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Stromerzeugung 2020Erneuerbare Energien triumphieren über fossile Kraftwerke

Windkraftanlage bei Sonnenaufgang
Die Windenergie hatte 2020 bisher einen Anteil von 26,6 Prozent an der gesamten Nettostromerzeugung in Deutschland. (Foto: Luke Thornton on Unsplash)

Mit einem Anteil von über 50 Prozent an der deutschen Stromerzeugung haben die Erneuerbaren Energien einen weiteren Meilenstein der Energiewende erreicht. Das Nachsehen hatten vor allem die Kohlekraftwerke. Die CO2-Emissionen sanken deutlich.

21.12.2020 – Die letzten Tage des Jahres sind angezählt. Für den einen oder anderen kann das Jahr 2020 nicht schnell genug vorbei sein. Die Erneuerbaren Energien lassen sich ihre Rekorderzeugung jedenfalls nicht mehr nehmen. Zum ersten Mal konnten sie gegenüber den fossilen Kraftwerken bei der Nettostromerzeugung in Deutschland triumphieren: Mit einem Anteil von 50,5 Prozent schnitten sie deutlich besser ab als im Vorjahr, wo regenerative Anlagen einen Gesamtanteil von 46,1 Prozent erreichten. Das geht aus Daten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme hervor.

Den größten Anteil an diesem Erfolg hatte die Windenergie. Sie allein stemmt mit 26,6 Prozent mehr als ein Viertel der gesamten Nettostromerzeugung in Deutschland. Im Vorjahr betrug der Anteil noch 24,4 Prozent. Und diese Entwicklung ist nicht allein auf die geringere Stromnachfrage aufgrund der Corona-Krise zurückzuführen. So erreichten deutsche On- und Offshore-Windkraftanlagen im Februar – also vor den starken wirtschaftlichen Auswirkungen im März – einen Anteil von 45 Prozent an der gesamten Stromerzeugung.

Insgesamt erzeugten Windkraftanlagen in Deutschland im Jahr 2020 bisher 125,18 Terawattstunden (Stand: 18.12.2020). Im Vorjahr waren es zwar 125,98 Terawattstunden, jedoch sollten in den verbleibenden Tagen des Jahres noch mindestens zwei bis drei Terawattstunden hinzukommen. Damit hätte die Windkraft in diesem Jahr nicht nur in relativen, sondern auch absoluten Erzeugungswerten einen neuen Rekord aufgestellt.

Mehr Solarstrom als im Vorjahr

Die Photovoltaik hat im Jahr 2020 ebenfalls kräftig zugelegt. Insgesamt erreichte sie einen Anteil von 10,7 Prozent an der gesamten Nettostromerzeugung in Deutschland – im Vorjahr waren es noch 9,2 Prozent. Mit 50,3 Terawattstunden haben PV-Anlagen außerdem schon jetzt mehr Strom als im Vorjahr erzeugt, wo sie noch auf 47,52 Terawattstunden kamen.

Kaum Veränderungen gab es bei der Biomasse, die mit einer Erzeugung von 44,06 Terawattstunden derzeit auf einen Anteil von 9,4 Prozent kommt, und der Wasserkraft, die mit 18,2 Terawattstunden einen Anteil von 3,9 Prozent hat.

Das Zeitalter der Kohlekraft ist vorbei

Für die Kohlekraft geht es immer weiter bergab. Abgesehen davon, dass am 1. Januar aufgrund der ersten Auktion zur Stilllegung von Steinkohlekraftwerken elf Meiler mit einer Gesamtleistung von 4.788 Megawatt in den Ruhestand gehen, wurden Kohlekraftwerke während der Corona-Krise aufgrund des Einspeisevorrangs Erneuerbarer Energien am häufigsten heruntergefahren.

Der Anteil von Braunkohlekraftwerken an der gesamten Nettostromerzeugung schrumpfte von 19,7 Prozent im Jahr 2019 auf nunmehr 16,9 Prozent. In absoluten Zahlen ging die Erzeugung von 101,92 Terawattstunden auf 79,45 Terawattstunden zurück. Der Anteil von Steinkohlekraftwerken legte ebenfalls den Rückwärtsgang ein: Von 9,6 Prozent und einer Erzeugung von 49,5 Terawattstunden im Jahr 2019 sank er auf 7,3 Prozent bzw. 34,52 Terawattstunden.

Bei der Kernenergie ging die Stromerzeugung in diesem Jahr ebenfalls weiter zurück. In den kommenden zwei Jahren werden die restlichen Atomkraftwerke im Zuge des Atomausstiegs sowieso vom Netz genommen. Im Jahr 2020 erreichte die Kernenergie nochmal einen Anteil von 12,4 Prozent an der gesamten Erzeugung in Deutschland – 1,3 Prozent weniger als im Vorjahr. In absoluten Zahlen waren das bisher 58,39 Terawattstunden und damit deutlich weniger als 2019, wo die Atomkraftwerke noch auf knapp 71 Terawattstunden kamen.

Erdgas hat 2020 zugelegt

Während die meisten fossilen Energieträger in diesem Jahr eine geringere Rolle an der Stromerzeugung gespielt haben, sah es beim Erdgas anders aus. Betrug der Anteil von Gaskraftwerken an der Nettostromerzeugung im vergangenen Jahr noch 10,2 Prozent waren es 2020 bereits 12,1 Prozent. Die Erzeugung wuchs damit von 52,9 Terawattstunden auf 56,97 Terawattstunden an.

Insgesamt wurde aber trotzdem deutlich weniger Strom erzeugt als im Jahr 2019, wo es noch über 516 Terawattstunden waren. Bisher beläuft sich die gesamte Nettostromerzeugung auf 471,1 Terawattstunden, was vor allem auf die Auswirkungen der Corona-Krise zurückzuführen sein dürfte.

CO2-Emissionen in der Energiewirtschaft gesunken

Dementsprechend haben auch die Treibhausgasemissionen der Energiewirtschaft abgenommen. Wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) in der vergangenen Woche verkündete, sind die CO2-Emissionen im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent gesunken. Statt 254 Millionen Tonnen waren es 2020 nur 217 Millionen Tonnen. Diese Zahlen gehen aus vorläufigen Berechnungen des BDEW-Jahresberichts „Energieversorgung 2020“ hervor.

„Die Energiewirtschaft ist bei der notwendigen Treibhausgas-Reduktion eindeutig auf Kurs“, sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Ob das jedoch auch in den nächsten Jahren ohne die wirtschaftlichen Einschnitte einer Pandemie so bleibt, wird sich zeigen. Die erwartete große Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetz blieb zuletzt aus, der Bundestag beschloss ein EEG 2021 mit vielen kleinen Änderungen. Ein ambitionierter Ausbau der Erneuerbaren Energien wird damit nicht erreicht, die Kritik überschattete vorhandene positive Akzente. jk


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