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Die Zukunft der deutschen Wälder

Ein deutscher Buchenwald. (Bild: © Bo & Lill/ pixelio.de)
Ein deutscher Buchenwald. (Bild: © Bo & Lill/ pixelio.de)

Im Bereich der Forstwirtschaft spielen Nachhaltigkeitsaspekte eine zunehmend wichtige Rolle. Ob als nachwachsender Energieträger, natürlicher Werkstoff oder als Kohlenstoffspeicher – die Anwendungspalette der Ressource Holz ist groß. Diskussionen um die Entwicklung des Waldes sind damit hochaktuell.

04.02.2016 – Wer meint, das Prinzip der Nachhaltigkeit sei eine moderne Erscheinung, der täuscht. Als Begründer dessen gilt nämlich der gebürtige Sachse Hans Carl von Carlowitz. Aufgrund einer drohenden Rohstoffkrise formulierte er bereits im Jahre 1713 die Idee, dass nur so viel Holz geschlagen werden sollte, wie durch planmäßige Aufforstung nachwachsen kann. Damals hatte der Rohstoff Holz noch eine andere Bedeutung als es heutzutage der Fall ist. Er wurde nicht nur als Baustoff verwendet, sondern auch als Energieträger zum Kochen und Heizen. Dementsprechend waren im frühen 18. Jahrhundert viele Flächen in Europa komplett entwaldet. Von Carlowitz forderte daher ein konsequentes Aufforsten sowie eine „nachhaltende“ Nutzung des Waldes. Damit legte er den Grundstein für die deutsche Forstwirtschaft, wie wir sie heute kennen.

Inzwischen stellen sich für die Nutzung unsere heimischen Wälder jedoch andere Fragen. Schließlich gilt nachhaltig erwirtschaftetes Holz als eine besonders intelligente Ressource. Sie ist ein natürlicher Werkstoff, dient als Kohlenstoffspeicher und wird als ein CO2-neutraler sowie nachwachsender Energieträger genutzt. Als Brennstoff wird Holz beispielsweise in Form von kleinen stäbchenförmigen Pellets verwendet. Im Jahr 2015 gab es laut dem Deutscher Energieholz- und Pellet-Verband e.V. (DEPV) insgesamt rund 400.000 Pellet-Anlagen – Tendenz steigend. Die Brennstoffkosten lagen für das Jahr 2015 deutlich unter denen von Heizöl oder Gas. Aufgrund eines extrem niedrigen Ölpreises ändert sich dieser Trend jedoch aktuell.

Alternative Ressource Holz

Die Endlichkeit unserer Ressourcen sorgt dafür, dass der Rohstoff Holz eine immer wichtigere Rolle spielen wird. Die Anwendungspalette von Holz ist sehr groß, sodass der Rohstoff bei der thermischen und stofflichen Verwertung, aber auch im Pharmabereich und in der Chemieindustrie als ein Substitut für Erdöl immer gefragter ist. Die Holzverwendung teilt sich hierbei in den stofflichen- und den energetischen Gebrauch auf. Von der stofflichen Benutzung ist beispielsweise in der Säge- sowie der Holzwerkstoffindustrie die Rede.

Die energetische Verwendung wird dagegen unter anderem durch den privaten Gebrauch, die Biomasseverflüssigungs-Kraftstoffe sowie durch Biomasseheizwerke repräsentiert. Letztere verfeuern nicht nur die bereits erwähnten Pellets, sondern auch Sägespäne, Rinden oder Resthölzer. Es ist anzunehmen, dass insbesondere die energetische Rolle von Holz zukünftig immer wichtiger werden wird, da der Rohstoff als ein geeignetes Substitut für viele andere Wertstoffe angesehen werden kann.

