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Das Effizienzhaus Plus soll’s richten

Das Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität in der Fasanenstraße in Berlin erregt immer noch Aufmerksamkeit. Eine Testfamilie wohnte ein Jahr lang darin, nun wird es als Informationszentrum genutzt. (Foto: © ZEBAU GmbH)
Das Effizienzhaus Plus mit Elektromobilität in der Fasanenstraße in Berlin erregt immer noch Aufmerksamkeit. Eine Testfamilie wohnte ein Jahr lang darin, nun wird es als Informationszentrum genutzt. (Foto: © ZEBAU GmbH)

Während die GroKo den Klimaschutzzielen nicht nachkommt bleibt ein klimaneutraler Gebäudebestand bis 2050 auf der Agenda. Mit dem Konzept Effizienzhaus Plus versucht das Bauministerium daher gemeinsam mit Branchen-Partnern seinen Beitrag zu leisten.

23.02.2018 – Ab 2021 müssen nach der EU-Gebäuderichtlinie Neubauten als „Niedrigstenergiehäuser“ gebaut werden. Eine genaue Definition dieses Standards ist noch offen. Klar ist: Gebäude sollen so gebaut und saniert werden, dass sie kaum noch CO2 ausstoßen. Bis 2050 soll dann der gesamte Gebäudebestand in Deutschland nahezu „klimaneutral“ sein. Daran glaubt wohl kaum jemand aus der Praxis – denn da wären riesige Bestände energetisch zu sanieren, und meistens fehlt das Geld. Auch Petra Alten vom Bauministerium räumte im Rahmen des öffentlichen Netzwerktreffens Effizienzhaus Plus während der bautec in Berlin ein, dass bis 2050 ein klimaneutraler Bestand kaum zu erreichen sei. Effizienzhäuser Plus erzeugen mehr Energie, als sie für ihren Betrieb benötigen – und könnten damit Defizite anderer Gebäude ausgleichen und diese dann mit grüner Energie unterstützen, so Alten.

Seit vielen Jahren wird am klimaneutralen Gebäude der Zukunft geforscht, das Modell des Effizienzhaus Plus wird nun sieben Jahre alt. Seit seiner Initiierung ist es gelungen, unterschiedliche Lösungen zu optimieren – auch in der Gebäudesanierung und im mehrgeschossigen Wohnungsbau sowie bei Bildungsbauten ist der Standard verwirklicht worden. In der Projektphase Auf dem Weg zum Effizienzhaus Plus innerhalb des dena-Modellvorhabens wurden mit 34 Ein- und Mehrfamilienhäusern – darunter 20 Neubauten und 14 Sanierungsobjekte –bundesweit Projekte geschaffen, die Best-Practice-Lösungen für nahezu klimaneutrale Energiestandards bei Neubauten und Sanierungen zeigen. Die dena begleitete diese Gebäude bei der Durchführung. Mit der Auswertung und dem Wissenstransfer sollen in den Regionen Grundlagen geschaffen werden, um hocheffiziente Gebäudestandards langfristig breitenwirksam im Markt einzuführen. Dabei geht es nicht nur um Effizienz. Bei der Auswahl der Gebäude wurde neben der Einhaltung der energetischen Kriterien auch auf die Vielfalt an Konzepten und Gebäudetypen, auf den Innovationsgrad des Konzeptes und seine Übertragbarkeit in die Breite Wert gelegt.

Der Effizienzhaus Plus-Standard ist auf drei Säulen aufgebaut: hohe Energieeffizienz, geringer Energiebedarf – und der Einsatz Erneuerbarer Energien möglichst vor Ort garantiert u. a. das Plus, mittels Photovoltaik- oder Kleinwindkraftanlagen, die lokal Strom für die Eigennutzung erzeugen – möglichst mit Zwischenspeicherung der Überschüsse, geringe Überschüsse kommen zur Einspeisung ins öffentliche Netz.

