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Ökostrom-Anteil im MaiErneuerbare Energien im Höhenflug

Windkraftanlagen haben in den letzten Monaten Rekordwerte erreicht
Der Ökostromanteil an der Stromerzeugung in Deutschland 2020: 56,3 Prozent (Foto: Karsten Würth auf Unsplash)

Den vierten Monat in Folge haben Erneuerbare Energien mehr als die Hälfte der Stromerzeugung in Deutschland gestemmt. Kohlekraftwerke verloren an Bedeutung, ihr Anteil hat sich im Mai halbiert. Verbände fordern eine Neubewertung des Kohleausstiegs.

03.06.2020 – Seit Jahresbeginn hat die Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie, Wasserkraft und Biomasse Rekordwerte erzielt. Insgesamt beträgt der Ökostromanteil in Deutschland im Jahr 2020 bisher 56,3 Prozent. Während die Monate Januar, Februar und März hauptsächlich von den Windkraftanlagen dominiert wurden, stemmten im April und Mai dann die Solaranlagen knapp ein Fünftel der gesamten Erzeugung in Deutschland. Das geht aus Daten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE hervor.

Dabei war die im Januar und Februar insgesamt in Deutschland erzeugte Strommenge ähnlich so groß wie 2019. In den Folgemonaten nahm sie aufgrund der Corona-Krise immer weiter ab. So betrug die Gesamterzeugung im Mai vergangenen Jahres noch 40,04 Terrawattstunden (TWh) und sank 2020 auf 34,64 TWh. Noch deutlicher war der Unterschied im April: Während 2019 noch 42,47 TWh erzeugt wurden, waren es in diesem Jahr nur etwas über 33,7 TWh.

Bei dem Rückgang der Stromerzeugung – ausgelöst durch einen deutlichen Einbruch der Stromnachfrage – hatten prozentual vor allem fossile Kraftwerkskapazitäten das Nachsehen. Im Mai kamen Stein- und Braunkohlekraftwerke zusammen nur noch auf einen Anteil von 16,7 Prozent an der gesamten Erzeugung in Deutschland – und damit weniger als die Wind- oder Solarenergie allein. Im vergangenen Jahr betrug der Kohleanteil noch 30,5 Prozent.

 20192020
Braunkohle8,62 TWh4,32 TWh
Steinkohle3,65 TWh1,46 TWh

Insgesamt haben die Erneuerbaren Energien eine gute Chance, in diesem Jahr erstmals die 50 Prozent Hürde zu knacken. Im vergangenen Jahr betrug der Ökostromanteil an der Stromerzeugung immerhin schon 46,0 Prozent, 2018 waren es noch 40,6 Prozent. Mit einem bisherigen Anteil von 56,3 Prozent stehen die Zeichen auf jeden Fall sehr gut. Schließlich erreichen die Solaranlagen in den Sommermonaten meist sehr hohe Erzeugungswerte, die Windkraftanlagen dagegen im Herbst.

Das Zeitalter der Kohleverstromung ist vorbei.Damit diese positive Entwicklung in den kommenden Monaten nicht erstickt wird, fordert der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) e.V. eine Neubewertung des Kohleausstiegs. „Die COVID-19-Krise hat die Energiewirtschaft stark verändert“, erklärt BEE-Präsidentin Simone Peter. „Steinkohlekraftwerke stehen still, Braunkohle ist nur noch mit wenigen Kraftwerksblöcken am Netz. Gaskraftwerke sind vital in den Erzeugungspool zurückgekehrt und ergänzen die günstigen fluktuierenden Erneuerbaren Energien Photovoltaik und Windenergie, die zur tragenden Säule der Stromerzeugung geworden sind“, so Peter weiter. „Das Zeitalter der Kohleverstromung ist vorbei.“ jk


Kommentare

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Denkender Bürger 03.06.2020, 08:24:59

+138 Gut Antworten

Das ist allerdings nur eine Momentaufnahme.

