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RohstoffwendeMetalle und Mineralien für die Erneuerbare Energiewirtschaft

Alte Loren in Minas de Riotinto, Spanien
Der Rohstoffbedarf für saubere Energietechnologien nimmt stark zu. Für eine echte Klimawende müssen Recycling und Kreislaufwirtschaft gestärkt werden. (Bild: Maria Jesus / pixabay)

Die Technologien für saubere Energiesysteme benötigen Rohstoffe. Explodierende Metall-Preise könnten die Energie- und Klimawende gefährden. Eine schnelle und grüne Transformation muss Rohstoffe wiederverwerten und die Kreislaufwirtschaft stärken.

27.01.2022 – Die Transformation des Energiesektors braucht Rohstoffe. Denn für Solar- und Windtechnologie, Elektroautos und Batterien werden andere und deutlich mehr Metalle und Mineralien gebraucht als bisher. Bergbau und Erzaufbereitung verbrauchen jedoch viel Energie und haben oftmals fatale Folgen für Mensch und Umwelt. Der Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft muss deshalb auch ein Übergang hin zur Kreislaufwirtschaft werden.

Rohstoffbedarf für Erneuerbare Energietechnologie steigt

Eine Studie des Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) analysiert die Verfügbarkeit der Metalle Kobalt, Kupfer, Lithium und Nickel für die Erneuerbare Energiewirtschaft. Die Studie warnt, dass die sprunghaft steigende Nachfrage der Metalle aus dem Energiesektor Preise explodieren lassen und damit die Transformation der Energiewirtschaft verzögern könnten. Die strukturelle Metallmarktanalyse zeigt, dass Angebote nicht schnell genug erhöht werden könnten. Dies führe über die Transformationsperiode der kommenden zwei Jahrzehnte zu Höchstpreisen für die untersuchten Metalle. Die für die Klimaziele notwendige schnelle Umsetzung der Energiewende könne so kurzfristig zu einem vierfachen Anstieg im Wert der Metallproduktion führen. Preise würden sich erst ab 2040 wieder auf einem ähnlichen Niveau wie heute einpendeln.

Um die Ziele des Pariser Abkommens zu erfüllen, muss die Energiewende drastisch beschleunigt werden. Energietechnologien für ein sauberes Energiesystem könnten so zum am schnellsten wachsenden Segment der Mineralienmärkte werden. Die DIW-Studie basiert auf Daten der Internationalen Energieagentur (IEA), die bereits im vergangenen Jahr Statistiken für den Rohstoffbedarf der klimagerechten Transformation der Wirtschaft vorlegte. Die IEA nimmt an, dass der Anteil von Energietechnologien an der Gesamtnachfrage in den nächsten zwei Jahrzehnten auf über 40 Prozent für Kupfer und Seltene Erden, 60-70 Prozent für Nickel und Kobalt und fast 90 Prozent für Lithium steigen wird. Elektrofahrzeuge und Batteriespeicher verbrauchen demnach bereits heute am meisten Lithium und werden bis 2040 auch zum größten Nickelverbraucher werden.

Das DIW empfiehlt, mit einer global koordinierten Klimapolitik, Umweltstandards und Investitionssicherheit für Produzenten und der Gründung einer neuen internationalen Organisation für Metalle gegenzusteuern. Kreislaufwirtschaft und Recycling werden im Fazit der Studie zwar erwähnt, spielen jedoch kaum eine Rolle für die Untersuchung des DIW. Die Wiederverwertung von Erzen und Metallen muss jedoch fester Bestandteil der Energiewirtschaft der Zukunft werden, denn das Fördern und Verarbeiten von Primärrohstoffen ist alles andere als nachhaltig.

Verbrauch reduzieren und Rohstoffe recyceln

In einer Publikation zeigt die Umweltorganisation PowerShift, dass mehr als zehn Prozent der globalen CO₂-Emissionen, die Abholzung der Regenwälder und ein immenser Wasserverbrauch auf die Gewinnung und Weiterverarbeitung von Metallen zurückgehen. Trotzdem stellen Internationale Energieagentur, Weltbank und führende Analysten die steigenden Rohstoffmengen bisher nicht in Frage. Dabei nutzen die Länder des Globalen Nordens deutlich mehr Rohstoffe als die des Globalen Südens, wo der Großteil der Rohstoffe gefördert wird und zu erheblichen Schäden für Mensch und Umwelt führt. Die Europäische Kommission erkennt zwar die Problematik der Rohstoffförderung in anderen Weltregionen an, und will unter anderem Rohstoffe vermehrt innereuropäisch fördern. Innerhalb der Europäischen Union, so heißt es, gäbe es einen starken Rechtsrahmen mit sorgfältiger Einbeziehung lokaler Interessenträger und hohen Standards für das Umweltmanagement. Doch auch in Europa hakt es an der Umsetzung. Die großen und kürzlich erfolgreichen Proteste gegen die Lithiumförderung im Jadar-Tal in Serbien zeigen, wie weit Europa von nachhaltigem Bergbau entfernt ist.

Der ungebremste Abbau von Rohstoffen sowohl innerhalb der EU als auch in anderen Teilen der Welt ist weder gerecht noch mit den Klimazielen vereinbar. Die Europäische Kommission wies ihrerseits bereits 2020 darauf hin, wie wichtig Wiederverwertung und Sekundärrohstoffe für das Erreichen der Klimaziele sind. Sie bemängelten, wie wenig Rohstoffe für Erneuerbare Technologien und High-Tech-Anwendungen zurzeit recycelt werden. Dies stelle einen großen „Verlust an potenziellem Wert für die EU-Wirtschaft und eine Quelle vermeidbarer Belastungen für Umwelt und Klima“ dar. Zu diesem Schluss kommt auch PowerShift: Für eine saubere Energiewirtschaft müssten weniger Primärrohstoffe verbraucht und gerade metallische Rohstoffe wiederverwertet werden. PowerShift zielt dabei auf eine Recyclingquote von 54 bis 87 Prozent bis 2050, und 84 bis 100 Prozent 2100.

Die Europäische Kommission will indes noch in diesem Jahr eine Übersicht der potenziellen Versorgung mit sekundären kritischen Rohstoffen aus Lagerbeständen und Abfällen in der EU vorlegen, um eine Voraussetzung für die künftige Politikgestaltung und konkrete Verwertungs- und Recyclingprojekte zu schaffen. Das ist ein Anfang, denn eine saubere, nachhaltige und gerechte Energiewende muss gleichzeitig auch eine Rohstoffwende werden. jb


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