks und Lobbygruppierungen, die die fossile Wirtschaft unterstützen.

Komplette Führungsriege mit fragwürdigen Verbindungen

Bei der niederländischen Bank ABN AMRO etwa hatten oder haben alle acht Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat Positionen in umweltschädlichen Unternehmen bekleidet. Bei sechs der Mitglieder sind die Positionen sogar aktuell. Die Verbindungen reichen in die Schwerindustrie, fossile Energiewirtschaft und Bauunternehmen.

Arjen Dorland, stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat von ABN AMRO, arbeitete zuvor 29 Jahre für Shell und war dort zuletzt Vize-Präsident, Auch bei Exxon war er bereits aktiv. Aktuell ist er ebenfalls stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat von Essent, dem führenden Energieversorger der Niederlande, der ein hundertprozentiges Tochterunternehmen von E.ON ist. Nachhaltigkeit sei ein Kernelement der Strategie der ABN AMRO und der Aufsichtsrat würde dies vollumfänglich unterstützen, sagte ein Sprecher der Bank auf Anfrage von DeSmog. Doch die vielfältigen Verbindungen in die fossile Wirtschaft, lassen daran Zweifel aufkommen.

Auch bei der US-amerikanische Bank JPMorgan Chase pflegen die höchsten Entscheider durchweg Verbindungen in klimaschädliche Banken und Unternehmen. Obwohl sich JPMorgan Chase erst kürzlich zur Einhaltung des Pariser Klimaabkommens bekannt hat und die Bank demnach ihre Finanzierungsstrategie anpassen müsste, fließen weiterhin riesige Geldsummen in fossile Brennstoffe. Zwischen 2016 und 2020 waren es stolze 317 Milliarden US-Dollar. Damit ist die Bank, laut einem kürzlich veröffentlichten Bericht vom Rainforest Action Network, weltweit führend bei klimaschädlicher Finanzierung.

Auch deutsche Banken betroffen  

In Deutschland wurden die beiden größten Einzelbanken Deutsche Bank und Commerzbank und deren Führungspersonal genauer unter die Lupe genommen. Und wieder zeigten sich vielfältige Verbindungen zu Unternehmen wie RWE, Daimler, Linde, Siemens Energy, Volkswagen oder BP. Paul Achleitner, seit 2012 Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank, war 13 Jahre lang im Aufsichtsrat von RWE tätig. Auch im Aufsichtsrat von Daimler war er 10 Jahre Mitglied. Aktuell bekleidet er ebenfalls ein Aufsichtsratsmandat bei Bayer.

Regine Richter von der Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald beobachtet und analysiert seit Jahren das klima- und umweltschädliche Gebaren deutscher Banken. „Diese Verbandelung erzeugt kurze Wege für fossile Interessen, wo der Klimaschutz nur verlieren kann. Da überrascht es nicht, dass beide deutschen Banken hier noch einen weiten Weg vor sich haben“, sagte Richter auf Anfrage der energiezukunft.

Die Deutsche Bank hat zwischen 2016 und 2020 über 74 Milliarden US-Dollar in fossile Energien gesteckt – und unter anderem die Vertreibung von Ureinwohnern unterstützt. Bei der Commerzbank kam in dieser Zeit eine Summe von fast 12 Milliarden US-Dollar zusammen. Während bei der Deutschen Bank das Investitionsvolumen immerhin sank, blieben die Investitionen bei der Commerzbank relativ konstant – und dass trotz eigens auferlegter Klimaschutzrichtlinien, die sich jedoch vor allem auf den Abbau von Kohlefinanzierung beschränkt. Öl und Gas hingegen werden weiter kräftig gefördert. mf


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