Niedrigerer Energiebedarf, weil durch die coronabedingten Einschränkungen in der Wirtschaft der Energiepdarf momentan sowieso niedrig ist, gepaart mit einem jahreszeitlich bedingtem niedrigeren Energiebedarf, gepaart mit günstigen natürlichen Bedingungen (lange Sonnenscheinperioden, günstige Windverhältnisse, lange Helligkeit) - da kommen momenan alle Gunstfaktoren für die Energieerzeugung aus alternativen Quellen zusammen. Und ein niedriger Energiebedarf dazu. Logisch, daß das Bild da momentan so aussieht.

Im Winterhalbjahr (zwischen Oktober und März/April) wird das wieder ganz anders aussehen.

Die Euphorie über die momentane Situation ist also so nicht haltbar.

Und ohne ausreichende Energiespeicher, um Dunkelflauten und die geringere Energieerzeugung aus Wind und Sonne im Winterhalbjahr überbrücken zu können, werden wir von den fossilen Energieträgern sowieso nicht loskommen.

Also bitte dem Leser kein falsches Bild von der Energieversorgung zeichnen, sondern die Dinge so darlegen, wie sie sind!

Udo Bangert 03.06.2020, 21:16:18

+150 Gut Antworten

Etliche Stromkonzerne vermitteln ein falsches Bild. Sie vermitteln, dass man ohne Kohle und Atom nicht auskommt. Ich bitte den denken Bürger mal die Homepage von Next Kraftwerke anzuschauen oder das Agorameter. Man sieht deutlich, dass der Verbrauch u. a. dem Solar- und Windangebot folgt. Da sich die deutsche Industrie... schon sehr gut an das Angebot (durch Preissignale des Strommarktes) angepasst hat. Nur wurde der Smartmeterrollout (meiner Ansicht nach sehr bewusst) verschleppt, sonsten könnten sich die privaten (Klein-)Verbraucher dem Angebot auch noch viel besser anpassen und davon auch preislich profitieren. Weiter ist mindens eine Zweipreiszone (Nord- Süd oder mehr - Schweden hat z. B. 4 Preiszonen) überfällig. Damit würde weniger Strom abgeregelt werden müssen. Es fehlt Größtenteils ein Temperaturmonitoring der Netze (welches eine deutliche höhere Übertragung von Nord nach Süd) im Winter ermöglichen würde. Weiter wird der Solar- und Windausbau mehr gebremst als gefördert. Auch die Mieterstromnutzung wird durch viel Bürokratie mehr behindert als gefördert. Wir haben europäischen Strommarkt mit sehr großen Speicherkraftwerken in Österreich, der Schweiz, Norwegen usw. Zudem sind die Netzausfälle durch die vielen dezentralen Anlagen deutlich zurückgegangen. Kann man alles nachlesen wenn man wiill, es sollte jedem denkenden Bürger nachdenklich machen um zu sehen welche konservative (und eigentlich Schöpfungsbewahrende) und liberale Politiker dies massiv hintertreiben (leider auch viele Kohlepolitiker in NRW und im Osten - siehe verwässerter Kohleausstiegskompromiss).

Denkender Bürger 04.06.2020, 07:36:58

+129 Gut

Das es ohne Kohle, Öl, Gas und Atomkraft nicht gehen würde, hat ja niemnd behauptet.

Es geht nur unter den derzeitigen Bedingungen nur NOCH nicht ohne diese Energieträger:

Zum einen gibt es noch viel zu wenige Anlagen zu alternativen Energieerzeugung.

Zum anderen gibt es noch viel zu wenige Energespeicher, um bei Wind- und PV-Anlagen unweigerlich auftretende Dunkelflauten und Schachlast-Zeiten wirksam überbrücken zu können.

Und solange keine ausreichende Anzahl von Anlagen zur alternativen Energieerzeugung und keine ausreichenden Speicher vorhanden sind, geht es nun mal ohne fossile Energieträger nicht - weil sonst in Dunkelflauten und Schwachlastzeiten schlicht und ergreifend das Licht ausgeht.

Das ist nun mal ein Fakt, um den keiner herum kommt - mag er vielen auch nicht gefallen.

