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EU-StrommarktErneuerbare Energien überflügeln fossile Brennstoffe

Windkraftanlagen aus der Vogelperspektive
Zusammen mit der Solarenergie hat die Windkraft Europas Stromerzeugung im ersten Halbjahr 2020 dominiert. (Photo by Thomas Richter on Unsplash)

Im ersten Halbjahr 2020 war erstmals der Anteil Erneuerbarer Energien am europäischen Strommarkt größer als der fossiler Energieträger. Während regenerative Anlagen stolze 40 Prozent zur Erzeugung beitrugen, brach die Kohleenergie regelrecht ein.

27.07.2020 – Zuletzt haben mehrere Nachrichten zur europäischen Klimapolitik nicht gerade für Optimismus bei der Erneuerbaren Branche geführt: Beim 1,8 Billionen Euro schweren Corona-Hilfspaket kommen Klima- und Umweltschutz deutlich zu kurz; die EU-Kommission prüft die Rolle von Atomkraft als nachhaltige Investition; die EU-Mitgliedsstaaten subventionieren fossile Brennstoffe still und heimlich mit 137 Milliarden Euro pro Jahr. Das waren nur die Hiobsbotschaften der letzten Woche.

Und doch es gibt sie noch, die positiven Nachrichten aus Europa: Am vergangenen Mittwoch verkündete der britische Think Tank Ember, dass die Erneuerbaren Energien im ersten Halbjahr 2020 überragend gut bei der europäischen Stromerzeugung abgeschnitten haben. Erstmals haben Wind-, Solar-, Bioenergie und Wasserkraft mit einem Anteil von 40 Prozent mehr zur Stromerzeugung der EU beigetragen, als fossile Kraftwerke. Ihr Anteil rutschte um 18 Prozent ab – und lag nun insgesamt nur noch bei 34 Prozent.

Symbolischer Moment für die europäische Energiewende„Das ist ein symbolischer Moment für die europäische Energiewende“, sagt Dave Jones, Strommarkt-Analyst bei Ember. Da fossile Brennstoffe noch vor neun Jahren doppelt so viel Strom erzeugt haben wie die Erneuerbaren, ist der Fortschritt sehr schnell.

Wind- und Solarenergie Treiber der Energiewende

Die Erneuerbaren legten insgesamt um stolze 11 Prozent zu, was vor allem auf neu ans Stromnetz angeschlossene Solar- und Windkraftanlagen zurückzuführen ist. Außerdem waren in der ersten Jahreshälfte die Wind- und Sonnenbedingungen sehr gut, sodass diese beiden regenerativen Erzeugungsformen schon allein auf 21 Prozent kamen. Vor allem in Dänemark (64 Prozent), Irland (49 Prozent) und Deutschland (42 Prozent) erreichten sie Spitzenwerte.

Bei den fossilen Energieträgern haben gleich zwei Faktoren zu dem starken Einbruch geführt: Neben der steilen Entwicklung Erneuerbarer Energien wurden fossile Kraftwerke aufgrund der um sieben Prozent gesunkenen Stromnachfrage besonders häufig heruntergefahren. Allein der Anteil der Kohleenergie sank in Europa um insgesamt 32 Prozent. Selbst Gaskraftwerke wurden häufiger heruntergedrosselt als im Vorjahr. Als Ergebnis fielen damit die CO2-Emissionen im EU-Stromsektor um rund 23 Prozent.

Das ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer 100 Prozent von Erneuerbaren Energien getragenen europaweiten Energiewende„Das ist ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu einer 100 Prozent von Erneuerbaren Energien getragenen europaweiten Energiewende“, freut sich Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie e.V. (BEE). „Wir dürfen uns aber nicht darauf ausruhen, sondern es nur als einen weiteren Schritt für ein perspektivisch emissionsfreies Europa betrachten.“ Deshalb müsse dieser Erfolg als Aufruf verstanden werden, die europaweite Energiewende weiter voranzubringen. „Wir müssen diese gute Basis nutzen und darauf aufbauen, um den europäischen Green Deal schnellstmöglich umzusetzen“, so Peter.

Während in Deutschland der Kohlestrom-Anteil deutlich zurückgegangen ist, stieg Polen derweil zur neuen Nummer eins auf. Das Land produziert jetzt allein genauso viel Strom aus Kohlekraft, wie die restlichen 25 EU-Länder zusammen. Im Gegensatz zu fast allen anderen Staaten hat Polen noch immer keinen Plan für seinen Kohleausstieg. Dafür wäre es nun umso wichtiger, dass sich Europa geschlossen für einen Übergang hin zu Erneuerbaren Energien einsetzt und Länder wie Polen oder Tschechien bei ihrem Ausstieg aus der Kohleverstromung unterstützt. jk


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Kommentare

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S Groth 10.08.2020, 10:52:17

Die Entwicklung für den Bürger in Europa kann man durchaus als positiv bezeichnen. Leider erlebt man als Bürger gegenüber den Energiebetreibern nach wie vor massiven Widerstand, teilweise auch Drohungen wenn man z.B. eine Mini PV (Balkonkraftwerk) betreiben möchte. Hier versucht man es mit Vorschriften, die den Betreiber nötigen Maßnahmen zu ergreifen, die den Betrieb vollkommen unwirtschaftlich machen. An der Stelle würde ich mir eine Klare Ansage des Gesetzgebers wünschen. Selbst den Einsatz einer Rücklaufsperre der vorgegeben ist bringt den Bürger in einen klaren Nachteil. Der zu viel erzeugte gratis Strom für den Energiekonzern wird dann für den marktüblichen Preis beim Nachbarn verkauft. Wenn man das auf die Erdbeeren im eigenen Garten übertragen möchte. Greift sich der Großhändler die Erdbeeren ab, die ich zu viel habe und verkauft diese meinem Nachbarn. Es handelt sich jedoch um meinen Strom und meine Erdbeeren. In dem Fall hätte ich meinen zu viel erzeugten Strom gerne verschenkt an meinen Nachbarn ohne das dieser zu bezahlen hat. Die Energieversorger machen also mit einer Rücklaufsperre ein eigenes Geschäftsmodell. Eine toller Invest ohne eigenen Einsatz Strom vom Verbraucher kassieren und dieses weiter verkaufen. Aus meiner Sicht ist das legalisierter Stromdiebstahl. Die kleinen PV Betreiber unterstützen unsere Regierungen deren Ziele für das Klima zu erreichen. Das passiert ohne Einspeisevergütung, ohne Steuererleichterungen, ohne Kosten für den Staat. Hier wünsche ich mir mehr Unterstützung von der Politik.


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