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Fraunhofer-InstituteWasserstoff-Masterplan für Ostdeutschland

Mecklenburgische Seenplatte mit Windkraftanlagen
Wenn sich die ostdeutschen Bundesländer gut verzahnen, können sie ein wichtiger Teil der zukünftigen Wasserstoffbranche werden. (Foto: Maja7777 auf Pixabay)

Ostdeutschland hat beste Voraussetzungen für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft. Zu diesem Ergebnis kommen drei Fraunhofer Institute und stellen einen Wasserstoff-Masterplan für die neuen Bundesländer vor.

25.05.2021 – Aus Erneuerbaren Energien gewonnener Wasserstoff wird ein wichtiger Energieträger der Zukunft. Besonders in der Industrie wird es ohne ihn nicht gehen, hier wird er der klimaneutrale Nachfolger der heutigen fossilen Energieträger sein.

Drei Fraunhofer-Institute haben in einer gemeinsamen Analyse herausgearbeitet, weshalb gerade die ostdeutschen Bundesländer prädestiniert sind, beim Markthochlauf der Wasserstoffgewinnung und seiner Anwendungsfelder ganz vorn mitzumischen. In ihrem Masterplan skizzieren sie detailliert die Herausforderungen und Chancen.

Standortvorteil Erneuerbare Energien

Besonders das Potenzial an Erneuerbaren Energien in den neuen Bundesländern ist ein wichtiger Standortvorteil für die zukünftige Wasserstoffgewinnung. Werden die Potenziale ins Verhältnis zum heutigen Stromverbrauch gesetzt, so könnte beispielsweise Mecklenburg-Vorpommern 12-mal mehr Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugen als zur Deckung der eigenen Stromnachfrage gebraucht wird.

Das eröffnet Chancen zum Stromexport oder zur Erzeugung von grünem Wasserstoff und Syntheseprodukten – gerade auch, weil in diesem Bundesland die vergleichsweise günstige Windstromerzeugung dominiert. Brandenburg hat mit knapp dem vierfachen Erneuerbare-Energien-Potenzial im Verhältnis zur heutigen Stromnachfrage ebenfalls bedeutsame Möglichkeiten. In den drei anderen neuen Bundesländern liegt das Verhältnis zwischen 1,4 und 2,3.

Viele verschiedene Akteure sind bereits vorhanden

Ein weiterer Aspekt ergänzt diese wichtige Voraussetzung. Die Autoren haben erstmals die ostdeutsche Unternehmerlandschaft ganzheitlich betrachtet und dabei über 660 Akteure entlang der Wertschöpfungskette von Wasserstoff identifiziert.

Die detaillierten Stärken- und Schwächenprofile der einzelnen Bundesländer zeigen, dass sich die Profile komplementär ergänzen und ein ausgezeichnetes Fundament für eine bundesländerübergreifende Zusammenarbeit bieten.

Neben den großen Mengen Sonnen- und Windstrom aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg können beide Länder fundierte Erfahrungen im Bereich der Kraftwerkstechnik einbringen. In Sachsen-Anhalt existiert eine breite Expertise in der chemischen Industrie und eine hervorragend ausgebaute Gasspeicherinfrastruktur. In Sachsen findet sich eine hohe Kompetenz im Bereich des Anlagen- und Maschinenbaus und in Thüringen in der Sicherheits- sowie Mess-, Steuer- und Regelungstechnik.

Diese Vorarbeit vereinfacht zum einen die Vernetzung zwischen den einzelnen Akteuren und schafft Synergien, andererseits hilft sie, den Aufbau von Doppelstrukturen oder gar Kannibalisierungseffekte zwischen einzelnen Regionen zu verhindern.

Erstmals konkrete Prognosen zu Wasserstoffbedarf

Der Masterplan ermittelt erstmals für alle ostdeutschen Bundesländer konkrete quantitative Aussagen zur möglichen Wasserstoffnachfrage in der Industrie und im Verkehr, für Systemdienstleistungen wird die Nachfrage qualitativ betrachtet.

Kurz- bis mittelfristig wird in der ostdeutschen Industrie ein Nachfragepotenzial von rund 15 Terawattstunden (TWh) insbesondere bei Raffinerien, der Basischemie und der Stahlproduktion gesehen. Weitere 2,3 TWh könnten durch den Einsatz im Verkehrsbereich erschlossen werden. Bis 2050 wird für den Verkehrsbereich ein Gesamtpotenzial von 12 TWh und für den Einsatz in der Industrie ein Bedarf von 37 TWh prognostiziert. Zum Vergleich: Für das Jahr 2030 erwartet die Bundesregierung auf Basis der nationalen Wasserstoffstrategie einen Wasserstoffbedarf von circa 90 bis 110 TWh deutschlandweit.

50 konkrete Maßnahmen vorgeschlagen

Um die identifizierten Chancen zu nutzen, empfehlen die Autoren 50 konkrete Maßnahmen. Diese reichen von der Entwicklung spezifischer Genehmigungs- und Zulassungsverfahren, über die Veränderung von Beschaffungsrichtlinien bis zur Etablierung konkreter Bildungsangebote.

Auch die Gründung einer ostdeutschen Wasserstoffagentur wird vorgeschlagen. Dadurch könnte eine stetige politische Koordination über die Grenzen der Bundesländer hinweg gewährleistet und die Verzahnung zwischen Unternehmen, Wissenschaft und Politik sichergestellt werden. Ziel der Wasserstoffagentur sollte sein, die Unternehmen der unterschiedlichen Sektoren und Wertschöpfungsstufen zusammenzuführen und eng zu begleiten. Dadurch soll es gelingen, große unternehmerische Vorhaben bis zur Umsetzung zu führen.

Der Wasserstoff-Masterplan für Ostdeutschland wurde gemeinsam erarbeitet von der Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG, dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI und dem Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme IKTS. pf


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Kommentare

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Carl Nisser 25.05.2021, 23:55:53

Dear Friends,

i believe you might be interested in visiting www.waves4power.com

We can produce enough hydrogen to replace all coal mines in the EU.

Kind regards,

Carl


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