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Dänische Solarparks für deutsche Energiewende

Auch in Dänemark scheint oft genug die Sonne, so dass die Solarenergie wie hier in Marstal auf der Insel Ærø eine wichtige Rolle spielt. Foto: <a href="https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Marstal.powerplant.1.jpg" target="_blank">Erik Christensen</
Auch in Dänemark scheint oft genug die Sonne, so dass die Solarenergie wie hier in Marstal auf der Insel Ærø eine wichtige Rolle spielt. Foto: Erik Christensen, CC BY-SA 3.0)

In der ersten grenzüberschreitenden Ausschreibung für PV-Freiflächenanlagen gingen die Zuschläge nach Dänemark. Die Branche spricht von einem verzerrten Wettbewerb, denn im Nachbarland herrschen bessere Bedingungen für Solarparks als in Deutschland.

01.12.2016 – „Deutsche Verbraucher finanzieren dänischen Ökostrom“, titeln gleich mehrere deutsche Nachrichtenseiten. Und es stimmt tatsächlich: Bei einer ersten Testphase von länderübergreifenden Ausschreibungen für neue Solarparks haben dänische Investoren mit Projekten in unserem nördlichen Nachbarland gewonnen. Sie haben versprochen, neue Photovoltaik-Freiflächenanlagen für 5,38 Cent pro Kilowattstunde (kWh) zu bauen. Bei der letzten Ausschreibungsrunde in Deutschland hatte der günstigste Anbieter 7,25 Cent pro kWh gefordert. Die Dänen können also für fast 2 Cent pro kWh weniger Solarparks bauen.

Mit dem Testlauf kam die zuständige Bundesnetzagentur den Vorgaben der EU-Kommission nach, die langfristig europaweite Ausschreibungen für Ökostromprojekte vorschreiben will. Deutschland hat sich mit der EEG-Novelle im Sommer dazu verpflichtet, fünf Prozent des Ausschreibungsvolumens für andere Mitgliedsstaaten zu öffnen. Der Testlauf mit Dänemark ist dafür der Auftakt. Was dabei nicht bedacht wurde: Der deutsche und dänische Ökostrommarkt, die steuerlichen Rahmenbedingungen und gesetzlichen Vorgaben sind nicht identisch.

EU erzwingt Marktöffnung

„Die Europäische Union zwingt die Mitgliedsstaaten zu Marktöffnungen, für die kein Boden bereitet ist“, kritisiert Harald Uphoff, kommissarischer Geschäftsführer des Bundesverbands Erneuerbare Energie, die Ergebnisse des Ausschreibungspiloten. In Dänemark würden die Freiflächenanlagen nun auf Arealen gebaut, die in Deutschland gar nicht zugelassen seien, so Uphoff. Tatsächlich sind alle bezuschussten Anlagen in Dänemark auf Ackerflächen geplant, in Deutschland darf dagegen fast nur auf alten Militär- und Industrieflächen sowie Randstreifen von Autobahnen und Bahntrassen gebaut werden. Deshalb sind die geeigneten Flächen in Deutschland knapper, die Pachtpreise entsprechend höher als bei unserem nördlichen Nachbarn.

Zudem würden Solarparks schneller genehmigt, die Behörden seien kooperativer und verlässlicher, sagen Experten. Der BEE spricht außerdem von steuerlichen Vorteilen in Dänemark, die sich natürlich im Angebotspreis niederschlagen. Der Preisunterschied ist mit nahezu 2 Cent pro kWh so deutlich, dass darüber hinaus spekuliert wird, ob neben den besseren Rahmenbedingungen in Dänemark noch andere Faktoren reinspielen. Kann Solarstrom nicht doch günstiger erzeugt werden, als es die deutschen Firmen derzeit machen?

Bundesnetzagentur weiß um unterschiedliche Standortbedingungen

„Skaleneffekte, unsere Erfahrung mit großen Projekten und die sinkenden Kosten für Photovoltaik-Technik“, das seien die Hauptgründe für die günstigen Angebote, verriet ein erfolgreicher dänischer Projektierer dem manager magazin. Es sind Faktoren, die auch auf deutsche Solarfirmen zutreffen dürften. Entsprechend einsichtig zeigt sich auch die Bundesnetzagentur: „In einer geöffneten Ausschreibung können nicht alle Standortbedingungen angeglichen werden“, heißt es im einem Statement. Ungeachtet dessen würden sich in Ausschreibungsverfahren nun einmal die Standorte mit den günstigsten Rahmenbedingungen durchsetzen.

Es gibt einen weiteren interessanten Aspekt in dieser Debatte: Aus Sicht des Klimaschutzes ist es schlicht egal, ob Solaranlagen in Dänemark oder Deutschland gebaut werden, solange sie fossile Energie verdrängen. Die Frage muss eher lauten: Warum hat die Bundesregierung den solaren Standort Deutschland gegenüber den Nachbarländern schlechter gestellt? cw


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