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Die Meinung
14. März 2016

Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft

Entspricht die heutige Forstwirtschaft tatsächlich einem zeitgemäßen Verständnis von Nachhaltigkeit oder besteht hier Handlungsbedarf?

Nikolas KatzStudent der ForstwirtschaftHochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde

Nikolas KatzStudent der ForstwirtschaftHochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
Nikolas Katz studiert Forstwirtschaft an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde. (Foto: © Nikolas Katz)
Nikolas Katz studiert Forstwirtschaft an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde. (Foto: © Nikolas Katz)

14.03.2016 – Schon vor über 300 Jahren wurde der Begriff der Nachhaltigkeit erstmals von einem Oberberghauptmann namens Hans Carl von Carlowitz im Zusammenhang mit der Forstwirtschaft verwendet. Das ist eine lange Zeit, in der sich die Methodik der nachhaltigen Bewirtschaftung verbessern und an die Bedürfnisse von Natur und Mensch anpassen konnte. Im Vergleich zu anderen Nachhaltigkeitsstrategien kann die Forstwirtschaft auf eine wesentlich längere Geschichte in dieser Hinsicht zurückblicken – jetzt stellt sich unweigerlich die Frage, ob sie darin noch zeitgemäß ist.

Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung ist auf den ersten Blick keine komplexe Angelegenheit. Es wird lediglich so viel Holz aus dem Wald entnommen wie auch nachwachsen kann. Erst bei genauerer Betrachtungsweise erschließt sich die Vielfältigkeit der Strukturen und Mechanismen, die es ermöglichen, den betriebswirtschaftlichen Nutzen mit den Bedürfnissen der Natur in Einklang zu bringen. Schließlich setzt eine nachhaltige Bewirtschaftung auch ein intaktes und gut funktionierendes Ökosystem Wald voraus. Eine standortgerechte Baumartenwahl, ein ausreichender Totholzanteil und eine Schonung der Böden sind nur ein paar wichtige Strategien auf dem Weg zu einem gesunden und widerstandsfähigen Wald. Der Blickwinkel auf diese Vorgehensweisen muss sich natürlich immer wieder an aktuelle Gegebenheiten, wie zum Beispiel klimatische Veränderungen, anpassen.

Es ist zugegebenermaßen nicht einfach, Naturschutz und Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen, da es sich hierbei immer um einen Kompromiss handeln wird. Trotzdem ist die Nutzung des Waldes, um nachwachsende Rohstoffe wie zum Beispiel Bau- und Brennholz zu gewinnen, immens wichtig, weil dadurch weniger auf künstliche beziehungsweise endliche Quellen zurückgegriffen werden muss. Aus diesem Grund muss sich die Erkenntnis zur naturnahen Waldwirtschaft auch immer weiter entwickeln und durch gezielte Forschung gestützt werden, gerade wenn man bedenkt, dass sich der Wald sehr langsam verändert und die Saat, die man ausbringt, erst etwa 100 Jahre später Früchte tragen wird. Ähnlich langsam sind auch Auswirkungen auf den Naturhaushalt, seien sie positiv oder negativ. Deswegen muss jeder Schritt wohlüberlegt sein und man sollte neben neu gewonnenen Erkenntnissen auch die Vergangenheit nicht außer Acht lassen.

In den letzten Jahren wird in vielen Waldgebieten ein Waldumbau durchgeführt, der uns in der Zukunft artenreiche Mischwälder bescheren wird. Das ist ein guter Ansatz um die Biodiversität zu erhöhen, den Wald widerstandsfähiger gegen Naturereignisse, Schädlingsbefall und Immissionen zu machen und ausserdem eine große Palette an verschiedenen Produkten zu bieten. In einer Zeit, in der nachwachsende Rohstoffe an Bedeutung gewinnen, sollte sich der Wald jederzeit an die Bedürfnisse des Marktes anpassen können, was mit einer Monokultur, welche fast ein Jahrhundert lang die gleiche Holzart produziert, nicht möglich ist. Anstatt immer größere Bereiche im Wirtschaftswald stillzulegen und sich selbst zu überlassen, sollte man mit aller Macht daran arbeiten, die Forstwirtschaft noch naturnäher zu gestalten und einen möglichst großen Anteil am Holzbedarf in Deutschland mit einem tatsächlich nachhaltigen Rohstoff aus eindeutigen Quellen zu decken.

Für den Förster ist dieser Spagat zwischen Naturnähe und Wirtschaftlichkeit sicherlich keine einfache Aufgabe, aber er ist in meinen Augen am besten dazu in der Lage, den Wald in seiner Gesamtheit zu betrachten und zu formen. Der rein naturschützerische Blickwinkel ist hier wohl genauso fehl am Platz wie eine alleinig auf den Profit bedachte Vorgehensweise. Insofern kann man zwar durchaus von einem Handlungsbedarf sprechen, sollte allerdings nicht in blinden Aktionismus verfallen, vielmehr sollte Wert darauf gelegt werden, Nachhaltigkeitsstrategien unter Berücksichtigung alter und neuer Erkenntnisse weiter zu verbessern. Schließlich ist der Wald ein wertvolles Allgemeingut und sollte uns in seiner Vielfalt der Nutzungsmöglichkeiten dauerhaft erhalten bleiben.

Nikolas Katz studiert Forstwirtschaft an der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde (FH).




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