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Wärmewende DeutschlandGeothermie-Nutzung braucht sicheren Rahmen

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Geothermie ist ein wichtiger Baustein für die Wärmewende auf dem Weg zur Klimaneutralität. (Foto: Ben Benzin, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons)

Geothermie ist als Baustein auf dem Weg zur Wärmewende unverzichtbar. Die Nutzung von Erdwärme hat in Deutschland laut Bundesverband Geothermie enormes Potenzial und könnte rund 40 Prozent der gesamten Wärmeversorgung sichern.

23.10.2023 – In Zeiten von Gasknappheit und hohen Preisen sowie dem gewünschten Umstieg auf Wärmepumpen als bevorzugtes Heizsystem rückt die Geothermie-Nutzung verstärkt in den Fokus – gilt sie doch als fast unbegrenzte Quelle sauberer Energie. Sie sollte daher eine größere Rolle bei der Dekarbonisierung des Wärmemarktes spielen, fordert nicht nur die Branche. „40 Prozent der Wärmeversorgung Deutschlands könnte man aus Geothermie sicherstellen“, sagte Verbandspräsident Helge-Uve Braun kürzlich anlässlich eines Branchenkongresses in Essen. Derzeit liege der Anteil nur im einstelligen Prozentbereich.

Warten auf ein Geothermieerschließungsgesetz

In Mitteleuropa nimmt die Temperatur um etwa drei Grad pro 100 Meter Tiefe zu, berichtet der Verband. Die oberflächennahe Geothermie reiche bis zu einer Tiefe von rund 400 Metern, die mittlere bis etwa 1.500 Meter und die tiefe Geothermie beginnt in einer Tiefe ab 1.500 Metern. Im Jahr 2022 wurden laut Statista nur 245 Gigawattstunden Strom aus Geothermie-Anlagen gewonnen. Das ist sehr wenig im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energiequellen.

Wo die Heißwasser-Reservoirs exakt liegen, ist noch zu wenig bekannt. Daher bringt auch nicht jede Bohrung den gewünschten Erfolg. Das ist nicht nur ein starker Eingriff in die Umwelt, sondern auch kostspielig. Es sollte daher eine Versicherung geben, die mögliche Ausfallrisiken zumindest teilweise abdeckt, fordern Akteure. Die Branche wartet auf ein sinnvoll ausgearbeitetes  Geothermieerschließungsgesetz.

Erdwärme als Chance für kommunale Wärmeplanung

Für die von den Kommunen aufzustellenden Wärmepläne müsse der Gesetzgeber Hürden für eine Erdwärmenutzung aus dem Weg räumen, fordert der Verband, Genehmigungsverfahren sollten stark beschleunigt werden – denn bislang könne das bis zu zehn Jahren dauern, Beispiel München. Dazu sollte eine staatlich geförderte Absicherung finanzieller Risiken bei geothermischen Projekten gewährleistet werden.

Die Technologie habe sich bisher also vor allem wegen der hohen Erschließungskosten und der Risiken in Bezug auf die Untergrundbedingungen sowie Erfolgsquoten bei Bohrungen nur in geringem Umfang durchgesetzt, sagen Branchenkenner. Analysten beobachten allerdings neue Akteure auf dem Geothermie-Markt, davon auch aus der Öl-, Gas- und Kohleindustrie. Beispielsweise entsteht in Bochum auf einem alten Grubengelände ein Gewerbepark. Das Quartier könne mit Wärme und Kälte aus dem Grubenwasser des ehemaligen Steinkohlebergwerks versorgt werden, berichten die Akteure, Probebohrungen waren erfolgreich.

Kommunale Wärme- und Kälteversorgung

Das Bochumer Geothermie- und Speicherprojekt sei ein wegweisendes Konzept zur kommunalen Wärme- und Kälteversorgung in Deutschland, so Rolf Bracke, Leiter der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie (IEG), die das Projekt leitet. Auch Nebeneffekte wären laut Forschern möglich: Im Oberrheingraben könnten mit bestehenden Geothermiebohrungen über Jahrzehnte auch erhebliche Mengen an Lithium gefördert werden. Geothermische Energie sei auch für die Industrie interessant, die mit hohen Temperaturen arbeiten müsse, etwa die chemische Industrie, die Prozessdampf bis 200 Grad benötige, so Bracke.

Energiekonzepte für Quartiere

Auch im Süden Deutschlands wird an der Erschließung von Erdwärme gearbeitet. Erdwärmesonden könnten laut einer Potenzialstudie der Landesenergieagentur KEA-BW im Südwesten Deutschlands bis zu 300.000 Wohngebäude klimaneutral versorgen. In Berlin ist ein Quartiersprojekt mit einem Erdwärme-Energiekonzept bereits in der Umsetzung. Für ein Wohnquartier mit 84 Wohneinheiten im Norden Berlins wird Geothermie die Heizwärme für alle Gebäude bereitstellen und zwei Wärmepumpen mit Wasser aus der Tiefe speisen.

Roadmap Geothermie will unterstützen und aufklären

Eine Roadmap von Forschenden der Fraunhofer-Gesellschaft und der Helmholtz-Gemeinschaft weist das große Potenzial der Geothermie nach: Die hydrothermale Geothermie als Wärmequelle für Fernwärmenetze könnte demnach rund ein Viertel des Gesamtwärmebedarfes Deutschlands decken – das wären rund 300 Terawattstunden Jahresarbeit bei 70 Gigawatt installierter Leistung. Dazu brauche es klare Ausbauziele, großflächige geologische Erkundungen und mehr Transparenz gegenüber Bürgern und betroffenen Kommunen. na


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