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KlimakriseDeutlich mehr Extremwetter im Leben junger Menschen

Kinder in Pakistan an einer öffentlichen Trinkwassersäule
Dürre und Überschwemmungen nehmen, wie hier in Pakistan, zu. Umso wichtiger ist eine Versorgung mit sauberem Trinkwasser. (Bild: DFID/Russell Watkins, flickr, CC BY 2.0)

Mit den bisherigen Zusagen von Regierungen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen drohen heute geborenen Kindern bis zu siebenmal mehr Wetterextreme in ihrem Leben als ihren Großeltern. Die kommende Klimakonferenz wird entscheidend sein.

30.09.2021 – Nicht nur Deutschland hinkt beim Klimaschutz bislang hinterher. Laut dem neuesten UN-Klimabericht steuert die Welt auf eine 2,7 Grad heißere Welt zu, mit katastrophalen Folgen für das Leben auf unserem Planeten. Die derzeitigen Zusagen von Regierungen zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen weltweit reichen bislang nicht aus, die Globale Erwärmung auf ein erträgliches Maß von 1,5 Grad Celsius zu begrenzen – wie es im Pariser Klimaabkommen eigentlich festgeschrieben ist.

Unter den aktuellen klimapolitischen Begebenheiten hat ein internationales Forscherteam nun ermittelt, was die klimatischen Veränderungen für Kinder bedeuten würde, die in diesem Jahr geboren werden. Diese Kinder würden demnach im Laufe ihres Lebens durchschnittlich doppelt so viele Waldbrände, zwei- bis dreimal so viele Dürren, fast dreimal so viele Flussüberschwemmungen und Ernteausfälle sowie siebenmal mehr Hitzewellen erleben als ihre Großeltern, die heute zum Beispiel 60 Jahre alt sind.

Für ihre Analyse griffen die Forscher:innen auf eine Vielzahl von Computer-Simulationen zu Klimawandelfolgen zurück, die auf der Arbeit von Dutzenden von Forschungsgruppen weltweit aufbauen, und kombinierten diese mit länderspezifischen Daten zur Lebenserwartung, Bevölkerungsdaten und Temperaturverläufen aus den Berichten des Weltklimarats IPCC.

Bedrohung und Hoffnung

Wim Thiery von der Vrije Universiteit Brüssel und Hauptautor sagte bei Veröffentlichung der Studie: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Sicherheit junger Generationen ernsthaft bedroht ist und drastische Emissionsreduzierungen erforderlich sind, um ihre Zukunft zu sichern.“ Dabei verwies Thiery ebenfalls darauf, dass es sich bei den vorliegenden Ergebnissen um konservative Schätzungen handelt und die Folgen sogar noch schlimmer sein könnten.

Katja Frieler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung und Mitautorin der Studie machte zugleich Hoffnung. „Die gute Nachricht: Wir können unseren Kindern tatsächlich einen Großteil der Klimalast von den Schultern nehmen, wenn wir die Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius begrenzen, indem wir aus der Nutzung fossiler Brennstoffe aussteigen.“

Bei Erreichen des 1,5-Grad-Ziels könnte demnach die potenzielle Gefährdung junger Menschen durch Extremereignisse im Laufe ihres Lebens weltweit um durchschnittlich 24 Prozent verringert werden. „Für Nordamerika sind es minus 26 Prozent, für Europa und Zentralasien minus 28 Prozent, und im Nahen Osten und Nordafrika sogar minus 39 Prozent. Das ist eine riesige Chance“, so Frieler.

Ein kürzlich erschienener Bericht von UNICEF und Fridays for Future zeigt indes, dass Kinder schon heute besonders stark von den bereits spürbaren Folgen der Gloablen Erwärmung betroffen sind. Demnach sind etwa eine Milliarde der insgesamt 2,2 Milliarden Kinder auf dieser Welt bereits der Klimakrise sowie Umweltrisiken ausgesetzt. Dazu gehören Hitzewellen, Wassermangel, Krankheiten, Stürme und Fluten.

Alle Augen auf die nächste COP gerichtet

Die kommende Klimakonferenz im schottischen Glasgow soll mal wieder entscheidend sein, die Welt endlich auf einen klimagerechten Pfad zu bringen. Der Pariser Klimagipfel von 2015 mit dem Übereinkommen, die Globale Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, gilt als der letzte erfolgreiche. Zwar wurde auf der COP 24 in Kattowitz, Polen, ein Regelbuch verabschiedet, das den Treibhausgasausstoß der Länder vergleichbar machen und die Emissionsminderungen kontrollieren soll – doch eine wirklich Kontrolle dieser Regeln griff bislang nicht.

Die letzte Klimakonferenz in Madrid 2019 gilt sogar als vollständig gescheitert. Die Staaten verpassten es, die eigenen Klimaschutzziele zu erhöhen und konform mit dem Pariser Klimaabkommen zu machen. Auch wurde keine Einigung über einen Marktmechanismus zum weltweiten Handel mit Emissionsrechten erzielt.

Im letzten Jahr fiel die COP coronabedingt aus und soll in diesem Jahr von Ende Oktober bis Mitte November nachgeholt werden. Dann soll auch über mehr Geld wohlhabender Staaten für einkommensschwache Länder verhandelt werden, die von der Klimakrise bereits jetzt stärker betroffen sind – vor allem deren Kinder. Auch wenn es noch immer zu wenig ist, höhere Zusagen sind bereits erfolgt, zum Beispiel durch die USA.

Unter der neuen Führung durch US-Präsident Joe Biden könnte die USA, nachdem sie in den vergangenen Jahren eher Bremser waren, nun Treiber für höhere Klimaschutzambitionen sein. Chinas angekündigter Rückzug aus der internationalen Kohlefinanzierung kann ebenfalls als positives Zeichen für die kommende COP gewertet werden. mf


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