Menü öffnen

Verkehrs- und AgrarwendeDas Märchen von den grünen Agrokraftstoffen

Abgeerntete Agrokraftstoffplantage, Wressle, East Riding of Yorkshire, England.
Agrokraftstoffe verschärfen Flächenkonflikte und schaden Boden und Biodiversität. (Bild: Jonathan Thacker / Harvested bio-fuel plantation / CC BY-SA 2.0)

Agrokraftstoffe sollen CO2-Emissionen des Verkehrs reduzieren. Doch die benötigten Pflanzen verbrauchen immense Anbauflächen. Klima- und Umweltbilanz sind verheerend. Eine nachhaltige Verkehrs- und Agrarwende sieht anders aus.

24.02.2022 – Eine Studie des ifeu-Instituts im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) kritisiert die positive Bewertung von Agrokraftstoffen in der offiziellen Klimabilanz von Deutschland und der Europäischen Union. Diese lasse die Problematik um Flächen außer Acht. Im Gegensatz dazu wird in der aktuellen Studie auch die Verfügbarkeit von und Konkurrenz um Agrarflächen betrachtet.

Schlechte Klima- und Umweltbilanz

Pflanzenbasierte Kraftstoffe aus Raps, Getreide und Palmöl werden bereits seit über 15 Jahren fossilem Diesel und Benzin beigemischt. Einen Boom erlebten die Agrokraftstoffe im vergangenen Jahrzehnt durch eine Richtlinie der Europäischen Union. Denn 2010 beschloss die EU, dass bis 2020 zehn Prozent der verwendeten Kraftstoffe aus Erneuerbaren Energien bestehen müssen. Doch die Klimawirkung der Agrokraftstoffe ist bereits seit langem umstritten. So analysierte eine Studie von Transport and Environment 2021, dass die Klima- und Umweltbilanz der Agrokraftstoffe verheerend ist, wenn die dafür notwendige Rodung von Waldflächen, Raffinerieprozesse und Emissionen aus Transportwegen einbezogen werden.

Die aktuelle Studie der DUH betrachtet nun, wie sich in Deutschland produzierte und von Deutschland konsumierte Agrokraftstoffe auf Klima und Umwelt auswirken. Dabei werden vor allem die Faktoren Flächenverfügbarkeit und -nutzung in den Blick genommen. Allein in Deutschland werden demnach auf fast einer halben Millionen Hektar Agrarland Pflanzen für Kraftstoffe angebaut. Das entspricht fast der doppelten Fläche Luxemburgs. Zusätzlich importiert Deutschland erhebliche Mengen an Agrokraftstoff. Weltweit werden so auf über 1,2 Millionen Hektar Pflanzen für den deutschen Agrokraftstoffkonsum angebaut.  

Flächen sind nur begrenzt verfügbar

Die ökologischen Kosten der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung des Bodens zur Produktion von Agrokraftstoffen blieben in offiziellen Bilanzen bisher unberücksichtigt, kritisiert die Studie. Dabei zerstört die Bewirtschaftung mit Monokulturen und Pestiziden nicht nur den Boden. Sie verhindert auch, dass die Flächen auf andere, umweltfreundlichere Weise genutzt werden können. Maßnahmen zur Förderungen der Biodiversität oder Renaturierung könnten deutlich mehr zum Klima- und Umweltschutz beitragen, heißt es in der Studie.

Hinzu kommt, dass der Anbau der Pflanzen für die Kraftstoffe in Konkurrenz mit der Lebensmittelproduktion steht. Dabei ist zu erwarten, dass landwirtschaftliche Erträge in Folge der menschengemachten Klimakrise und jahrzehntelanger konventioneller Landwirtschaft deutlich zurückgehen. Flächenkonflikte könnten sich so weiter verschärfen.

„Fruchtbares Ackerland muss für die naturverträgliche Nahrungsmittelproduktion priorisiert und geeignete Flächen, wie etwa entwässerte Moore, müssen konsequent für Renaturierung zur Verfügung gestellt werden“, fordert Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Agrokraftstoffe erschienen wie ein Beitrag zum Klimaschutz und seien als solcher in Klimabilanzen anerkannt, obwohl sie international Flächenkonflikte verschärfen und klima- und umweltfreundlichere Lösungen verhinderten, kritisiert der DUH. Zudem seien deutlich bessere Lösungen verfügbar. So wird in der Studie errechnet, dass die Erzeugung von Solarstrom für E-Fahrzeuge anstelle von Agrosprit für Verbrenner 97 Prozent weniger Fläche einnehmen würde. jb


Mehr zum Thema


Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft