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US-Energiemarkt: Fracking-Öl und Gas immer günstiger

Nicht nur Solar- und Windenergie werden in den USA immer günstiger, auch die Kosten von Fracking-Gas und Öl sinken. Neue Technologien und Chemikalien steigern die Erträge, ein Wettkampf um die günstigste Energieerzeugungsart hat begonnen.

18.10.2015 – Die Kosten für Solarenergie sind in den USA in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich um ca. 50 Prozent gefallen. Industrieunternehmen und die Internetbranche wie Apple, facebook oder Amazon entdecken Solarparks als gute Investition und sichere Stromversorgung für sich. Sie bauen Rechenzentren, die aus großen Photovoltaikanlagen oder solarthermischen Kraftwerken gespeist werden und nutzen dies gleichzeitig als Marketinginstrument. Zudem werden immer mehr Hausbesitzer auf die Möglichkeiten einer Solaranlage zur Senkung der Energiekosten aufmerksam, u.a. durch Googles neue Solarkataster-Initiative.

Doch der Boom der sinkenden Energieerzeugungskosten betrifft nicht nur die Solarenergie, auch die Fracking-Industrie lernt dazu. „Das überraschendste Ergebnis in den USA ist, dass die Kosten für Öl und Gas in den letzten fünf Jahren genauso stark gesunken sind wie für Solarenergie“, konstatieren die Analysten Michael Liebreich and Charles Blanchard von Bloomberg New Energy Finance (BNEF). „Nicht nur die Kosten gehen runter, sondern die Erträge gehen rauf.“ Die Anzahl der aktiven Bohrlöcher in den USA hat gegenüber der Hochzeit um 40 Prozent abgenommen, aber die Produktion pro Bohrturm liegt im Vergleich zu 2010 um neun Mal höher.

Experimente mit neuen Chemikalien

Fracking-Konzerne experimentieren mit neuen Chemikalien und dem Verhältnis von Sand, Wasser und anderen Stoffen, die mit hohem Druck in mehrere tausend Meter gepumpt werden. Auch die Viskosität des Gemischs spielt eine große Rolle und wird ständig verändert. Denn ein zählflüssiges Gemisch gelangt besser in die Gesteinszwischenräume und kann diese offen halten. Weniger zählflüssige Zusammensetzungen sprengen dagegen die Schichten zunächst erst einmal auf, um überhaupt an das unkonventionelle Schiefergas und -öl zu kommen. Mit mikro-seismischen Geräten wird gemessen, welche Chemikalien und Zusammensetzungen am stärksten wirken und den Ertrag steigern.

Auch wenn die Ölpreise stark gefallen sind und derzeit bei etwa 50 US-Dollar pro Fass liegen, mussten nur wenige Fracking-Firmen ihre Aktivitäten einstellen. Durch die Kostensenkungen und den nicht so stark gesunkenen Gaspreis konnten viele Unternehmen überleben. Es sind keine guten Zeichen für die Umwelt, denn bei aller Effizienzsteigerung sind keine Vorteile für Menschen, Tiere und Natur entstanden. Im Gegenteil, die Auswirkungen der massiv umweltschädlichen Technologie werden immer offensichtlicher. Nicht nur über 600 Erdbeben in einem Jahr wie in Oklahoma sind an der Tagesordnung, auch die hochgiftigen Abwässer aus den Bohrlöchern mit gefährlichen Stoffen wie Arsen und Quecksilber werden zu einem unkontrollierbaren Problem.

Der Wettkampf um die günstigste Art der Energieerzeugung in den USA ist noch nicht entschieden. Es bleibt nur zu hoffen, dass das Fracking nach unkonventionellen Öl- und Gasreserven endlich streng reguliert wird und die wahren Kosten zum Vorschein kommen. Der Clean Power Plan von US-Präsident Barack Obama könnte dabei helfen, Erneuerbare Energien und allen voran die Solarenergie stärker zu fördern. cw


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Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Steven Arndt 18.10.2015, 10:38:46

+158 Gut Antworten

Auch wenn man es auf dieser Seite nicht wahrhaben möchte:

 

Die ca. 600 Erdbeben in Oklahoma sind laut United States Geological Service (USGS) NICHT auf die Technologie des Hydraulic "Fracking" Fracturing zurückzuführen, sondern auf die Versenkung von Abwässern aus der Öl- und Gasproduktion ganz allgemein.

 

Diese Abwässer bestehen nur zu einem geringen Teil aus Abwässern des "Fracking", so dass es selbst kaum einen indirekten Zusammenhang zwischen "Fracking" und den Beben gibt.

 

Es ist ratsam, bei solchen Themen die Primärquellen zu konsultieren, anstelle irgendwelcher Medienartikel, die den Inhalt der Studien regelmäßig bis zur Unkenntlichkeit verzerrt wiedergeben.

 

Hier ein Zitat aus der Studie des USGS, übersetzt vom international renommierten Geoforschungszentrum Potsdam:

 

"Hydraulic Fracturing spielt beim starken Zuwachs der induzierten Seismizität in den USA keine große Rolle weil (1) Hydraulic Fracturing in aller Regel keine fühlbaren Erdbeben auslöst, (2) in Oklahoma, wo der Anstieg der induzierten Seismizität am größten ist, Abwässer von Hydraulic Fracturing nur einen geringen Anteil vom insgesamt entsorgten Abwasser ausmachen und (3) weil die Ölproduktion in vielen Ölfeldern, die sehr viel Abwasser produzierten, ohne Hydraulic Fracturing durchgeführt wurde. "

 

Auch wenn man fossilen Energieträgern nichts abgewinnen kann, sollte man doch bitte bei der Wahrheit bleiben!

Clemens Weiß 19.10.2015, 09:53:20

+160 Gut Antworten

Lieber Herr Arndt,

 

wie so immer gehen die Ansichten und die Expertisen der Experten etwas auseinander und das direkte Nachweisen der Zusammenhänge von Fracking und Erdbeben ist aufgrund der (sehr wichtigen!) hohen wissenschaftlichen Standards schwierig.

 

Nichtsdestotrotz ist es möglich und die direkten Zusammenhänge sind bewiesen. Die giftigen Abwässer spielen dabei ebenso eine wichtige Rolle wie das Fracking selbst. Lesen Sie doch dazu den Artikel vollständig, auf den Sie eingehen: http://www.energiezukunft.eu/ueber-den-tellerrand/fracking-laesst-oklahomas-erde-taeglich-beben-gn103575/

 

Und da Sie es mit Zitaten haben, hier eins vom Oklahoma Geological Survey: Open File Report OF1/2011 (bereits 2011 waren die Zusammenhänge zwischen Fracking und Erdbeben klar):

 

"...shortly after hydraulic fracturing began small earthquakes started occurring, and more than 50 were identified, of which 43 were large enough to be located. Most of these earthquakes occurred within a 24 hour period after hydraulic fracturing operations had ceased."

 

Nachzulesen hier: http://www.ogs.ou.edu/pubsscanned/openfile/OF1_2011.pdf

 

Viele Grüße,

Clemens Weiß / Redaktion


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