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Klima- und NaturkriseNABU fordert Notprogramm für den Schutz der Natur

Insektenhotel
Insektenhotels sind eine nette und nützliche Marketing-Idee, doch damit lässt sich das Insektensterben wohl kaum aufhalten. (Foto: Piqsels / Free License)

Das sechste Massensterben ist in vollem Gange, doch es scheint nur wenige zu interessieren. Es gebe weder Soforthilfen noch Regularien, warnt der NABU, und fordert von der nächsten Bundesregierung ein Notprogramm gegen die Krise der Natur.

03.09.2021 – Bestäubende Insekten verschwinden und mit ihnen die Vögel über Feldern und Wiesen, in den Weltmeeren brechen Fischbestände zusammen, eine Million Tier- und Pflanzenarten sind laut Weltbiodiversitätsrat vom Aussterben bedroht.

„Wir sind weiter dabei, das sechste Massenartensterben in der jüngeren Erdgeschichte anzufachen“, warnt der Naturschutzbund Deutschland (NABU). Und während im Wahlkampf viel über Klimaschutz diskutiert wird, kommt der Verlust der biologischen Vielfalt nahezu gar nicht vor.

Dabei werde deutlich, dass sich jetzt entscheidet, ob wir künftig in unserem gewohnten Umfeld weiterleben können – „oder auf einem Planeten, der in einen Zustand übergeht, der für uns Menschen feindlich und völlig unberechenbar wird.“ Eine alarmierende und traurige Vorstellung. Die gute Nachricht: „Wir haben es noch in der Hand“, so der NABU.

Klimaresilienz entscheidend für das Überleben

Nach immer schneller aufeinanderfolgenden Hitzesommern und Flutkatastrophen müsste jedem klar sein, dass kühlendes Stadtgrün und wasserspeichernde Wälder keine grün-romantischen Ideen sind. Auch die Corona-Pandemie habe doch gezeigt: Schädigen wir unsere Ökosysteme, kann jeder Wildtiermarkt, jede gerodete Fläche Tropenwald das Einfallstor einer nächsten Zoonose, einer nächsten Pandemie sein. Der NABU sieht daher den Hauptauftrag der nächsten Bundesregierung darin, die Natur- und die Klimakrise beherzt und zeitgleich anzupacken.

Notprogramm gegen die Krise der Natur

Deutschland müsste seine Anstrengungen verdoppeln, sagen die Umweltschützer. Ein wirksamer Schutzschirm für die Natur in Deutschland sollte mit einer Milliarde Euro im Jahr zusätzlich finanziert werden. Weitere zwei Milliarden Euro sollte die neue Bundesregierung den ärmsten Ländern als internationale Naturschutzhilfe bereitstellen. Natur- und Klima hängen eng zusammen.

Sieben Sofortmaßnahmen sollten im Koalitionsvertrag verankert werden und gleich zu Beginn der Legislaturperiode starten:

Der NABU fordert einen verbindlichen und mit einem entsprechenden Fonds hinterlegten Renaturierungsplan auf Bundesebene. Es müsste Raum für nicht bewirtschaftete Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen in der Agrarlandschaft zur Verfügung stehen. Gewässerrandstreifen sollen über ein bundesweites Förderprogramm geschützt werden.

Außerdem soll der Bund die Fassaden- und Dachbegrünung fördern, genauso wie naturverträgliche Solaranlagen. „Der Flächenverbrauch ist mit verbindlichen Zielen bis 2030 auf „Netto-Null“ zu bringen“, fordern die Naturschutz-Experten.

EU-Biodiversitätsstrategie umsetzen

Im Einklang mit den Vorgaben der EU-Biodiversitätsstrategie werden neue Qualitätsstandards und eine bessere Vernetzung der Schutzgebiete benötigt. Der Bund müsse den Naturschutz endlich angemessen finanzieren und dabei mit den Bundesländern eine neue Regelung treffen, Pilotprojekte und regionale Agrar-Naturschutzkooperativen fördern.

Im Zuge eines „Bundes-Wildtierwegeplans“ müsste die Bundesregierung ein sofortiges Moratorium für den Bau von Fernstraßen beschließen. In Umweltverträglichkeitsprüfungen sei die Öffentlichkeit frühzeitiger einzubinden.

Vor allem müsste die nächste Bundesregierung den nationalen Strategieplan für die Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) überarbeiten. Konkret brauche es einen Umwandlungspfad aus den Agrarflächenprämien als auch einen nationalen Reduktionsplan für Pestizide sowie einen Plan zur Anpassung der Rinderbestände auf grünlandbasierte Haltung.

Der Zustand der Wälder und Meere entscheidet über die Zukunft des Planeten

Zehn Prozent der Wälder sollten zudem dauerhaft als Naturwälder ausgewiesen werden, die frei von forstlichen Eingriffen sind. Umweltleistungen, die im Wald erbracht werden, wären finanziell zu honorieren. Holzverbrennung für die Energieerzeugung darf nicht mehr gefördert werden, so der NABU. Weiterhin seien marine Lebensräume und zentrale Funktionen des Ökosystems der Meere zu schützen. Allein 100 Millionen Euro wären notwendig, um die Munition der Weltkriege zu bergen.

Zwei Milliarden jährlich, um die Biodiversität zu erhalten

Einen internationalen Schutzschirm muss es für die weltweite Artenrettung geben. Das bedeute, dass sich die Bundesregierung global für den Naturschutz einsetzt, unter anderem auf der UN-Biodiversitätskonferenz. „Konkret braucht es hierfür Naturschutzhilfen in Höhe von künftig zwei Milliarden Euro jährlich“, schätzt der NABU. Das Thema Biodiversität sollte zu einem Schwerpunkt der kommenden deutschen G7-Präsidentschaft 2022 werden.

Grüne begrüßen das Naturschutzprogramm

Es sei eine ambitionierte und kluge Agenda für einen angemessenen Artenschutz in Deutschland, kommentiert Grünen Fraktionsvorsitzender Anton Hofreiter das NABU-Notprogramm und kritisiert: „Dass das Umweltministerium heute allein eine Moorschutzstrategie vorstellt, obwohl eine ressortübergreifende Strategie im Koalitionsvertrag vorgesehen war, entlarvt die unzulängliche Arbeitsweise der Bundesregierung.“

Im ständigen Streit zwischen Umweltministerin Schulze und Landwirtschaftsministerin Klöckner blieben wichtige Vorhaben einfach liegen. „Wir Grüne wollen dafür zehn Prozent der Gelder des Energie- und Klimafonds zukünftig in die Wiederherstellung unserer Natur investieren“, verspricht Hofreiter. na


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Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Ralf Hecker 06.09.2021, 10:23:15

Solange der NABU die Energiewende mit zahlreichen Klagen massiv ausbremst kann er nicht ernsthaft mehr Geld für Artenschutz verlangen und schon gar nicht seriös dafür eintreten!


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