Viel Technik, aber mit Spielraum

Der Effizienzhaus Standard Plus ist sicherlich nicht der einzige Weg zu mehr Klimaneutralität. Daher gibt es auch viele Modelle – welche das richtige ist kann nur der Planer individuell mit dem Bauherrn herausfinden. Es ist nicht jedermanns Sache in einem energieerzeugenden Haus zu wohnen – mit Monitoren zur Überwachung des Stromverbrauchs und viel Regelungstechnik. Testfamilien bewohnten daher bundesweit verschiedene energieerzeugende Häuser um herauszufinden, wo es noch Änderungs- oder Verbesserungsbedarf gibt.

Die bautechnische Vielfalt der Effizienzhäuser Plus sei groß, sagen die Forscher, das gelte auch für die Gebäudetechnik. Der Effizienzhaus-Plus-Standard lasse den technologischen Ansatz weitestgehend offen, so der Plan – viel Technik ist aber in der Regel dabei. Dabei sollte aber jedes einzelne Konzept hinsichtlich Effizienz und Wirtschaftlichkeit auf den Prüfstand. „Die zusätzlich gewonnene Energie gewährt uns Spielraum für ganz neue Lösungsansätze, die sich auf Quartiere und ganze Städte übertragen lassen“, sagt Hans Erhorn, Leiter der Abteilung Energieeffizienz und Raumklima des Fraunhofer IBP an, der das Netzwerktreffen auf der bautec in Berlin moderierte. Gebäude mit dem Effizienzhaus Plus-Standard seien mittlerweile zu guten Preisen auf dem Markt. Modelle fürs Quartier werden wichtiger, lokale Stromerzeugung oder Nahwärmekonzepte für den kommunalen Bereich.

Vorschlag CO2-Bilanzierung: Treibhausgasfaktor statt Primärenergiefaktor

Die Effizienzhaus Plus Häuser werden einem intensiven Monitor unterzogen, in dem die wesentlichen Parameter wie etwa Heizenergie- und Stromverbrauch, Eigennutzungsgrad der Erneuerbaren Energien oder Primärenergieverbrauch geprüft werden. Martin Pehnt vom IFEU stellt die richtige Bilanzierung von Effizienzhäusern in den Fokus der weiteren Forschung zum klimaneutralen Bauen und stellt dabei die Frage, ob zur energetischen Bewertung hinsichtlich Klimaschutz eine CO2-Bilanzierung notwendig wird – ob also der bisherige Primärenergieansatz das richtige Verfahren ist, oder nicht vielmehr statt des Primärenergiefaktors der Treibhausgasfaktor zum Maßstab werden sollte. Auch in der EU-Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (EPBD)  gebe es die deutliche Bezugnahme auf die CO2-Bilanzierung von Gebäuden.

Was bedeutet der Austausch Primärenergiefaktor mit Treibhausgasfaktor für die Bilanzierung? Der Einsatz von Energieträgern wird dadurch anders bewertet, vergleicht man bspw. Erdgas mit Biogas. Biomethan erzielte dann eine bessere Bilanz als Erdgas, aber auch nur wenn es aus Reststoffen kommt o.ä. Bei der Fernwärme schlägt die Wärme aus Kohlekraftwerken sehr viel schlechter ins Gewicht als bisher. Auch die Bewertung der strombasierten Wärmepumpe, die als Heizung der Zukunft propagiert wird, komme damit erneut auf den Prüfstand, so Pehnt. Beim Einsatz Erneuerbarer Eenergien wird die Energiespeicherung vor Ort Speicherung ein zunehmend wichtiges Thema.

Einen Vorschlag zur CO2-Bilanzierung von Gebäuden hatten erst kürzlich Fachexperten der DGNB bereits in einem Alternativentwurf zum neuen Gebäudeenergiegesetz mit dem Gebäude-Emissionsgesetz GEG 2050 gemacht. Das GEG 2050 bezieht sich direkt auf die CO2-Konzentration in der Atmosphäre. Nur damit lassen sich nach Einschätzung der DGNB die Klimabeschlüsse umsetzen. Die bisherige Steuerungsgröße „Energieverbrauch von Gebäuden“ sei nicht mehr geeignet - es sollten vielmehr die CO2-Emissionen eines Gebäudes zur Zielgröße werden. na


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