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Kritische RohstoffeKreislaufwirtschaft ist mehr als Recycling

Spiegelung Bergbau
Eine Rohstoffstrategie brauch mehr als Recycling, nämlich Maßnahmen für eine integrative, echte Kreislaufwirtschaft (Bild: distelAPPArath / pixabay).

Die EU arbeitet an einer neuen Rohstoffstrategie. Ein erster Vorschlag will Quoten für recycelte Materialien und den heimischen Bergbau. Doch es fehlt ein ganzheitlicher Ansatz, der Anreize für eine wahre Kreislaufwirtschaft schafft.

26.07.2023 – Weniger CO2-Ausstoß, weniger Müll, weniger Umweltzerstörung. Das geht nur, wenn die Welt lernt, auch weniger zu verbrauchen. Gleichzeitig erfordert die grüne Wende eine industrielle Transformation. Dafür werden Rohstoffe gebraucht, die teilweise bisher nicht in den gleichen Mengen benötigt wurden.

Kritische Rohstoffe sind gefragt

Die Internationale Energieagentur (IEA) erstellte in diesem Jahr erstmals einen Critical Minerals Market Review. Die Nachfrage nach Rohstoffen wie Lithium, Kobalt, Nickel und Kupfer, die für die Energiewende eine große Rolle spielen, hat sich über die vergangenen fünf Jahre verdoppelt. Der Bericht zeigt damit, wie stark die Nachfrage nach bestimmten Rohstoffen bereits gewachsen ist. Es wird erwartet, dass der Trend sich fortsetzt.

Auch die EU importiert große Mengen an verarbeiteten und unverarbeiteten kritischen Rohstoffen. Einige Länder, im Besonderen China, haben in den vergangenen Jahren Monopole für bestimmte Rohstoffe aufgebaut. Der russische Krieg gegen die Ukraine sowie Lieferkettenengpässe über die Coronazeit machten die Abhängigkeit Europas in diesen Bereichen deutlich.

Die EU-Kommission schlug deshalb im März dieses Jahres eine neue Rohstoffstrategie vor. Unter anderem soll rechtlich festgelegt werden, dass ein bestimmter Anteil kritischer Rohstoffe vor Ort in Europa produziert und verarbeitet wird. So sollen kritische Abhängigkeiten verringert werden.

Bergbau und Recycling in Europa fördern

Zu den Zielen bis 2030 gehören Marktanalysen für Angebot und Bedarf an kritischen Rohstoffen sowie die Vorgabe, dass mindestens 10 Prozent des jährlichen Bedarfs in der EU abgebaut, 40 Prozent in der EU verarbeitet und 15 Prozent des Bedarfs über Recycling gedeckt werden soll. 

Zusätzlich sollen Monopole aufgebrochen werden, indem nie mehr als 65 Prozent eines bestimmten Rohstoffs aus einer auswärtigen Quelle bezogen werden. Der Gesetzentwurf sieht zudem vor, dass Genehmigungen für neue Bergbau- und Recyclingprojekte in der EU beschleunigt werden und Staaten diese gezielt fördern sollen.

Rohstoffverbrauch in der Kritik

Der Entwurf wurde von wirtschaftlicher Seite als notwendig begrüßt. Doch er enthält auch zivilgesellschaftlichen Sprengstoff. Der Bergbau in EU-Ländern ist in den vergangenen Jahrzehnten immer weiter zurückgegangen. Dies hat auch damit zu tun, dass der Abbau von Rohstoffen fast immer mit Umweltschäden einher geht, teuer ist, und gesundheitliche Risiken für Bürger und Arbeiter vor Ort darstellt.

Trotzdem importiert die EU weiterhin Produkte, für die diese Rohstoffe gebraucht und die in diesen verbaut werden. Oftmals bedeutete dies, dass der problematische Abbau und die Verarbeitung in Ländern stattfanden, deren ökologische und soziale Sicherheitsstandards deutlich geringer waren. Das Problem wurde nicht gelöst – nur ausgelagert und gegen entsprechende Abhängigkeiten von Lieferantenländern eingetauscht.

Um die grüne Wende zu sichern und gerade in Rohstofffragen unabhängiger zu werden, braucht es mehr, zeigt ein neuer Bericht von Forschern aus Cambridge. Werden bis 2030 tatsächlich 15 Prozent des Rohstoffbedarfs aus Recycling gedeckt, so könne dies ein guter Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft sein. Aber Recycling allein reiche nicht aus.

Eine europäische Kreislaufstrategie schaffen

Der Bericht zeigt die Herausforderungen und Chancen einer Kreislaufwirtschaft am Beispiel der Rohstoffe Aluminium (einschließlich Bauxit und Magnesium), Lithium und Seltenerdmetalle (REE) auf Grundlage bewährter Geschäftspraktiken auf.

Die Ergebnisse der Studie sind komplex, doch fordern vor allem einen ganzheitlichen Ansatz. Anstatt auf Recyclingraten zu setzen, wird im Bericht dazu geraten, auch andere Nachhaltigkeitsmaßnahmen für Produkte miteinzubeziehen. Diese könnten zu Beispiel Vorgaben zur Haltbarkeit, Wiederverwendbarkeit oder Reparatur beinhalten. Weiterhin sei es sinnvoll, die Marktsituation einzelner kritischer Rohstoffe zu betrachten und entsprechende individuelle Ziele zu setzen.

Es brauche Anreize für eine Kreislaufstrategie für kritische Rohstoffe auf europäischer Ebene. Eine europäische Rohstoffstrategie, im Gesetzesentwurf der Criticial Raw Materials Act, müsse dazu klare Anreize für die Industrie setzen, recycelte Rohstoffe ebenso vorzuziehen wie ganzheitlich nachhaltige Bergbaupraktiken und Lieferketten. Vor allem aber brauche es eine europäische Industriestrategie, die Kreislaufwirtschaft, Kohlenstoffneutralität und weitere Nachhaltigkeitsaspekte vereine und einen entsprechenden Rahmen für die grüne Transformation von Unternehmen schaffe. jb


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