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EnergiewendeMehr Erneuerbare braucht die Welt

Windräder Nordfriesland
Erneuerbare müssen weltweit viel schneller ausgebaut werden. Dabei können alle nur gewinnen. (Bild: Myléne / pixabay)

Erneuerbare Energien machen Nationen unabhängiger, sind notwendig für die Klimaziele und bereits heute oft die günstigste Alternative am Markt. Doch der weltweite Ausbau geht noch immer zu langsam voran.

06.04.2022 – Der Ausbau Erneuerbarer Energien 2021 blieb erneut hinter dem zurück, was für die Klimaziele notwendig wäre. Zu diesem Ergebnis kommt der World Energy Transition Outlook der International Renewable Energy Agency (Irena), die jedes Jahr den Stand der Energiewende weltweit untersucht. Bisher machen Erneuerbare Energien nur 14 Prozent der weltweit erzeugten Energie aus. In den kommenden acht Jahren bis 2030 muss dieser Anteil nahezu verdreifacht werden. Eine klimagerechte Wirtschaft kann es nur mit einem radikalen Energiesystemwandel geben.

Chancen für Energieunabhängigkeit verpasst

Zurzeit leben etwa 80 Prozent der Weltbevölkerung in Ländern, die mehr Energie importieren, als sie selbst produzieren oder exportieren. Erneuerbare Energien können diese Länder stärken, unabhängiger und widerstandsfähiger machen. Fossile Abhängigkeit verringere hingegen die Wettbewerbsfähigkeit und vergrößere die globale Energiearmut. Wie bedeutend Energiepreise und Energieunabhängigkeit für Volkswirtschaften sind, zeige auch der Ukraine-Krieg deutlich, so der Bericht.

Um die Klimaziele zu erreichen und Emissionen bis 2030 zu halbieren, brauche es radikale Energieeffizienz und Erneuerbaren-Ausbau. Bisher stellen Erneuerbare nur etwa 14 Prozent der weltweiten Energieerzeugung. Um die Klimaziele zu erreichen, müsste der Anteil global betrachtet bis 2030 auf mindestens 40 Prozent steigen. Für die G7- und G20-Staaten fallen die Ausbauziele noch höher aus. Als größte Verursacher von Emissionen und stärkste Energieverbraucher sollte ihr Erneuerbaren-Anteil sogar auf 65 Prozent steigen.

Der jährliche Zubau müsse dabei auf das dreifache ansteigen. Davon ist die Welt zurzeit noch weit entfernt. Auch bei den Covid-Konjunkturpaketen wurden Chancen verpasst. Von über 15 Billionen US-Dollar, die die G20 in den Jahren 2020 und 2021 im Zuge der Covidkrise als Konjunkturhilfen ausgaben, flossen nur etwa 6 Prozent in den Ausbau sauberer Energien.

Die Energiewende ist eine politische Entscheidung

Der Bericht macht unmissverständlich klar, dass der Ausbau Erneuerbarer Energien weltweit nicht schnell genug vorankommt – und, dass es sich hier vor allem um ein politisches Problem handele. Denn technische Wege und Pläne für einen schnellen Ausbau gäbe es. Doch es werden umfassende und radikale Reformen notwendig: Der Energiesektor muss strukturell auf Erneuerbare, häufig fluktuierende Energieträger ausgerichtet werden. Dies sei eine Frage politischer Entscheidungen. Der Bericht verweist dabei auch auf unsinnige und gefährliche Investitionen in neue fossile Infrastruktur, die die Klimakrise nur verschärfen und einen Systemwandel behindern.

 

Besonders im Stromsektor sind Erneuerbare bereits jetzt die kostengünstigste Alternative. Kosten für Photovoltaik-Projekte sanken zwischen 2010 und 2020 um 85 Prozent, die für Sonnenwärmekraftwerke – auch concentrated solar power (CSP) genannt – um 68 Prozent, für Onshore-Wind um 56 Prozent und für Offshore-Wind um 48 Prozent. Bei der Erweiterung von Kapazitäten werden Erneuerbare deshalb bereits in den meisten Ländern zur Standardoption. Unsichere und explodierende Preise für fossile Energieträger tragen weiter dazu bei, Erneuerbare als günstigste Option am Markt zu etablieren.

Was hingegen ständig steigt, sind die Kosten der Untätigkeit. Die Chancen, den globalen Temperaturanstieg auf unter 2 Grad bzw. auf 1,5 Grad zu begrenzen, werden mit jedem Tag geringer. Die kommenden Jahre bis 2030 werden entscheiden, ob die Klimakrise noch eingedämmt werden kann. Der Ausbau Erneuerbarer Energien ist dabei gesellschaftlich eine „no regrets“-Strategie. Jeder weitere Ausbau ist gut und notwendig für das Klima. Irena zufolge würde eine konsequente Energiewende weltweit nahezu 85 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze im Vergleich zu 2019 schaffen und das globale Bruttoinlandsprodukt erhöhen. Eine gelebte, dezentrale Energiewende hat zudem das Potenzial, die Demokratie zu stärken. Denn dezentrale Erneuerbare Energien ermöglichen es den Menschen, ihre eigene Energieversorgung vor Ort in die Hand zu nehmen, teilzuhaben und mitzubestimmen. jb


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