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Erwärmung der Ozeane wurde bisher unterschätzt

Ynys Gored Goch, eine Insel im Vereinigten Königreich, wird durch eine Flut bedroht (Foto: public domain)
Ynys Gored Goch, eine Insel im Vereinigten Königreich, wird durch eine Flut bedroht (Foto: wikimedia commons / public domain)

Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Temperaturanstieg der Ozeane sind größer als bisher angenommen. Die temperaturbedingte Ausdehnung der Weltmeere führt zu einem zusätzlichen Meeresspiegelanstieg und erhöht damit das Risiko für Sturmfluten.

02.02.2016 – Anhand von Satellitendaten hat ein Forscherteam der Universität Bonn den Anstieg des Meeresspiegels in den Jahren 2002 bis 2014 analysiert. Durch die zunehmende Erwärmung der Ozeane hat sich das Wasser doppelt so stark ausgedehnt, wie bisherige Berechnungen ergeben hatten. „Bislang wurde unterschätzt, wie stark die wärmebedingte Ausdehnung der Wassermassen in den Ozeanen zum globalen Meeresspiegelanstieg beiträgt“, sagt Jürgen Kusche, Professor für Astronomische, Physikalische und Mathematische Geodäsie an der Bonner Universität. Bisher wurde ein jährlicher Anstieg von etwa 0,7 bis 1,0 Millimeter geschätzt. Den neuen Berechnungen zufolge beziffert sich der „Thermometereffekt“ jedoch auf rund 1,4 Millimeter pro Jahr.

Die Wissenschaftler vergleichen den Effekt mit der Reaktion eines Quecksilber-Thermometers. Eine höhere Temperatur sorgt hier für ein Ausdehnen der Flüssigkeit, wodurch das Thermometer zu steigen beginnt. „In den besonders tiefen Ozeanregionen reicht bereits eine kleine Erwärmung aus, um einen deutlichen Meeresspiegelanstieg hervorzurufen“, sagt Roelof Rietbroek vom Institut für Geodäsie und Geoinformation der Universität Bonn. Ein Anstieg von mehreren Millimetern pro Jahr sei in Tiefseezonen daher keine Seltenheit.

Je nach Ozeanregion variiert der Zuwachs jedoch. An der Westküste der Vereinigten Staaten kommt es praktisch kaum zu einem ausdehnungsbedingtem Anstieg des Meeresspiegels. Dagegen halten die Philippinen mit rund 15 Millimeter jährlich den traurigen Rekord. Je nach Stärke der Wassererwärmung können sich die Werte also regional unterscheiden.

Risiko von Sturmfluten könnte steigen

Von einem Anstieg des Meeresspiegels sind insbesondere Städte in unmittelbarer Küstennähe bedroht. Ganze Metropolen und Inselstaaten wie beispielsweise Tokio oder Singapur drohen komplett zu versinken. Gerade in Asien, wo sich riesige Ballungszentren unweit der Küsten befinden, sind viele Millionen Menschen betroffen. „Wegen ein paar Millimeter mehr wird kein Land seine Deiche höher bauen“, sagt Rietbroek. Er fürchtet jedoch, dass sich diese kleinen Beträge in Jahrzehnten zu etlichen Zentimetern aufsummieren können. „Die Wahrscheinlichkeit einer zerstörerischen Sturmflut könnte damit drastisch zunehmen“, so Rietbroek weiter.

Der durch Wasserausdehnung verursachte Meeresspiegelanstieg sollte daher aus Sicht der Wissenschaftler zukünftig nicht unterschätzt werden. Wie stark die Ausdehnung der Ozeane bei einer globalen Erderwärmung in sehr großer Tiefe ausfällt, ist weitgehend unerforscht. Nach Rietbroek spielt aber genau dieser Aspekt bei der Abschätzung der Klimafolgen eine entscheidende Rolle. Daher sollte die wärmebedingte Ausdehnung der Weltmeere auch zukünftig beobachtet und weiter untersucht werden. jk


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