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AtomenergieDeutschland steigt aus

Schild Atomkraft
Atomkraft? Nie wieder! (Bild: Ralph Lindner / pixabay).

Heute werden die letzten Atomkraftwerke vom Netz genommen. Innerhalb Deutschlands wird zukünftig keine Atomenergie mehr produziert. Es bleibt die Endlagersuche und der Produktionsstopp nuklearen Materials zur Vollendung des Atomausstiegs.

15.04.2023 – Heute ist es so weit: Die letzten deutschen Atomkraftwerke werden vom Netz genommen. Das Risiko eines nuklearen Gaus ist geringer, die Atommüllproduktion gestoppt, und der Weg frei für mehr Erneuerbare Energien im Netz. Es bleibt noch einiges zu tun.

Aussteigen, aussteigen, aussteigen

Ende der 1950er Jahre gingen die ersten Atomkraftwerke in Deutschland ans Netz. Die Diskussion um den Atomausstieg begann nicht lang danach – und dauerte Jahrzehnte. Angetrieben wurde die Anti-Atomkraftbewegung von nuklearen Unfällen in AKW wie Windscale/Sellafield in Großbritannien und Majak in Russland 1957, Three Mile Island in den USA 1979 und dem Super-GAU in Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011.

Atomfrei

Deutschland ist weder das erste Land, das auf Atomenergie verzichtet, noch das die Nutzung von Atomenergie beendet. Der Impuls kam meist von Volksabstimmungen, wie bei den Pionieren Österreich und Italien.

Österreich diskutierte bereits früh über das für und wieder der zivilen Nutzung von Atomkraft. Pläne für den Bau von mehreren Kraftwerken wurden nie realisiert. Das Atomkraftwerk Zwentendorf ist das einzige Österreichs. Das österreichische Parlament beschloss 1978 mit dem Atomsperrgesetz, das fertige AKW nie in Betrieb zu nehmen. Das Gesetz wurde 1999 in der Verfassung verankert. Österreich ist somit dauerhaft atomfrei. Im vergangenen Jahr reichte Österreich Klage gegen die Aufnahme von Atomkraft in die Nachhaltigkeits-Taxonomie der EU ein.

Italien nahm seine Atomkraftwerke in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts in Betrieb, doch stieg rasch wieder aus. Nur ein Jahr nach der Atomkatastrophe in Tschernobyl 1986 entschied Italien per Volkentscheid den Atomausstieg. Die italienischen Kraftwerke wurden abgeschaltet und 1990 dauerhaft stillgelegt.

Nach einer Volksabstimmung beschloss Schweden bereits 1980 einen Atomausstieg bis 2000, der allerdings später revidiert wurde. 2005 wurde das erste schwedische Kernkraftwerk abgeschaltet.

Während Italien innerhalb von drei Jahren vollständig aus der Atomenergie ausstieg, beschloss Belgien 1999 einen Ausstieg über 40 Jahre. Sieben Reaktoren werden stufenweise abgeschaltet und der Bau neuer Atomkraftwerke wurde verboten. Auch in den Niederlanden und Spanien ist der Bau neuer Atomkraftwerke gesetzlich untersagt.

Gefährlich, klima- und umweltschädlich, unwirtschaftlich…

Nach viel Hin und Her wurden in Deutschland in Reaktion auf die Nuklearkatastrophe von Fukushima alle AKW, die vor 1980 ans Netz gegangen waren, abgeschaltet. Der Betrieb von vier weiteren endete im Dezember 2021. Die Klima- und zuletzt Energiekrise ließen die Diskussion um den Ausstieg noch einmal aufflammen. Nun endet auch der zuletzt eingeräumte Streckbetrieb der letzten drei Atomkraftwerke.

Atomkraft ist weder klimafreundlich noch CO2-neutral, wenn die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet wird. Der auf stabile Bedingungen ausgelegte Betrieb stellt zudem eine wachsende Gefahr in politisch, aber auch klimatisch instabilen Regionen dar.

Die Gefahr nuklearer Zwischenfälle im Betrieb und durch Atommüll, der in Bezug auf Menschenrechte und Umweltschutz höchst fragwürdige Uranabbau sowie geopolitische Abhängigkeiten von Brennmateriallieferanten gehören zu den wichtigsten Argumenten gegen die Nutzung von Atomenergie zu Stromerzeugung.

Auch als Brückentechnologie ist Atomenergie ungeeignet. Die unflexible Atomkraft drängt Strom aus Erneuerbaren Energien aus dem Netz und blockiert somit die Energiewende. Zur vorläufigen Überbrückung von Spitzenlasten ist sie ungeeignet, da sie nicht schnell genug hoch- und wieder heruntergefahren werden kann.

Hinzu kommt die Frage der Wirtschaftlichkeit: Atomkraft ist und bleibt die teuerste Form der Energieerzeugung. Die Kosten für die jahrhundertelange Endlagerung von Atommüll wird auf die Gesellschaft abgewälzt, während AKW-Betreiber kurzfristige Gewinne machen.

Atomkraft, nie wieder!

Die Endlagersuche ist in fast allen Ländern der Welt noch ungelöst. Als erste Nation baut Finnland aktuell ein Endlager, das Mitte des Jahrzehnts in Betrieb genommen werden soll.

Zu den guten Nachrichten gehört, dass mit dem Abschalten der letzten Atomkraftwerke auch kein Atommüll mehr produziert wird. Deutschland sitzt allerdings auf jahrzehntelang angehäuftem Atommüll, für den es noch kein Endlager gibt. Rund 630.000 Kubikmeter radioaktiver Müll muss über viele Jahrhunderte abgeschottet gelagert werden.

Fraglich erscheint zudem die Duldung der Nuklearwirtschaft in Deutschland, in die besonders Russland tief verstrickt ist. In der deutschen Stadt Lingen wird beispielsweise weiterhin Nukleartechnik hergestellt. Die Einstufung von Atomstrom als nachhaltig durch die EU droht wiederum, internationale Finanzströme von der Energiewende wegzulenken.

Es bleibt noch viel zu tun. Ein breites Bündnis der Anti-Atombewegung wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), .ausgestrahlt, und viele weitere rufen jedoch zunächst zum Feiern auf. Das Motto der Abschaltfeste lautet Atomkraft? Nie wieder! jb


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