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Tschechische EPH kauft Vattenfalls Braunkohle

Zu den Anlagen, die EPH von Vattenfall übernimmt, gehört auch der größte Lausitzer Tagebau Nochten und das Braunkohlekraftwerk Boxberg. (Foto: gbohne, CC BY-SA 2.0, https://www.flickr.com/photos/gbohne/7789873048/)
Zu den Anlagen, die EPH von Vattenfall übernimmt, gehört auch der größte Lausitzer Tagebau Nochten und das Braunkohlekraftwerk Boxberg. (Foto: gbohne, CC BY-SA 2.0, https://www.flickr.com/photos/gbohne/7789873048/)

Der tschechische Kohlekonzern EPH kauft zusammen mit dem Finanzpartner PPF das defizitäre Lausitzer Braunkohlegeschäft von Vattenfall. Die Tschechen übernehmen in ganz Europa alte Kohlekraftwerke und setzen auf eine langsame Energiewende.

19.04.2016 – Die erfolgreichen Verkaufsverhandlungen gaben beide Seiten am Montag in Berlin bekannt. EPH übernimmt von Vattenfall u.a. vier Braunkohletagebaue und drei Kraftwerke, die zu den schmutzigsten Europas zählen. Der zweite Bieter, der bis zum Ende im Rennen war, das ebenfalls tschechische Unternehmen Czech Coal hatte nach Informationen des rbb offenbar keine Chancen auf eine Übernahme. Auch der deutsche Konzern Steag aus Essen hatte mit seinem Stiftungsmodell keinen Erfolg. EPH galt ohnehin als Favorit, zu dem Unternehmen gehört bereits seit 2012 der mitteldeutsche Braunkohleförderer MIBRAG aus Sachsen-Anhalt.

Die letzten Hoffnungen, den Deal zwischen Vattenfall und EPH noch zu unterbinden, liegen nun bei der schwedischen Regierung. Diese muss dem Deal des Staatskonzerns noch zustimmen und dürfte dies wohl auch tun. Denn die Schweden wollen die schmutzige Braunkohle abstoßen und die CO2-Emissionen des Konzerns drastisch reduzieren. Auch wenn viele Schweden und auch die regierenden Grünen Bedenken dabei haben, sich einfach so aus der Braunkohle-Affäre zu ziehen und keine Verantwortung für den Klimaschutz zu übernehmen.

Tschechischer Millionär steht hinter EPH

Zwar gehört EPH mittlerweile zu den größten Energieversorgungsunternehmen Europas, dennoch ist nicht viel über das Unternehmen mit Sitz in Prag bekannt. Die Konzernstruktur mit Holding-Gesellschaften, die laut rbb größtenteils im Steuerparadies Zypern angesiedelt sind, ist unübersichtlich. Zwei Drittel der Unternehmensanteile hält der Chairman und tschechische Millionär Daniel Kretínský gemeinsam mit dem slowakischen Geschäftsmann Patrik Tkác. Die Investment-Firma J&T, bei der Kretínský als Partner arbeitete, kontrolliert die restlichen Anteile. Kretínský gilt als Kopf von EPH.

besonders in Westeuropa und die sich wandelnde Energiepolitik wollen oder müssen viele alte Energiekonzerne ihre Kohlekraftwerke oder ganze Sparten verkaufen. Ihnen ist der Markt zu ungewiss geworden oder sie sind in finanzielle Schieflage geraten. EPH kommt so günstig an schmutzige Kraftwerke, die wegen der unsicheren Zukunft oft unter Wert verkauft werden. Kretínský wettet dagegen darauf, dass die Energiewende doch nicht so schnell vorangeht und versucht, mit den fossilen Anlagen weiter Geld zu machen.

„Billig einkaufen, viel rausholen“

Finanziert werden die Geschäfte meist über Kredite, wie langfristig das Engagement von EPH ist, bleibt unsicher, so auch in der Lausitz. EPH verweist darauf, dass man bereits in Deutschland aktiv sei, etwa mit der MIBRAG. Kritiker sagen, die Tschechen würden Kraftwerke nur „billig einkaufen und dann in kurzer Zeit möglichst viel herausholen“. Greenpeace nennt den Verkauf des Vattenfall-Braunkohlegeschäfts an EPH „skandalös“.

„Wenn die schwedische Regierung jemals an das Klimaabkommen geglaubt hat, dann darf sie diesen schmutzigen Deal nicht durchwinken. Verantwortung für den Klimaschutz lässt sich nicht verkaufen“, kommentierte Greenpeace-Energieexperte Karsten Smid die Einigung mit EPH. Die Probleme der schmutzigen Braunkohle samt ihrer hohen Folgekosten würden durch den Deal nur anderen aufgehalst und am Ende müsse womöglich der deutsche Steuerzahler dafür aufkommen, so Smid.

Eines steht auf jeden Fall fest: Durch den Verkauf der Vattenfall-Sparte in der Lausitz an einen Kohlekonzern wird das schmutzige Braunkohlegeschäft weiter gefestigt. Der schwedische Staatskonzern und die Bundesländer Brandenburg und Sachsen haben die Gelegenheit vertan, eine zukunftsfähige Energie- und Klimastrategie für die Region und die Braunkohlebeschäftigten zu erarbeiten. cw


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