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Die Meinung
01. Februar 2016

Wir brauchen eine Weltklimaorganisation!

Nachdem die erste Euphorie um die Beschlüsse der im November stattgefundenen Klimakonferenz in Paris abgeklungen ist, wird es Zeit, die Ergebnisse nüchtern zu analysieren.

Dr. Holger Rogall VorsitzenderGesellschaft für Nachhaltigkeit e.V.

Dr. Holger Rogall VorsitzenderGesellschaft für Nachhaltigkeit e.V.
Dr. Holger Rogall ist Professor für Nachhaltige Ökonomie an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin und Vorsitzender der Gesellschaft für Nachhaltigkeit e.V. (Foto: Prof. Dr. Holger Rogall)
Dr. Holger Rogall ist Professor für Nachhaltige Ökonomie an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin und Vorsitzender der Gesellschaft für Nachhaltigkeit e.V. (Foto: Prof. Dr. Holger Rogall)

01.02.2016 – Engagierte Fachleute sind sich darüber einig, dass die erzielten Ergebnisse von Paris nicht annähernd ausreichen, um das schwerwiegendste Problem der Menschheit im 21. Jahrhundert, die Klimaerwärmung, zu lösen. Dieses bittere Fazit darf aber nicht dazu verleiten in Resignation zu verfallen. Das Ergebnis von Paris ist nicht vergleichbar mit der Verhandlungskatastrophe von Kopenhagen 2009. Damals konnte das Fazit nur lauten: „die Menschheit hat sich aufgegeben“, während Paris immerhin ein Schritt in die richtige Richtung ist - nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Eine Verhandlungslösung mit dem Zwang zum Konsens war kein realistisches Ziel, weil die Kurzfristinteressen einzelner Staaten einfach zu groß sind. Aus diesem Grund standen in Paris Selbstverpflichtungen der Staaten – die ja keinen Verhandlungskonsens benötigen – im Mittelpunkt. Alle Fachleute wissen hierbei, dass fast alle Länder mit den vorgelegten Zahlen tricksen und sich eigene Basisjahre wählen. Diese lassen zwar ihre Selbstverpflichtungen gut aussehen, werden aber in Wirklichkeit nicht ausreichen, um das 2°C-Ziel, geschweige denn das 1.5°C-Ziel zu erreichen. Auf lange Sicht sind die Ergebnisse von Paris also ungenügend.

Wer den Klimaschutz wirklich ernst meint, muss sich für den konsequenten Umbau der Energiewirtschaft zu einer 100% - Versorgung mit Erneuerbaren Energien einsetzen. Kein Land darf in 35 Jahren pro Kopf mehr als eine Tonne CO2 - Äquivalente pro Jahr emittieren. Da diverse Staaten sich diesem Ziel nicht anschließen werden, muss die „Koalition der Zukunftsfähigen“ das Ökodumping der Verweigerer mit Strafzöllen belegen. In der Folge könnten die Energieimporte für die Zukunftsfähigen steigen, was aber zu neuen Innovationsschüben in der Wirtschaft und den Infrastruktur führen würde.

Die Menschheit kann schlicht nicht mehr warten bis der letzte Staat Vernunft angenommen hat und seine Partikularinteressen überwindet. Mittelfristig benötigen wir eine Weltklima- oder Weltnachhaltigkeitsorganisation, die wie die WTO mit Sanktionsmechanismen ausgestattet ist, um die notwendigen Maßnahmen des Klimaschutzes bei allen Staaten durchzusetzen. Was für den Freihandel möglich war sollte für die Existenzsicherung der Menschheit selbstverständlich sein. Dass hierbei die Interessen einzelner Staaten massiv verletzt werden, ergibt sich aus der Tatsache, dass die Weltvorräte an fossilen Energien drei- bis fünfmal so hoch sind, als das Klima verkraften könnte. Daher werden die reichen Industriestaaten wahrscheinlich auch zu Kompensationszahlungen verpflichtet. Die wichtigste Maßnahme bleibt aber die Transformation des gesamten Energiesystems zu einer 100% - Versorgung mit Erneuerbaren Energien.

Dr. Holger Rogall ist Professor für Nachhaltige Ökonomie an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR) und Lehrbeauftragter an der Leuphana Universität Lüneburg. Weiterhin ist er Direktor des Instituts für Nachhaltigkeit (INa) der HWR Berlin und Leiter des Instituts für Nachhaltige Ökonomie (INÖk) sowie geschäftsführender Herausgeber des Jahrbuchs Nachhaltige Ökonomie. Er ist Autor zahlreicher Lehrbücher zur nachhaltigen Wirtschaftslehre, mit denen er die traditionelle Ökonomie grundlegend reformieren will. Darüber hinaus ist er Vorsitzender der Gesellschaft für Nachhaltigkeit e.V. und Koordinator des Netzwerks Nachhaltige Ökonomie.




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