Die Entwicklung der deutschen Wälder

Seit einiger Zeit wird wieder daran gearbeitet, den Laubholzanteil in den deutschen Wäldern zu erhöhen. Hierbei wird meist eine Baumartenmischung angestrebt, da der Übergang von einem reinen Nadelholzwald in einen reinen Laubholzwald wenig sinnvoll ist. So wird bei der inländischen Rohholzverwendung immer noch zu 80 Prozent Nadelholz genutzt. Dieses ist vor allem für den stofflichen Gebrauch wichtig. Laubholz wird dagegen zum großen Teil energetisch genutzt. Überraschenderweise hat sich Deutschland im letzten Jahrzehnt vom Nadelholzexporteur hin zum -importeur entwickelt. So wurde beispielsweise im Jahr 2010 bekannt, dass der Energiekonzern Vattenfall eine Million Tonnen Holz aus dem westafrikanischen Liberia importiert hatte, um dieses in seinen Kraftwerken zu verbrennen.

Es ist durchaus problematisch, dass die Holzindustrie ihre Produkte mehrheitlich aus Nadelholz herstellt. Laubholz ist in der Regel anspruchsvoller zu verarbeiten und auch nicht immer für jede Verwendung geeignet. Daher besteht aktuell die Herausforderung darin, marktfähige Laubholzprodukte zu entwickeln die für den Konsumenten trotzdem noch bezahlbar bleiben.

Die Rolle von Holz in einer Green Economy

Eine Green Economy basiert auf der nachhaltigen und umweltverträglichen Entwicklung einer Volkswirtschaft, wobei soziale, wirtschaftliche und ökologische Aspekte eine entscheidende Rolle spielen. Die deutschen Wälder könnten für dieses Konzept eine Art Entlastungsfaktor werden, da sie mit einer jährlichen Senkenleistung von rund 52 Millionen Tonnen CO2 einen erheblichen Beitrag leisten. Trotz des Holzeinschlags, der Kohlenstoff aus dem Wald freisetzt, ist das Gesamtsaldo positiv. Unsere Wälder dienen in der Klimabetrachtung daher als Kohlenstoffsenke. Damit kann der Rohstoff Holz einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung leisten.

Dabei birgt die Frage, ob ein Nutzungsverzicht von Holz aus deutschen Wäldern zielführend für den Klimaschutz ist, viel Konfliktpotenzial. Die Biodiversität im heimischen Wald ließe sich so zwar erhalten oder sogar steigern, der Verzicht würde wohl aber zu einer Verlagerung des Holzeinschlags in andere Gebiete der Erde führen. Inwieweit diese Holzproduktion dann jedoch noch nachhaltig ist, wäre mehr als fragwürdig. Vielmehr könnte diese Verschiebung sogar zu einer Vernichtung des Primärwaldes in anderen Teilen der Erde führen. Jedoch hat die Biodiversität in unseren Wäldern in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten stark gelitten, weshalb die Forderung eines Nutzungsverzichts trotzdem mehr als nachvollziehbar ist.

Außerdem ist es nach wie vor strittig, welche Entwicklungsform des Waldes in Deutschland angestrebt werden sollte. Grundsätzlich sind Mischwälder mit standortangepassten und auch marktorientierten Baumarten wünschenswert. Je größer die Flexibilität in der Waldbewirtschaftung und die Risikostreuung sind, desto zukunftsfähiger ist damit auch die Entwicklung der deutschen Wälder. Joschua Katz


Kommentare

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Florian 04.02.2016, 17:19:51

+122 Gut Antworten

Die Bundesregierung hat in den letzten Jahren diverse Pläne für die Nutzung des Waldes beschlossen, die sich zum Teil erheblich widersprechen. Es soll mehr Holz verbrannt werden, mehr Holz stofflich genutzt werden aber gleichzeitig die Biodiversität im Wald erhöht werden. Das BfN und Forum Umwelt & Entwicklung haben dazu grad eine interessante Kurzstudie veröffentlicht. http://www.forumue.de/der-wald-im-widerstreit-von-nutzungsinteressen/


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