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Viermal so viel PV ist machbar

(Foto: Nicole Allé)

200 Gigawatt Photovoltaik in Deutschland sind technisch und ökonomisch möglich. Zu diesem Fazit kommt die Denkfabrik Agora Energiewende. Entscheidend ist die Kombination mit Speichern – die möglicherweise auch den Netzausbau nach 2025 überflüssig macht.

28.10.2015 – Bislang hieß es immer wieder, zu viele Photovoltaik-Anlagen seien problematisch, doch eine aktuelle Untersuchung zeigt: Das stimmt nicht. Tatsächlich könnte das deutsche Stromsystem auch mit viermal so vielen Solarstromanlagen wie derzeit zurechtkommen, ohne dass größere Probleme auftreten. Die Voraussetzung ist allerdings, dass diese Anlagen in sinnvoller Weise um akkugestützte Stromspeicher ergänzt werden. Das geht aus einem aktuellen Hintergrundpapier hervor, das die Denkwerkstatt Agora Energiewende veröffentlicht hat.

Da die Preise sowohl von Solaranlagen als auch von Batteriespeicher-Systemen aller Voraussicht nach weiterhin stark fallen werden, sollten sich Energiepolitik und Energiewirtschaft auf ein Szenario mit hohen Mengen von Batteriespeichersystemen vorbereiten, raten die Experten aus Berlin. Sie haben in ihrer aktuellen Veröffentlichung für Deutschland Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 150 Gigawatt in Kombination mit Batteriespeichern mit einer Gesamtleistung von 40 Gigawatt und einer Speicherkapazität von 120 Gigawattstunden unterstellt. Die Experten untersuchten die Frage, welche Auswirkungen diese auf das Gesamtsystem hätten.

„Szenarien mit 150 oder 200 Gigawatt Photovoltaik in Deutschland, die bis vor kurzem noch von vielen für vollkommen unrealistisch gehalten wurden, sind technisch und ökonomisch möglich“, erklärt Dr. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. Allerdings würde dies auch das Gesamtsystem der Energiewirtschaft maßgeblich verändern. „Für die Energiewirtschaft bedeutet dies, nicht so sehr den Verkauf von Strom in den Vordergrund zu stellen, sondern vielmehr mit anderen Produkten zum Partner von Kunden zu werden, die selbst Solarstrom herstellen und speichern“, so Graichen weiter. Das könne beispielsweise durch Energiedienstleistungen, den Verkauf von Stromspeichern, deren Wartung oder das Management von mit Speichern kombinierten Photovoltaik-Anlagen als Teil eines größeren Pools geschehen.

„Die Energiepolitik sollte sich auf einen möglichen Boom bei Solarstrom-Speicher-Kombinationen einrichten, indem sie zum einen die rechtlichen und technischen Rahmenbedingungen so setzt, dass die neue Technik und das Gesamt-Stromsystem gut miteinander verzahnt werden“, empfiehlt Graichen. Ein weiteres Fazit der Denkwerkstatt ist, dass der Siegeszug von Solarstrom-Speicher-Systemen den Bau von weiteren Hochspannungsleitungen über den aktuellen Netzentwicklungsplan hinaus, das heißt nach 2025, möglicherweise überflüssig macht. Entsprechende Untersuchungen zu dem Thema könnten genaueren Aufschluss geben. rr


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