Udo Bangert 04.06.2020, 19:26:18

+141 Gut Antworten

Wenn man vom BDEW die jährlichen Reserven am verbrauchstärktsten Tag im Jahr anschaut, steigen die Reserven vor Jahr zu Jahr. Wir können locker alle noch laufenden Atomkraftwerke stillegen und auch noch 30 Kohlekraftwerke und es gibt immer noch genügend Strom. Allein Österreich und die Schweiz haben Stromspeicher, welche für eine 3wöchige Dunkelflaute in Deutschland reichen würde. Andere europäische Wasserspeicher nicht mitgerechnet. Es gibt immer mehr Biogas- und sonstige KWK Anlagen. Gerade Biogasanlagen wurden gefördert mehr/größere Biogasspeicher zu bauen und die BHKWs bedarfsgerechter laufen zu lassen (bei wenig Wind/Gas und damit hohen Strompreise), was auch sehr sinnvoll ist. Kann man alles im Internet nachlesen. Ich sage immer es ist eine Beleidung des Ingenieursverstandes dies nicht zur Kenntnis zu nehmen. Kohlekraftwerke sind zu teuer und haben gegen Solaranlagen keine Chancen mehr. Deswegen drängen die Kohlekraftwerksbetreiber ja auf einen Ausstiegsvertrag, da diese jetzt noch Geld vom Staat bekommen, bald sieht jeder der etwas Grips hat, dass dies größteneils unnötige Staatsausgaben sind, die man vermeiden könnte, da die Betreiber ihre Kohlekraftwerke wegen Unwirtschaftlich eh früher abschalten werden. Vielen Versicherungen und Banken finanzieren nicht aus Umweltgründen keine Kohlekraftwerke mehr, sondern weil sie rechnen können und sie ihre Kredite nicht mehr zurück bekommen würden. Viele beschwören den Markt und da soll er nicht funktionieren? Der europäische Stromhandel ist hocheffizient und ein Mangel an Strom ist in Deutschland seit Jahren nicht mal ansatzweise erkennbar.

Denkender Bürger 04.06.2020, 20:24:34

+137 Gut

Da hätte ich mal eine Bitte:

Sagen Sie mir doch mal, wo diese Energiespeicher in Österriech und der Schweiz stehen sollen, damit ich mir diese mal ansehen kann.

Denkender Bürger 05.06.2020, 13:32:30

+140 Gut

Wenn alternative Eeergeianlagen so viel Strom erzeugen, daß Atomkraftwerke und Kohlekraftwerke damit lange überzählig sind und obendrein der innereuropäische Energiehandel so effektiv ist, dann erklären Sie mir doch mal, wieso Deutschland letztes Jahr im Frühsommer um Haaresbreiten an einem Blackout vorbei geschrammt ist.

 

https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/energiewende-blackout-gefahr-im-deutschen-netz-wurde-der-strom-knapp/24515468.html?ticket=ST-589573-xVBP9BwZc4jCmlfThCaT-ap6

Andreas Richter 26.07.2020, 14:47:59

+123 Gut

90.62TWh wurden im ersten Halbjahr laut Artikel konventionell erzeugt in Deutschland

/ 365 Tage / 2 = 124 GWh konventionell Deutschland/Tag

 

(Vergleich: Stromerzeugung Dreischluchtenstaudamm in China = 85TWh/Jahr)

 

Kapazität von Pumpspeichern Deutschland: ca. 40GWh

Schweiz nur Limmern: 33GWh

Österreich: ??? konnte ich keine Daten finden

Potential in Anrainerländern: >100GWh

 

Die Pumpspeicherkapazität zur Substitution von aktueller (coranabedingt geringer) konventioneller Stromerzeugung würde maximal nur wenig Tage reichen, also die Aussage von mehreren Wochen kann ich nicht stützen.

 

Hingegen hat Norwegen 85 TWh Speicherseen (ohne Pumpen), damit würden wir sehr gut hinkommen.

 

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/323780/umfrage/wichtigste-pumpspeicherkraftwerke-in-oesterreich-nach-installierter-leistung/

https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Pumpspeicherkraftwerk

https://www.bves.de/wp-content/uploads/2016/03/FactSheet_mechanisch_Pumpspeicher_PSW.pdf

https://www.deutschlandfunk.de/norwegen-stauseen-als-energiespeicher.676.de.html?dram:article_id=320327

https://www.youtube.com/watch?v=rV_0uHP3BDY

Gerd 06.06.2020, 13:08:50

Sehr geehrter Herr Denkender Bürger

Vielen Dank für den interessanten Link zu dem Artikel im Handelsblatt vom 02.07.2019.

