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Neue EU-Gaspipeline könnte zum Klimakiller werden

Bau einer Gas-Pipeline im Südwesten Schottlands. (Foto: © <a href="https://www.flickr.com/photos/alistairh/35400608083/">Alistair Hamilton / flickr.com</a>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/" target="_blank">CC BY 2.0</a>)
Bau einer Gas-Pipeline im Südwesten Schottlands. (Foto: © Alistair Hamilton / flickr.com, CC BY 2.0)

Die EU-Kommission treibt den Bau der 45-Milliarden-Gaspipeline „Southern Gas Corridor“ von Aserbaidschan in die EU weiter voran. Zu teuer und unnötig bemängeln Kritiker. Nun zeigt eine neue Studie: Klimaschädlicher als gedacht ist das Projekt auch.

01.02.2018 – Am 6. Februar könnte das derzeit größte Gasprojekt der EU eine weitere Hürde nehmen. Dann entscheidet das Direktorium der Europäischen Investitionsbank (EIB) über einen Kredit in Höhe von 1,5 Milliarden Euro für ein Teilstück der Pipeline. Deutschland sitzt mit am Tisch, genauso wie bei vorherigen Entscheidungen. Kreditzusagen gab es bereits von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, der Asiatischen Infrastrukturinvestmentbank und der Weltbank. 45 Milliarden Euro wird die Pipeline kosten, die von Aserbaidschan über Georgien, die Türkei, Griechenland und Albanien nach Süditalien verlaufen soll.

An Kritik mangelt es nicht. Menschenrechtler wenden ein, dass mit dem Projekt das autoritäre Regime von Präsident Ilham Alijew gestärkt werde, der an der Spitze Aserbaidschans eine Familiendynastie aufbaut und politische Gegner, Bürgerrechtler und Journalisten inhaftiert. Die Folgen des Pipeline-Baus für Anwohner, Umwelt und Klima sind kaum absehbar. Um die Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen zu reduzieren, lässt die EU-Kommission nicht nur Menschenrechte außer Acht.

EU ignoriert eigene Energieziele

Denn die Energieeffizienzziele und Vorgaben für mehr Erneuerbare Energien werden den Gasverbrauch in den kommenden Jahren vermutlich sinken lassen, zumindest wird er nicht stark ansteigen. Doch nur dann würde sich die neue Pipeline rechnen, schon heute sind mehr Transportkapazitäten vorhanden als genutzt werden. Ob die EU die milliardenteure Pipeline Southern Gas Corridor also wirklich benötigt, darf stark bezweifelt werden.

Nun kippt auch noch das Klimaargument der EU-Kommission, die schmutzige Kohlekraftwerke durch mehr Gas ersetzen möchte. Es bestehe ein hohes Risiko, dass die 3.500 Kilometer lange Pipeline einen ähnlichen oder sogar größeren Klimaeffekt als Kohle haben wird. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die von dem NGO-Netzwerk CEE Bankwatch an der Polytechnischen Universität Kataloniens in Auftrag gegeben wurde. Die Forscher analysierten verschiedene Untersuchungen zum Ausstoß von Methan in Form „flüchtiger Emissionen“ bei Förderung und Transport von Erdgas. Fossiles Gas besteht zum größten Teil aus Methan, das auf kurze Sicht deutlich klimaschädlicher als Kohlendioxid ist. Zudem berücksichtigten die Forscher die Entstehung von Kohlendioxid bei der Verbrennung in Gaskraftwerken.

Mehr Emissionen als Bulgarien

Das Ergebnis: Bereits in der ersten Ausbaustufe würde die Pipeline pro Jahr mindestens so viele klimaschädliche Emissionen ausstoßen wie ganz Bulgarien. Die Methan-Lecks während der Förderung und dem Transport in der Pipeline würden laut den Autoren zwischen 2,44 und 5,95 Prozent liegen. Zum Vergleich: Die Internationale Energieagentur definiert einen Schwellenwert von drei Prozent, ab dem der Klimaeffekt von Erdgas den von Kohle übersteigt.

Die Umweltorganisation urgewald kritisiert nicht nur die EU-Kommission, sondern auch die Rolle Deutschlands. „Trotz schwerwiegender Menschenrechts- und Klimabedenken hat die Bundesregierung als Mitglied von Banken wie EBRD, AIIB und Weltbank Kredite für die Pipeline bislang in jedem Fall zugelassen“, sagte Energieexpertin Regine Richter. So bleibe die EU noch jahrzehntelang in der fossilen Falle. cw


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