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Umweltaktivisten in BangladeschIm Kampf gegen die zerstörerische Kraft der Kohle

Seit 2012 protestieren Aktivisten aus der Region rund um Rampal gegen den Bau des neuen Kohlekraftwerks. (Foto: Gmanwar.bd / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0)

In vielen Ländern stellen sich Umwelt- und Klimaaktivisten fossilen Energieträgern in den Weg. Auch die Sundarbans von Bangladesch, die weltweit größten Mangrovenwälder, sind von Kohlekraft bedroht. Daher geht eine wachsende Bewegung dagegen vor.

19.10.2018 – An der Mündung zum Indischen Ozean, durchzogen von Flüssen und Kanälen, befinden sich die Sundarbans. Üppige Mangrovenwälder, die das Flussdelta von Bangladesch und Teilen Indiens durchziehen. Alleine in Bangladesch umfasst das Gebiet 6000 km2, von denen Teile zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt wurden. Und Mangroven sind ein besonders wichtiger CO2-Speicher. Durch die Vernichtung dieser tropischen Form der Feuchtgebiete landen jährlich bis zu 120 Millionen Tonnen Kohlenstoff zusätzlich in der Atmosphäre. Das entspricht etwa zehn Prozent der globalen CO2-Emissionen durch Entwaldung. Dabei machen Mangrovenwälder nur einen verschwindend geringen Anteil der bewaldeten und gerodeten Flächen weltweit aus.

Doch immer mehr Mangrovenwälder werden zerstört und auch die Sundarbans in Bangladesch sind bedroht. Denn mit Unterstützung der Regierung Bangladeschs, bauen die indische National Thermal Power Corporation (NTPC) und das Bangladesh Power Development Board (PDB) ein Kohlekraftwerk in Rampal, gerade einmal 14 Kilometer von den geschützten Gebieten der Sundarbans entfernt. Laut der Weltnaturschutzorganisation, einem Dachverband zahlreicher NGOs zum Natur- und Artenschutz, wird sich der Betrieb dieses Kraftwerks auf vielerlei Arten negativ auf das nahegelegene Ökosystem der Mangrovenwälder auswirken. Dazu gehören die Emissionen der Kohleasche, Abwasser des Kraftwerks, erhöhtes Aufkommen von Fahrzeugen und Schiffen und die unvermeidliche Industrialisierung der weiteren Umgebung.

Mit der Zerstörung der Mangroven ist auch der Lebensraum von 40 Millionen Menschen gefährdet, wie Debasish Sarker, von der Bewegung „Save the Sundarbans“ eindrücklich erläutert. „Die meisten dieser Menschen sind sehr arm und haben daher nicht die Mittel, um gegen die Kohleindustrie vorzugehen“, so Debasish. Als die Pläne für den Bau des Kohlekraftwerks 2012 bekannt wurden, startete Debasish daher mit Anfangs wenigen Mitstreitern eine Kampagne, um auf das Projekt und seine negativen Auswirkungen bekannt zu machen. Mit einem 400 Kilometer langen Protestmarsch erlangte die Bewegung 2013 erstmals große Aufmerksamkeit in Bangladesch. Weitere Proteste auf der Straße, aber auch Kampagnen über soziale Medien folgten.

Aufmerksamkeit über die Grenzen hinaus

Mit der größeren Bekanntheit der Bewegung stieg jedoch auch der Druck von Seiten der Regierung, die immer aggressiver gegen „Save the Sundarbans“ vorging. Dies gipfelte in der Niederschlagung von Protesten im Juli 2017, als Polizisten Demonstranten und Journalisten brutal niederknüppelten und fünf Aktivisten festnahmen. Im Angesicht der Repressionen der bengalischen Regierung beschloss die Bewegung, der inzwischen eine wachsende Anzahl von Menschen aus den verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen Bangladeschs angehörten, nach internationaler Aufmerksamkeit zu streben. Mithilfe im Ausland lebender Bengalen organisierte die Bewegung Proteste in 14 Ländern und erlangte so Aufmerksamkeit bei internationalen Organisationen wie Greenpeace, Friends of the Earth und vielen weiteren Aktivisten, Wissenschaftlern und Experten.

„Wenn heute die bengalische Regierung andere Länder besucht, dann sind sich die Menschen über die Situation in den Sundarbans bewusst und sprechen diese an.“ Debasish Parker

Und die Aufmerksamkeit wirkt fort. Die Regierung Bangladeschs muss sich bei Auslandsbesuchen immer öfter Kritik, aufgrund der Situation in Rampal, stellen. Doch den Baubeginn des Kohlekraftwerks konnte die Bewegung trotzdem nicht verhindern. Seit April 2017 werden in Rampal zwei Kraftwerksblöcke mit einer Leistung von insgesamt 1320 Megawatt gebaut. Nach seiner Fertigstellung im Jahre 2020 sollen dort jeden Tag 12.000 Tonnen Kohle verfeuert werden, importiert aus dem angrenzenden Indien.

1,82 Milliarden Dollar wird das Projekt kosten. Beteiligt an dem Projekt ist unter anderem die Deutsche Bank, die Anteile an dem indischen Unternehmen NTPC hält und somit auch vom Bau des Kohlekraftwerks profitieren wird. Darüber hinaus weist Debasish auf eine Stuttgarter Firma, die Fichtner-Gruppe hin, die Ingenieure in die Region schickt, um Planung und Bau der Anlagen zu überwachen.

Einsatz für Klimagerechtigkeit

Doch aus Deutschland kommt auch Unterstützung für „Save the Sundarbans“. Ende Gelände und Klimaaktivsten aus dem Hambacher Wald sehen in der Bewegung aus Bangladesch einen natürlichen Verbündeten im Kampf gegen international agierende Energiekonzerne und Staaten, die sich auf die Seite der wirtschaftlichen Mächte schlagen. Denn auch bei den Protesten in den Sundarbans hallt der Ruf nach „Climate Justice“. Für die Aktivisten aus Bangladesch hat die immer weiter nach Wachstum strebende fossile Energiewirtschaft keine Zukunft mehr.

„Wir wollen unsere Ressourcen schützen und selber entscheiden wie wir sie nutzen.“ Debasish Parker  

Stattdessen fordern sie die Entscheidungen über Nutzung von Land und Ressourcen in der Region in die Hände der Menschen vor Ort zu legen und diese nicht ausländischen Konzernen zu überlassen. Nachhaltige Ressourcenwirtschaft und Erneuerbare Energien sollen helfen die Sundarbans vor dem Untergang zu bewahren. mf   


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