Was mich ein wenig störte, war ein Absatz in der Mitte des Artikels:

Über die Ursachen der kritischen Lage herrscht aber noch Ungewissheit. Die Hintergründe würden derzeit analysiert, teilten die Netzbetreiber mit: „Mutmaßungen zu den Ursachen möchten wir nicht anstellen.“

 

Ich habe deshalb selbst etwas recherchiert um die Ursache zu finden, Dauer: 2 Minuten.

Im folgenden Artikel auf heise.de vom 04.07.2019

 

wird schon etwas bzgl. des Einflusses der Erneuerbaren Energien gesagt:

Welche Rolle spielten die Erneuerbaren?

Die Einspeisung aus Erneuerbaren Quellen zeigt für diese drei Tage keinerlei Besonderheiten, wie man im Agorameter für diesen Zeitraum leicht feststellen kann.

Auch die für den Strommarkt zuständige Bundesnetzagentur BNetzA in Bonn stellt hierzu fest: "Wir gehen nicht davon aus, dass die Erneuerbaren Ursache für die Unterdeckung waren."

 

An anderer Stelle wird auf einen eventuellen Einfluss des sogenannten “Mischpreisverfahrens“ hingewiesen.

 

Dann wurde im Handelsblatt selbst am 18.07.2019 vom Verdacht der Preisspekulation berichtet:

 

Und am 22.10.2019 berichtete dann der Bayerische Rundfunk über ein Aufsichtsverfahren der Bundesnetzagentur gegen 6 Stromproduzenten und -händler

 

Ich würde Sie, Herr Denkender Bürger, einfach mal bitten ein klein wenig über den Tellerrand zu blicken und selbst ein wenig Faktencheck zu betreiben. Wie oben bereits gesagt, ich habe für meine Recherche gerade mal 2 Minuten benötigt. Leider hat es mich dann nochmals 30 Minuten gekostet um den Kommentar zu schreiben.

Denkender Bürger 06.06.2020, 17:01:51

+91 Gut

Falls Sie es nicht mitbekommen haben:

Der Link und meine damit verbundenen Frage bzw. Bitte war eine Reaktion auf die euphorisch unzutreffenden Darlegungen meines Vorredners. Der sich bisher auch gleich mal zur Problematikausgeschwiegen hat.

Im Übrigen:

Erneuerbare Energie gibt es nicht!

Das man Energie immer nur von einer Form in eine andere Form umwandeln kann, lernen die Kinder schon beim Energieerhaltungssatz im Physikunterricht der 6. Klasse.

Wenn man Energie erneuern könnte, dann könnten wir das Perpetuum mobile - sogar das Perpetuum mobile 2. Art (mit einem Wirkungsgrad über 100 %) - und hätten mit einem Schlag alle energietechnischen Probleme gelöst.

Albert Schweiger 16.06.2020, 18:04:43

ich bin ein denkender Bürger und freue mich, wenn die so genannten erneuerbaren Energien (Strom, Wind, Wasser, Biomasse) - man kann schon haarspalterisch auftreten Herr "denkender Bürger" - einen immer höheren Anteil an der Gesamtenergieerzeugung (wir reden hier nur von Strom und nicht auch noch von Wärme) haben. Durch die Menge an EE wird die Kohle immer unwirtschaftlicher, weil zu teuer. Ob in 2020 der Anteil bei 47,8 oder 51,9% liegt ist eigentlich irrelevant. Fakt ist, durch die dezentrale Energieerzeugung und -Nutzung und Speicherung, werden die Stromnetze in D stablilisiert. Das Problem, das in D herrscht, ist die Bremse der Politik mit unsinnigen Reglementierungen, sei es die 50/70% Einspeisemaximierung oder der 52 GW Deckel. Wir sollten viel mehr auf Solar und Wind gehen - in Kombination mit lokalen Speichern und dem Heben von Einsparpotenzial im Gebäude und Verkehrsbereich, um eine wirtschaftliche und saubere Energieerzeugung in D und der Welt zu realisieren. Weg von nicht kalkulierbaren Risiken (Atom) oder extrem Gesundheitsbelastenden und Klimagefährdenden fossilen Energien.


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